1991: Das G-Haus steht vor der Pleite

Rückblick: Im Januar 1991 wird ein Betreiber gesucht / Glienicker wollen nach Berlin

Januar 1991 I -> 25.1.2011

MAZ Oranienburg, 1.2.2011

Was passierte vor 20 Jahren im Altkreis Oranienburg – und was stand in der MAZ? Diesmal: die zweite Hälfte im Januar 1991.

OBERHAVEL
„Die Preisbrecher“ machen Ärger. Das Geschäft in der Oranienburger Straße des Friedens (Bernauer Straße) ist von einer Göttinger Firma übernommen worden. Bürgermeister Udo Semper spricht von „unlauterem Wettbewerb“. Filialleiter Reinhold Schlieker versteht dagegen nicht, was an niedrigen Preisen schlecht sein soll.

Vor der Übernahme steht auch das Pharma-Werk in Oranienburg. Die Byk Gulden Lomberg Fabrik GmbH will es kaufen und 200 Leute übernehmen – das sind jedoch nicht alle.

Die Überlegung, einen Großflughafen für Berlin in Sommerfeld anzusiedeln, sorgt für helle Aufregung. Kreis-Ökologiedezernent Joachim Hilgenfeld weist darauf hin, dass es sich beim Kremmener Luch um das bedeutendste Naturschutzgebiet im Landkreis handele – außerdem würden die Kraniche gestört.

Gute Nachrichten gibt es dagegen für die Förderschule Sachsenhausen. Sie kann aus den maroden Gebäuden nach Oranienburg in den ehemaligen Infrarot-Kindergarten umziehen. Er liegt nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt. Die Anforderungen seien erfüllt, so die Leiterin Karin Wyrembek.

Die Oranienburger müssen demnächst mehr für ihren Stadtbus zahlen: Eine Fahrt kostet dann 50 Pfennige.

In der Kanalstraße Ecke Luisenstraße in Oranienburg findet die Polizei eine tote Frau. Die schweren Verletzungen an der Leiche lassen auf Mord schließen.

Das Gesellschaftshaus („G-Haus“) in der Oranienburger Straße des Friedens steht vor dem Aus. Es steckt seit der Wende tief in den roten Zahlen, Gäste kommen kaum noch. Die Treuhand-Gesellschaft will den ehemaligen HO-Betrieb verkaufen, doch bislang hat sich kein Interessent gefunden. Das ist nun anders. Stefan Dölling plant an der Stelle ein Hotel mit 150 bis 200 Betten, eine Sauna und Einkaufsmöglichkeiten.

Spekulationen in Glienicke: Angeblich strebt die Gemeinde den Anschluss zu Berlin an, so munkelt man im Kreistag. Landrat Karl-Heinz Schröter sagt, dass Berlin und Brandenburg das entscheiden müssten, warnt jedoch: Für die Glienicker würden in Berlin die Grundsteuern erheblich steigen. Die Gemeindeverwaltung plant, nun die Bürger zu befragen.

Lehnitz soll sich rausputzen. Die Gemeindevertreter beantragen Fördermittel in Höhe von 19 Millionen Mark. Bis zum Jahr 2000 – dann findet die 650-Jahr-Feier statt – soll sich die Dorfmitte in neuem Gewand präsentieren. Geplant sind Geschäfte, Gaststätten, Pensionen und die Ansiedlung von Dienstleistungsfirmen.

Dem Trabi schlägt sein letztes Stündlein: Auf dem Areal eines Recyclingunternehmens bei Lehnitz türmen sich die schrottreifen Trabants. Allerdings stöbern Sammler dort auch nach Ersatzteilen.

Am 31. Januar 1991 fährt die Werkbahn des Oranienburger Reifenwerkes ein letztes Mal. Die Fahrt führt auch über die B 96 in der Sachsenhausener Straße. Waren die neun Betreuer des kleinen Güterzuges einmal für 20 Unternehmen tätig, blieben am Ende nur noch drei übrig. 1912 ist das Werksschienennetz eröffnet worden, 1991 wird es geschlossen.


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2 Antworten zu „1991: Das G-Haus steht vor der Pleite“

  1. […] “gesellschaftshaus oranienburg mieten” Das wird schwierig. Denn das “Gesellschaftshaus”, zu DDR-Zeiten eine der beliebtesten Kneipen in Oranienburg, gibt es seit 1991 nicht mehr. Das […]

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