Systemkiller und andere Kinder

Rückblick: 52-mal „Willi“: Die MAZ-Jugendredaktion mit ihrer eigenen Jahresbilanz 2010

MAZ Oranienburg, 29.12.2010

Der ProSieben-Clubretter macht Stress in Marwitz. Und die Schweinegrippe den „Willi“-Schreibern. Eine Rückschau.

Januar:
2010 beginnt für einen 21-jährigen Oranienburger dramatisch. Beim Böllern zerfetzt er sich eine Hand.
Und auch die Schweinegrippe setzt vielen Menschen zu – auch „Willi“. Einer unserer Schreiber stellte Silvester fest, dass der Ouzo ja ganz schön heiß sei. War dann aber doch eher Fieber – und die Schweinegrippe.
Die Jugendlichen im Oberhavel-Süden fahren lieber nach Berlin in die Disko. Eine Umfrage bringt es ans Licht. Die Nordlichter düsen dagegen schon mal bis nach Walsleben in Ostprignitz-Ruppin. So oder so: lange Wege.

Februar:
Oranienburger Jugendliche recherchieren in Lehnitz für das Stolpersteinprojekt. Im Mittelpunkt steht ein jüdisches Genesungsheim. Das Potsdamer Landesarchiv bringt allerdings kaum neue Erkenntnisse.
Trotz Abistress: Ein Nebenjob nach der Schule muss sein. Schließlich will die Freizeit finanziert sein. Eine 17-Jährige aus Gransee bringt es auf den Punkt: „Man will teure, bessere Klamotten. Mehr Party.“

März:
2010 endeten die Nuller-Jahre. Wir fragten euch: Was brachte das Jahrzehnt? Vor allem Castingshows im Fernsehen. Und Facebook oder Jappi. Und natürlich den I-Pod.
Auch neu: Twitter. Der Kurznachrichtendienst im Internet ist immer beliebter. „Für mich ist es ein abstrakter Notizblock“, sagt ein 20-jähriger Oranienburger.
Am Hedwig-Bollhagen-Gymnasium in Velten sammeln Schüler für das Hilfsprojekt Operation Smile. Spendenläufe und Kuchenbasare gegen die Hasenscharten-Krankheit in der Dritten Welt.

April:
Die Band Jazzica Nabis aus Birkenwerder gewinnt beim Schooljam-Bundesfinale in Frankfurt am Main einen Sonderpreis.
Alfi Hartkor legt einen denkwürdigen Auftritt in der Beat-Fabrik in Marwitz hin. Er schied in der ersten Casting-runde von „Deutschland sucht den Superstar“ aus. Zu recht. „Ich bin praktisch der zweite H. P. Baxxter von Scooter“, sagte er im Willi-Interview. Fast wären Gläser geflogen, hätte Hartkor weitergesungen. Wenn man das singen nennen kann.

Mai:
Die Marwitzer Beat-Fabrik hat Ärger mit ProSieben. „Cem – Der Clubretter“ wollte die Disko modernisieren. Ein paar neue Lampen taten es auch, und im Fernsehen sah es aus, als würde der ganze Laden den Bach runtergehen. Die Disko gibt’s immer noch, auch ohne angeblichen Clubretter.
Veltens Jugend kämpft um den S-Bahn-Anschluss, die Verlängerung der S 25 in die Ofenstadt. Im StudiVZ im Internet gibt es entsprechende Unterstützergruppen.

Juni:
Jede Woche freuen sich die Bewohner des Oranienburger Domino-Seniorenheimes auf Besuch ihrer Schulpaten. Am Louise-Henriette-Gymnasium gibt es ein entsprechendes Projekt. Ausgezeichnet!
Die Theatergruppe „Obst“ probt in Oranienburg ihr 20. Stück. Es heißt „Biedermann und der Brandstifter“.
Willi ruft den Kampf Bibliothek gegen Wikipedia aus. Lesen sei zwar allgegenwärtig, aber immer weniger in gedruckter Form. E-Books sind auf dem Vormarsch. Bibliotheksleiterin Bölke hält das Aussterben der Bücher jedoch für keine realistische Vision.
Unterdessen ist Oberhavel im Fußball-WM-Taumel. In den Schulpausen dominieren Schwarz-Rot-Gold – und der eine oder andere Fernseher.

Juli:
Fritz-Moderator Thommy Wosch verkündet das Aus seiner täglichen Show „Ab 18“. Im Willi-Gespräch kündigt er aber schon die Fortsetzung an. Und tatsächlich: Einige Monate später geht er bei Energy auf Sendung.
In der Oranienburger Schulstraße muss es ein Drama gegeben haben. Auf dem Fußweg liegt ein zerrissener Schulaufsatz über eine Klassenfahrt. Note 3. Ist doch gar nicht soo schlecht …

August:
Mallorca liegt in Vehlefanz. So war das jedenfalls geplant, doch die Sause am Autohof geht im Dauerregen unter. Die Stargäste, Big-Brother-Jürgen und Willi Herren, kommen erst gar nicht.
Immer mehr Jugendliche planen ein Jahr im Ausland. Die Auswahl der Organisationen ist groß: vom europäischen Freiwilligendienst bis zum Parlamentarischen Patenschaftsprogramm.

September:
Startschuss für die Reihe „Soundtrack OHV“. „Willi“-Leser dürfen ihre fünf Lieblingslieder aufzählen. Und die „Willi“-Schreiber fangen an: Auf der Liste stehen The XX, Nena, The Killers und Silbermond.
Hannes Rössler aus Oranienburg, bekannt mit seiner Band Jazzkomplott, feiert mit seinem Kurzfilm „Gegensprechanlage“ in einem Berliner Kino Premiere.
„Willi“ stellt das WG-Abc vor. Zum Beispiel der Denkzettel am Kühlschrank: „Es freut mich, dass du dich verliebt hast. Ich möchte nachts aber schlafen.“
Das Kino-Zauberwort heißt 3D. Animationsfilme laufen kaum noch auf die herkömmliche Art.
Schock am Abend: Facebook funktioniert stundenlang nicht. Im Internet rumort es ein paar Stunden.

Oktober:
Martin Wenzel aus Oranienburg ist Rapper. Als Presto gibt er sein erstes Album heraus. Es heißt „Killer im System“.
Das Herbstforum des europäischen Parlaments tagt in Liebenberg. 50 Jugendliche aus ganz Europa sind zu Gast.
Moritz von Uslar gibt sein Buch „Deutschboden“ heraus. Dafür lebte er ein Vierteljahr in Zehdenick. Die Stadt heißt im Buch Oberhavel – oder Hardrockhausen.

November:
Die anderen Kinder gewinnen den Hennigsdorfer Bandwettbewerb. Kurz zuvor zeichnete sie bereits der Sender Radioeins beim Berlin-Festival aus.
Den Kampf unter den sozialen Netzwerken im Internet kann Facebook immer mehr für sich gewinnen. Das StudiVZ hat das Nachsehen.
Im Hennigsdorfer Stadtklubhaus proben die Musikschüler für das neue Musical „Luise“. Am 18. Februar 2011 ist Premiere.

Dezember:
Goethe ist bei Jugendlichen in Oberhavel ziemlich out. Sie tun sich schwer mit Werther und Erlkönig. Martina Köpp, Lehrerin am Rungegymnasium in Oranienburg, hält dagegen: Die Lebensweisheiten würden auf jede Zeit zutreffen.
Die Abschaffung der Wehrpflicht hat auch Konsequenzen für den Zivildienst. Ein 19-Jähriger aus Oranienburg spricht sich bei „Willi“ gegen das Aus des Zivildienstes aus.
Und zum Jahresende kommt noch eine erfolgreiche Band aus Oberhavel. Ramaze aus Zühlsdorf gewinnt den Landesrockwettbewerb in Potsdam.

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