Radtour (25): Hunger-Ast

(24) -> 21.10.2012

Nach mehr als einem halben Jahr Pause wurde es höchste Zeit für eine Radtour – die erste im Jahr 2013. Und was hab ich geflucht!!

Gleich am Anfang steht eine für mich wichtige Frage: Unterwegs was essen oder gleich am Anfang? Ich entscheide mich für Letzteres, ich stoppe gleich an einem Imbiss hinter der Bahnbrücke in der Bernauer Straße in Oranienburg. Große Schilder laden zu einem Döner ein. Aber offenbar nur die Schilder, denn der Dönerspieß ist ratzekahl leer und auch die Behälter, in denen sonst das Kraut drin liegt, ist blitzblank sauber.
Also weiter.

Nächste Station: An der Kreuzung zur André-Pican-Straße entdecke ich, dass im ehemaligen Asia-und-Döner-Imbiss Betrieb herrscht. Ich überquere die Straße und stehe vor einem Eisladen. Nein, kein Eis. Zu kalt, kein Appetit.
Und in den Dönerladen gegenüber will ich auch nicht, weil…, ähm, sieht irgendwie…, also… Weiter.

Ich bin nun auf einem meiner Lieblingsradwege unterwegs, dem zwischen der Lehnitzschleuse und der neuen Brücke in Friedrichsthal. Mein Plan: Zwischenstopp am Imbiss an der ehemaligen Fähre.
Wenn ich etwas hasse, dann ist es Gegenwind, und auf der Strecke herrscht permant Gegenwind. Ich bin das erste Mal bedient – aber nicht das letzte Mal.

Friedrichsthal. Die kleine Gaststätte ist voller Leute. Ich treffe Bekannte, die mir erzählen, dass man Zeit haben müsse, bis man dort bedient werde. Ich laufe ins Zelt, entdecke, dass es dort sogar etwas Warmes zu essen gibt, zum Beispiel Bockwurst und Bratwurst. Ich frage, ob man auch gleich im Zelt das Geschäft abwickeln könne. Geht nicht. Nur am Tisch.
Darauf habe ich keine Lust, ich schwinge mich wieder aufs Rad und fahre weiter.

Mein nächstes Ziel: der Oberhavel-Bauernmarkt in Schmachtenhagen. Weil der Radweg durch den Wald vom Grabowsee bis kurz vor Bernöwe so idyllisch ist, wähle ich diesen Weg. Er ist auch diesmal wieder idyllisch, aber nicht wirklich für mich.
Sagt dir der Begriff „Hunger-Ast“ etwas? Ich habe keinen Bock mehr, die Kraft in meinen Beinen lässt nach, und der Weg nimmt kein Ende.
Irgendwann erreiche ich die Chaussee von Bernöwe nach Schmachtenhagen, ich radele weiter. Und werde immer langsamer. Und beginne, zu fluchen. Ich habe Hunger, ich habe Durst. Hinter jeder Kurve hoffe ich, das Ortseingangsschild zu erkennen – aber es will und will sich nicht zeigen.

Plötzlich: ein Geräusch. Das Tuten einer Dampflok. Es klingt original wie der „Rasende Roland“ auf Rügen. Spontan bekomme ich Fernweh. Ist es eine Halluzination? Immer wieder tutet es.
Meine Freude könnte groß sein, als ich Schmachtenhagen erreiche, aber ich habe keine Kraft mehr für Freude.
Im Bahnhof von Schmachtenhagen sehe ich den Verursacher des Getutes – eine Dampflok, kurz vor der Abfahrt. Tutend und schnaufend setzt sich der Zug in Bewegung.

Einen Fahrradständer konnte ich auf dem Oberhavel-Bauernmarkt nicht entdecken. Ich lehne es an eine der Buden vor dem Eingang. Auf einer großen Tafel habe ich schon gelesen, dass der Markt um 17 Uhr schließt. Es ist 16.15 Uhr.
Ich laufe durch den düsteren Markt, es wird gerade umgebaut, alles sieht eher nicht einladend aus. Was Warmes zu essen gibt es auch nicht mehr, schließlich müssen sich die Mitarbeiter der Kantine und des Restaurants schon darauf vorbereiten, dass sie in knapp 35 Minuten den Laden abschließen werden.
Meine Laune ist eher nicht so gut.

Ich schwinge mich wieder aufs Rad und entdecke an der Bäke eine kleine Gaststätte. Sie ist meine Rettung. Sie heißt nicht nur „Zur Bäke“, man kann genau das auch erleben. Ich sitze im Garten, neben mir plätschert der kleine Bach unter einer Brücke hindurch. Das Gras ist schon schön grün. Ich esse ein Bauernfrühstück, und die Radfahrerwelt ist wieder in Ordnung.


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Kommentare

3 Antworten zu „Radtour (25): Hunger-Ast“

  1. J. Beckerhardt

    Vielen Dank für die nette Erwähnung unserer Pinte. Eigentlich sollte es normal für eine gastronomische Einrichtung sein, Gäste so zu behandeln, das Sie sich wohlfühlen und gerne wieder zu uns kommen.
    In diesem Sinne vielleicht auf ein baldiges Wiedersehen im Sommer am ´Bäke-beach` –
    Das Bäke-Team aus der Bäke, die anspruchsvolle Pinte mit Flair !

  2. RT

    Es war wirklich sehr schön dort, vielen Dank!

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