(64) -> 28.5.2012
Deutschland steht im Halbfinale der Fußball-EM. Das Team hat die Griechen mit 4:2 Toren geschlagen, und die Leute in der Berliner S-Bahn sind dementsprechend gut drauf.
Am Brandenburger Tor steigt eine ganze Horde junger Männer ein, sie beginnen auch gleich zu singen: Olé, olé, olé! Oder von den Holländern, denen wir jetzt mal gezeigt haben, wie es geht. Oder von einer Allee mit Bäumen.
Eigentlich ist das recht witzig, und die Leute fühlen sich ganz gut unterhalten.
Doch die Gesänge gehen bald in eine andere Richtung. „Wir sind die Jungs aus der Reichshauptstadt. Ficken, oder was? Ficken, oder was?“ „Wir sind die Jungs vom nationalen Widerstand.“
Da geht einem das das Herz auf. Das möchte man doch gern in der S-Bahn hören. Es müssen sehr dumme Jungs sein. Die ersten Leute schütteln den Kopf. „Wir danken der Deutschen Bahn, sie hat Robert Enke überfahren.“
Eine Frau sagt: „Das ist aber nicht mehr lustig.“ Aber niemand sagt es den bekloppten Typen, ich sage es ihnen auch nicht.
Sie wiederholen dann immer wieder die Sprüche vom nationalen Widerstand, von der Reichshauptstadt und von Robert Enke.
Ich könnte kotzen.
Inzwischen stellt sich heraus, dass die Jungs nicht mal aus der „Reichshauptstadt“ kommen, sondern aus dem beschaulichen Hohen Neuendorf. Dort steigen sie aus.
Es herrscht wieder Ruhe in der Bahn.
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