1991: Auerwerksgelände verstrahlt

März 1991 I -> 15.3.2011

Rückblick: Im März 1991 wird erhöhte Radioaktivität gemessen / Lidl plant Großlager

MAZ Oranienburg, 31.3.2011

Was passierte vor 20 Jahren im Altkreis Oranienburg – und was stand in der MAZ? Diesmal: die zweite Hälfte im März 1991.

OBERHAVEL
Mitte März 1991 warten die Oranienburger noch immer auf den Baubeginn für das Atrium-Einkaufscenter zwischen der Leninallee (Berliner Straße) und der Breiten Straße. Baudezernent Horst Ganschow weist Gerüchte zurück, dass sich der Bau zerschlagen habe. Noch im ersten Halbjahr solle der Grundstein gelegt werden.

Im Wald bei Schmachtenhagen helfen etwa 80 Menschen bei der Neugestaltung der Gedenkstätte für die Opfer des „Sowjetischen Speziallagers Nr. 7“. Ein Jahr zuvor sind die Massengräber an dieser Stelle gefunden worden. Äste werden entfernt, Gräben aufgefüllt und Setzlinge gepflanzt.

Die Oranienburger Runge-EOS feiert am 15. März 1991 eine Theatersensation. Die Schüler zeigen „Liebe Jelena Sergejewna“. Die MAZ lobt die Gruppe als „überzeugend bis in die zitternden Fingerspitzen“.

In der Region ereignen sich mehrere tödliche Verkehrsunfälle. Bei einem Crash auf der Borgsdorfer Kreuzung stirbt am 14. März ein Mann. Drei Tage später prallt ein 24-Jähriger mit seinem Wartburg zwischen Velten und Germendorf gegen einen Baum. Eine seiner beiden Geschwister kommt dabei ums Leben.

Auf dem Gebiet der ehemaligen Auerwerke in Oranienburg ist eine überdurchschnittliche radioaktive Strahlung festgestellt worden – wohl ein Überbleibsel der Rüstungsproduktion bis 1945. Zwischen der André-Pican-Straße und dem Bahngelände in Oranienburg liegen die Werte über dem natürlichen Strahlenpegel. Die Zone wird abgesperrt.

Im ehemaligen Kremmener Lehrlingswohnheim der Milchviehanlage gibt’s Ärger. 35 Leute sollen ins nun dort eingerichtete Asylbewerberheim einziehen – sechs weigern sich und wollen den Bus nicht verlassen. Die protestieren, dass sie nur 320 Mark monatlich bekommen, in Eisenhüttenstadt dagegen 400 Mark.

Der Bau eines Lidl-Großlagers auf dem Gelände der LPG-Tierproduktion in Orion bei Kremmen scheint perfekt zu sein. Auf dem 60 000 Quadratmeter großen Areal sollen bis zu zehn Meter hohe Hallen entstehen. Außerdem soll am Rande der Stadt ein Fertighauswerk der Firma „Schwörer-Haus“ entstehen.

In Birkenwerder entsteht der DFF-Kinderfilm „Die Sprache der Vögel“. Das Team dreht auf dem Waldfriedhof eine Trauerfeierszene. An der Seite von Schauspielerin Ursula Kausseit agiert unter anderen der Borgsdorfer Männerchor.

Die baupolizeilich gesperrte Seegaststätte am Kremmener Luch soll völlig neu entstehen. Immer häufiger fällt der Name des Fußballers Paul Breitner, der das Luchlokal in Augenschein genommen haben soll. Am Tag danach dementiert Kremmens Stadtverwaltung, dass Breitner noch im Rennen ist.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Eine Antwort zu „1991: Auerwerksgelände verstrahlt“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert