Überflieger: Sie hilft, im Film- und Serien-Dschungel zurecht zu kommen

Ingke Purrmann aus Vehlefanz ist Mitgründerin der Streaming-Suchmaschine JustWatch – seit 20 Jahren im Marketingbereich für Medien- und Filmfirmen

MAZ Oberhavel, 25.3.2023

Vehlefanz.
Es gibt diese Momente, da hört man von einer Serie oder einem Film – und die Frage steht im Raum: Bei welchem Streaminganbieter kann ich mir das legal anschauen? Dabei hilft die Plattform JustWatch – als App auf dem Smartphone oder auf dem Computer im Internet.
Gemeinsam mit fünf Partnern hat die Vehlefanzerin Ingke Purrmann die Firma 2014 gegründet. „Die App gibt es seit Februar 2015“, erzählt sie. Sucht man dort nach einem Serien- oder Filmtitel, dann erfährt die suchende Person sehr schnell, auf welcher Plattform der Inhalt zu finden ist – dazu gibt es auch noch weitere Informationen.
„Ich selbst bin aber nicht auf die Idee gekommen“, sagt Ingke Purrmann. „Das war David Croýe. Er ist absoluter Filmfan. Sein zweites Hobby ist digitales Marketing.“ Auf diese Weise kam mit JustWatch beides zusammen. Denn das Unternehmen mit Sitz in Berlin sorgt nicht nur dafür, dass die Menschen erfahren, wo was läuft. JustWatch sorgt auch für das Marketing von Filmen und Serien.

Und mit Marketing im Entertainment-Bereich kennt sich Ingke Purrmann aus – schon seit gut 20 Jahren ist sie in dem Metier unterwegs. Sie stammt aus Küdinghoven, einem Ortsteil von Bonn. Sie zog dann nach Berlin, zehn Jahre später nach Leegebruch, inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in Vehlefanz. Sie arbeitete für NBC Universal Deutschland, dann bei ProSiebenSat.1. Sie kümmerte sich um Marketing und Werbung. „Ich hatte eine starke Beziehung zu den Kunden“, sagt sie. Ihr Ziel sei es immer gewesen, dass die Kunden ihr Geld sinnvoll einsetzen, es nicht verschwenden. „Ich habe große Budgets bewegt.“ 30 Sekunden Werbung zur Primetime kosteten damals 150.000 Euro. Viel Geld – nur gab es ein Problem: „Die, die das Produkt nicht interessierte, musstest du mitbezahlen.“ Das änderte sich, als die Medien immer mehr digital wurden, als auch das Internet in der breiten Masse ankam. „Da bezahle ich nur die, die ich auch will.“ Heißt: Der Werbekunde könne ganz gezielt bestimmen, wen er erreichen wolle.
In Berlin hatte sie einst für das damalige Start Up Moviepilot gearbeitet, eine Filmempfehlungsseite im Internet. Sie hatte inzwischen mit vielen Menschen und Unternehmen zu tun gehabt. „Ich war in der Branche verdrahtet“, sagt sie. So seien auch die Partner von JustWatch auf sie aufmerksam geworden. Inzwischen haben die Seite und die App in Deutschland jährlich 1,2 Millionen Nutzer, weltweit mehr als 35 Millionen. „Wir sind unabhängig, gehören zu keiner Mediengruppe.“ Das sei ihr wichtig, so die 43-Jährige. „Wir sind die größte Streamingsuchmaschine.“ In 140 Ländern sei das Unternehmen aktiv. „Ende des Jahres sollen es 180 sein.“ Etwa 200 Menschen arbeiten für das Unternehmen.

Die Hauptinfo für die Nutzer sei: Wo läuft was? „Die Fernsehzeitschrift von früher ist jetzt JustWatch“, erklärt sie. „Man kann sich eine Watchlist anlegen, man kann die Filme und Serien auch bewerten.“ Die Daten, was wann wo startet, kommen automatisiert in das System
JustWatch verdient Geld mit der Werbung auf der Seite – aber vor allem durch „effizienteres und effektives Marketing“, erzählt Ingke Purrmann. Sie möchte, dass die Kunden mit dem gleichen Geld mehr Ergebnisse bekommen und die richtige Leistung. Film- oder Marketingfirmen können sich an das Berliner Unternehmen wenden, um herauszufinden, wie der Film oder die Serie am besten zu bewerben sind – an wen sich Werbung richten sollte und an wen nicht. „Wir können ein Bauchgefühl in Daten umwandeln.“
Die Daten bekommt das Unternehmen einerseits durch Umfragetools auf Internetseiten oder im Social-Media. Und durch die Daten und Profile, die die Nutzenden der Seite selbst hinterlassen. „Das sind aber alles anonymisierte Daten.“ So könne durch entsprechende Analysen verschiedenster Daten meist schon vor dem Kinostart vorhergesagt werden, ob ein Film gut funktionieren werde oder eher nicht.

Die Pandemie sei marktweit die Wende für den Streamingmarkt gewesen, sagt Ingke Purrmann. Die Fernsehnutzung nehme ab, auch das Kino habe es schwerer, Streaming jedoch nehme zu. „Aber der Prozess wurde durch die Pandemie um drei bis vier Jahre beschleunigt.“ Amazon Prime Video ist in Deutschland am erfolgreichsten, gefolgt von Netflix. „Disney+ zieht stark nach.“

Wohin es sie beruflich zieht, weiß die Vehlefanzerin noch nicht. Es gehe ihr immer um einen Mehrwert für alle, sagt sie. Sie wolle Ungleichheiten ausgleichen. Sei es weiter im Entertainment-Bereich, im stärker werdenden Bereich der neuen Energien oder in der Politik. Mit „Zukunft Oberkrämer“ will sie 2024 in der Kommunalpolitik mitmischen.


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