1992: In Bärenklau gehen 150 Asylbewerber auf die Barrikaden

Juni 1992 II -> 26.6.2012

Vor 20 Jahren: Demonstration gegen Vollverpflegung / Feuerwehr wendet Waldbrandkatastrophe bei Summt ab / Einbrüche in Liebenthal

MAZ Oranienburg, 4.7.2012

Was passierte vor 20 Jahren im Altkreis Oranienburg? Diesmal: die erste Hälfte im Juli 1992.

OBERHAVEL
Die Feuerwehr kann die große Katastrophe abwenden. Im Dreieck Birkenwerder – Summt – Zühlsdorf brennt Anfang Juli 1992 tagelang auf einer Fläche von 250 Hektar der Wald. Zeitweise war die Ortschaft Summt bedroht. Es gab bereits erste Evakuierungspläne. Zeitweise sind in der Region mehr als 350 Feuerwehrleute und 300 Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Eine gute Woche lang dauert die Brandbekämpfung.

Bei der Feuerwehr in Hammer herrscht unterdessen Krisenstimmung. Es gibt zu wenig Leute, die Einsatzbereitschaft kann nicht mehr gewährleistet werden, sagt Bürgermeisterin Christa Balke. Die Wehr meldet sich vorerst ab.

In der im Bau befindlichen Gülleaufbereitungsanlage bei Kremmen will die Fastfoodkette McDonald’s Speiseabfälle kompostieren. Im September 1992 soll es losgehen.

Brummifahrer können die Parkfläche gegenüber der Raststätte „Havelbrücke“ in Havelhausen nicht mehr nutzen. Am 6. Juli 1992 sorgt ein Trupp dafür, dass das große Gelände eingezäunt wird. Auftraggeber ist die Esso-AG in Berlin. Doch ein geplanter Tankstellenbau kommt nicht zustande, weil der Oder-Havel-Kanal zu dicht ist.

In Bärenklau gehen am 8. Juli 1992 die 150 Asylbewerber in der ehemaligen Tourismusschule auf die Barrikaden. Der Eklat dreht sich um die Essen-Vollverpflegung, die keiner von ihnen in Anspruch nehmen will. Die Bewohner möchten selbst kochen – und demonstrieren dafür. Ein großes Polizeiaufgebot kommt nach Bärenklau. Eine Sozialamtsmitarbeiterin wird mit einer Fahrradkette angegriffen. Am 10. Juli müssen 39 Schwarzafrikaner das Heim verlassen.

Am 9. Juli 1992 geht folgender Anruf im Kremmener Rathaus ein: „Passen Sie gut auf. In einer Stunde fliegt das Rathaus in die Luft.“ Die Polizei kommt, aber eine Stunde nach dem Anruf steht das Rathaus immer noch.

Unbekannte verwüsten am 14. Juli 1992 das Liebenthaler Gemeindezentrum. Ein Aktenschrank ist aufgebrochen, Akten liegen durcheinander auf dem Boden, auch auf dem Schreibtisch von Bürgermeisterin Ingeborg Kirchmann herrscht Chaos. Einige Tage davor ist schon in den Konsum eingebrochen worden.

Unklar ist übrigens auch noch, ob sich Liebenthal der Stadt Liebenwalde anschließen will. In den Planungen von Groß Schönebeck kommt Liebenthal jedoch nicht mehr vor, die Einwohner selbst sprechen sich dafür aus, im künftigen Kreis Oberhavel bleiben zu wollen.


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