1990 – Jahr der Einheit: Abstimmung in Gefahr

Februar 1990 -> 23.2.2010

Rückblick: Vor der Volkskammerwahl im März 1990 melden sich zu wenige Helfer / Aerobic und Lambada im Trend / Oranienburg hat eine neue Miss

MAZ Oranienburg, 18.3.2010

Was passierte im Jahr der Einheit im Altkreis Oranienburg – und was stand in der Märkischen Volksstimme (MV)? Wir blättern zurück. Diesmal der März 1990.

OBERHAVEL
Große Freude in Glienicke. An der Grenze zu Berlin-Hermsdorf wird am 3. März ein weiterer Grenzübergang geöffnet, neben Stolpe, Stolpe-Süd und Hohen Neuendorf der vierte im Kreis Oranienburg. Der sogenannte Entenschnabel ist kein Mauer-Niemandsland mehr.

Doch die politische Euphorie scheint insgesamt verflogen, zumindest wenn es um das direkte Wirken geht. Der Runde Tisch kommt Anfang März nur noch schleppend voran. Bloß die SPD, PDS und die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD) sind dabei. Und das trotz der Sorge aller vor wachsender Arbeitslosigkeit.
Zudem ist die für den 18. März angesetzte Volkskammerwahl zwei Wochen zuvor gefährdet. In Oranienburg sind die Wahlvorstände nicht vollzählig. 27-mal sieben Bürger sind für die Gremien nötig. Wenn es um die Mühen des demokratischen Alltags ginge, scheine der Spruch „Wir sind ein Volk!“ nicht mehr zu gelten, kommentierte ein Sprecher der Kreisstadt die Situation.
Unterdessen tummeln sich im Wahlkampf auch in unserer Region die Politpromis. Gregor Gysi (PDS) tritt an der Pestalozzischule in Birkenwerder auf. Otto Graf Lambsdorff (FDP) kommt nach Oranienburg, Lothar de Maizière (CDU) nach Velten und Willy Brandt (SPD) nach Schwante.

Aerobic und Lambada sind die Freizeit-Zauberwörter. Die Oranienburger strömen am 4. März zur großen Fitnessshow in der Großraumhalle in der Bahnhofstraße (der heutigen Willy-Brandt-Straße). Zu Gast sind Animateure aus der DDR und der CSSR.

Auf dem Lehnitzsee in Oranienburg werden die ersten Dampfer aus Berlin-Tegel gesichtet. Anlegen können sie jedoch nicht. Es fehlt noch eine entsprechende Brücke. Bis Mai soll sie fertig sein.

Die Kreisstadt hat einen Käferclub. Gemeint sind aber nicht die kleinen Tierchen, sondern die unverwüstlichen Volkswagen. 40 Mitglieder hat der Verein unter seinem Vorsitzenden Jürgen Jancke.

In der MV vom 16. März erzählt ein Oranienburger über seine kurze Karriere bei den Republikanern. Anfang 1990 trat er in West-Berlin in die rechtsextreme Partei ein, übernahm dort auch ein Amt. Er habe eine Alternative zur bisherigen Jugendarbeit in der DDR gesucht, erzählt er. An einem Stand habe er sich informiert, sei dann aber entsetzt gewesen, als er merkte, „wie rechtsradikal und undemokratisch die Truppe ist“.

Ganz demokratisch dagegen verläuft die erste freie Volkskammerwahl am 18. März. Und auch wenn es so klingen mag: Der Film „Achtung Banditen! – Zeit des Verbrechens“ im Hohen Neuendorfer Kino hat mit der politischen Lage nichts zu tun. Uwe Grabenhorst, CDU-Kreisgeschäftsführer, ist jedenfalls von der Deutlichkeit des Sieges seiner Partei überrascht. SPD-Kreisverbands-chef Karl-Heinz Schröter sieht im Ergebnis keinen Anlass, die Köpfe hängen zu lassen. Kritisch merkt er jedoch an, dass das Erscheinungsbild einiger SPD-Spitzenkandidaten die Wähler nicht gerade von den Stühlen gerissen habe.

Im Kreis beginnen am 25. März die Jugendweihefeiern. Bis Ende Mai sind bei 48 Veranstaltungen 1319 Jugendliche dabei.

Im Handball ist einer der großen Nachwuchshöhepunkte in Gefahr: Für die Jugendspartakiade haben sich nur noch 41 Mannschaften angemeldet, zwei Jahre zuvor waren es noch 76.

Der Monat März endet mit einer Damenwahl: Silke Krepeit ist Miss Oranienburg 1990. Bürgermeisterin Hildegard Busse überreicht der schönen Frau Schärpe und Krone.


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Kommentare

5 Antworten zu „1990 – Jahr der Einheit: Abstimmung in Gefahr“

  1. Der Bruder

    Der Name der MissOburg 1990 ist nicht korrekt…

  2. RT

    Nicht? Genau so stands in der MV von 1990.

  3. Der Bruder

    denn wars schon vor 20 jahren falsch…

  4. RT

    Wie hieß sie denn?

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