1990 – Jahr der Einheit: Kohl-Sieg macht Schröter betroffen

November 1990 -> 18.11.2010

Rückblick: Im Dezember 1990 zieht der Landrat in den Bundestag ein / Hooligan-Überfall in Hennigsdorf

MAZ Oranienburg, 18.12.2010

Was passierte im Jahr der Einheit im Altkreis Oranienburg – und was stand in der MAZ? Diesmal: die erste Hälfte im Dezember 1990.

OBERHAVEL
Zum vierten Mal im Jahr 1990 treten die Bewohner des Kreises Oranienburg an die Wahlurnen. Bei der Bundestagswahl gewinnt in der Region Oranienburg/Nauen die CDU mit 36,9 Prozent vor der SPD (34,6), FDP (10,0), PDS (9,2) und Bündnis 90/Grüne (6,0). Die CDU-Hochburg liegt in Staffelde. Dort erhält die Kohl-Partei 62,5 Prozent der Stimmen. Die SPD schneidet mit 47,2 Prozent besonders gut in Malz ab. In Hohen Neuendorf erhalten die „Mündigen Bürger“ gerade mal eine einzige Stimme. Landrat Karl-Heinz Schröter (SPD) kann die meisten Erststimmen erringen und zieht in den Bundestag. Dass Helmut Kohl erfolgreich ist, mache ihn „nachdenklich, sogar betroffen“.

Inzwischen weihnachtet es sehr. Außer in Oranienburg. Die Mitarbeiter des dortigen Marktcafés sind sauer. Der Weihnachtsmarkt habe kein Flair. Nur DJ Ossi mit seiner Disko verbreite festliche Stimmung, ansonsten sei eigentlich alles wie immer auf dem Markt.

Den Stadtverordneten in Velten steht der Sinn noch nicht nach Weihnachtsfeiern. Die Stadt muss einen Kredit in Höhe von 5,8 Millionen Euro aufnehmen. Bürgermeister Frank-Michael Reinhardt sagt, dass das Geld für neue Ampeln, Straßen und die Sanierung von Schulen gebraucht werde.

Auf den Imbiss an der Veltener Straße der Freundschaft wird unterdessen am 3. Dezember 1990 ein brutaler Überfall verübt. „Geld her!“, schreit der Unbekannte und besprüht die Verkäuferin mit Reizgas. Die Beute: 1000 Mark.

Schockierende Szenen spielen sich fünf Tage danach im Hennigsdorfer LEW-Haus ab. Etwa 30 Hooligans im Skinhead-Look tauchen bei einer Feier auf. Als sie die Bar stürmen, stellen sich ihnen jedoch mutige Männer entgegen. Mit Feuerlöschern schlagen sie die Glatzen in die Flucht. Die Polizei lässt 30 Minuten auf sich warten. Sie findet kaputte Scheiben, demolierte Lampen und eingedrückte Türen vor.

Nach der Währungsunion kaufen sich immer mehr Leute neue Autos. Und die alten? Die lassen sie einfach irgendwo stehen. Die Stadt Oranienburg kündigt nun an, die Wracks zu entfernen. „Der Kundendienst wird ein teurer Spaß“, so ein Sprecher aus dem Landratsamt. Am Ende der Aktion stehen 19 Schrottautos weniger in der Stadt herum.

Auch gefragt nach der Wende: neue Immobilien. Doch einen entsprechenden Markt gibt es bislang noch nicht. Am 6. Dezember 1990 öffnet die Firma Bendzko-Immobilien die erste Filiale vor den Toren Berlins.

Der Arbeitsmarkt erholt sich leicht. Die Quote der Erwerbslosen im Kreis sinkt von 8,7 auf 8,1 Prozent.

Teschendorf bekommt zum Jahresende eine neue Kita mit 60 Plätzen. Der Rohbau war bereits im Frühjahr 1990 fertig, doch nach der Währungsunion im Sommer ging das Geld aus. Die Kreisverwaltung gab 240.000 Euro dazu.

Der Gewerbepark in Hohenschöpping soll sehr viel kleiner werden als bislang geplant. Aus ursprünglich 270 Hektar sind nun 60 geworden. Der Ökologie-Kreistagsausschuss stimmt dem neuen Plan zu.

Der Kreis Oranienburg bekommt Mitte Dezember ein neues Wappen: Zu sehen sind ein roter Adler, darunter zwei silberne Schwäne auf grünem Grund – eine Zusammenfassung der alten Kreiswappen von Niederbarnim und Osthavelland.

Unterdessen versinkt der Kreis im Schnee. Der Winterdienst ist im Dauereinsatz. Es will einfach nicht aufhören zu schneien. Auf der B96 zwischen Birkenwerder und Borgsdorf stürzt ein Baum auf die Straße. Unfälle passieren jedoch nicht. Alle fahren vorsichtig.


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