Bahnbekanntschaften (43): Von dicken Titten und Spinnenweben

(42) -> 11.1.2010

Im S-Bahn-Abteil neben mir nehmen zwei junge Männer Platz, höchstens 20 Jahre alt. Der eine in Arbeitsklamotten, der andere mit einer viel zu weiten Hose. Aber das ist ja modern.
Der Zug steht noch im Oranienburger Bahnhof, im Hintergrund waren vor einigen Minuten noch Polizeisirenen zu hören. Irgendein Besoffener muss Ärger gemacht haben. Erzählen zumindest die Jungs. Ein Idiot sei der Typ doch gewesen, sagen sie.

Die S-Bahn fährt los, der eine holt sein Handy raus. Auf einem Foto scheint gerade eine nackte Frau zu sehen sein, der Typ in Arbeitsklamotten meint, dass er sie gern mal bumsen würde. Er stehe nämlich auf dicke Titten. Das Bild scheint ihm sein Freund geschickt zu haben, denn der andere kennt es schon und will es nicht sehen.

Der Zug kommt in Lehnitz an, die Jungs sehen sich um. Offenbar haben sie kein Ticket gelöst und hoffen nun, dass sie nicht kontrolliert werden. In Borgsdorf steigt ein Mann in den Waggon, den die beiden genau beäugen. Aber sie haben Glück, er ist kein Kontrolleur. „Ich hätte wetten können, der ist einer“, sagt der eine.
Der mit den weiten Hosen hat wohl eine neue Freundin, und die scheint schon so manche Typen gehabt zu haben. „Bläst sie gut?“, fragt ihn sein Freund. Der andere antwortet erst nichts, und der andere meint, dass sie dann wohl noch nicht so eit seien. Aber er hoffe, dass sein Freund mit ihr lange zusammen sei.

Wir erreichen Birkenwerder, und der Arbeitsklamottentyp will wohl am nächsten Tag zum Fußballspiel vonm Hertha BSC. „Wenn sie mir das verbietet, dann bekommt sie von mir eine.“ Es ist unklar, wen er meint: eine Freundin oder seine Mutter. „Ich schlage dann die Tür ein.“ Der andere fragt, ob sie denn abschließen würde. Der andere nickt. Ob sie das mache, weil sie dann an sich rumspiele, fragt der eine weiter. Das findet der andere widerlich, die habe doch Spinnenweben da unten, und er finde es ekelhaft, da bei ihr rumzufingern.
Und im Übrigen habe er Lust, heute noch jemanden zu schlagen. Egal, wenn er dafür in den Knast muss. Die beiden stehen auf, in Hohen Neuendorf wollen sie aussteigen. „Aber im Knast wirst du gefickt“, sagt der andere. Das will der eine nun aber auch nicht. „Ich lass mir doch keinen Puller da hinten reinstecken.“
In Hohen Neuendorf steigen sie aus, und dabei war der Dialog doch so unglaublich spannend.


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