1991: Finanzamt soll in Baracken umziehen

Juli 1991 I -> 26.7.2011

Rückblick: Im Juli 1991 kommt es zum Baustopp am ehemaligen KZ-Gebäude / Johannes Rau zu Gast

MAZ Oranienburg, 30.7.2011

Was passierte vor 20 Jahren im Altkreis Oranienburg – und was stand in der MAZ? Diesmal: die zweite Hälfte im Juli 1991.

OBERHAVEL
Johannes Rau ist zu Gast in Oranienburg. Der Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident ist schon ein alter Bekannter. Bürgermeister Udo Semper und er sind Duz-Freunde. Am 15. Juli 1991 bezeichnet Rau den Aufbau einer funktionierenden Verwaltung als besonders wichtig.

Am Telefon der MAZ meldet sich ein erboster Leser. Nachts um 3 Uhr hätte ihn eine Frau von der „Märkischen Volksstimme“ angerufen. Ihre Frage: „Sind Sie schwul, junger Mann?“

In der Poststraße (Adolf-Dechert-Straße) in Oranienburg wird das Landratsamt saniert. Der Umbau kostet eine Million Mark. Die Technik ist völlig überaltert und die Toiletten „unter aller Würde“.

Unterdessen herrscht Unklarheit über das ehemalige PDS-Gebäude in der Havelstraße. Das Haus gehört nun der Treuhand. Es hat sich zum größten Bürogebäude der Kreisstadt entwickelt. Was aus den Mietern wird, ist noch unklar.

Am Bötzower Stadtgraben in Oranienburg öffnet wieder die Sero-Annahmestelle. Lange waren die Mitarbeiter auf Kurzarbeit-Null, jetzt geht es mit neuem Konzept weiter. Für einen Kilogramm Zeitungspapier gibt es 1,5 Pfennige, für weißes Papier vier und für Glas einen Pfennig.

Die Liebenwalder feiern am 23. Juli 1991 ihre Ampelweihe. Für die etwa 150 Schulkinder ist die Anlage in der Ernst-Thälmann-Straße aufgebaut worden.

Die „Bürgerinitiative Radfahren“ macht sich für eine Radfahrerstraße in Oranienburg stark. Sie soll von der Poststraße, über den Louise-Henriette-Steg und die Bahnhofstraße (Willy-Brandt-Straße) führen. Die Kosten seien gering, so die Befürworter.

Die Landesregierung erwirkt einen Baustopp an der ehemaligen SS-Wirtschaftsverwaltung an der Gedenkstätte Sachsenhausen. Dort soll das Finanzamt einziehen. Auch der Busabstellplatz auf dem bislang von der Bundeswehr genutzten Gelände an der Straße des Friedens (Bernauer Straße) liegt auf Eis. Hintergrund ist der Streit um einen Supermarkt am ehemaligen KZ Ravensbrück in Fürstenberg. In Oranienburg regt sich Protest. Selbst Gedenkstättenleiter Gerhard Emig spricht sich für den Standort des Finanzamtes aus. Stattdessen soll es in Baracken ziehen – die pikanterweise aus dem Sachsenhausener Lager stammen.

Am 26. Juli 1991 räumt die Polizei ein Zeltlager auf der „Liebesinsel“ am Lehnitzsee. Die Zelte stehen dort illegal. Es gebe sonst keine Jugendangebote in der Stadt, beschweren sich die jungen Leute.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Eine Antwort zu „1991: Finanzamt soll in Baracken umziehen“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert