Bahnbekanntschaften (70): Verschrotten, die Scheiße!

(69) -> 13.10.2012

Die Berliner S-Bahn macht uns momentan mal wieder besondere Freude. Man kann ja viel über sie sagen, zum Beispiel, dass sie, ähm… ab und zu fährt, dass die Türen hat und vorne ein Fahrer sitzt. Was man keineswegs sagen kann, ist: dass sie verlässlich ist, pünktlich. Das ist umso bitterer, weil der Regionalexpress momentan nicht wirklich fährt.

Als die S1 von Berlin nach Oranienburg am Donnerstagnachmittag ewig im Bahnhof Oranienburger Straße rumsteht, ist schon klar: Irgendwas ist schon wieder faul. Auch im Nordbahnhof stehen wir länger als gewöhnlich. Auf dem Gleis nebenan fährt die S2 ein. Kurz zuvor muss bestimmt worden sein, dass der Zug dort ausgesetzt wird. Verwirrt steigen die Leute aus, sehen sich um, und dann kommt die Ansage: Wegen einer Weichenstörung endet die S2 dort, Fahrgäste nach Blankenburg und Bernau müssen in unseren Zug umsteigen.
Und unser Zug war schon voll. Nun noch voller.
In Gesundbrunnen ist die Situation ähnlich, alles voller Menschen. In unserer kuscheligen S1 wird es immer enger.

Als wir vor Pankow erneut stehenbleiben, meldet sich der Fahrer: Wegen einer Weichenstörung komme es zu Verzögerungen.
Im Abteil flüstert ein Mann einer Frau zu: „Verschrotten, die Scheiße!“ Die Frau lächelt nur.
Eines muss man ja den S-Bahn-Nutzern lassen: Sie regen sich offenbar nicht mehr wirklich über den Murks auf, den sich die Bahn in Berlin und Brandenburg leistet. Inzwischen weiß jeder, dass die S-Bahn, insbesondere die S1 sowieso nicht mehr pünktlich unterwegs ist.
Irgendwie ist es schockierend, wie sich die S-Bahn in nur wenigen Jahren ihr bis dahin sehr gutes Image kaputtgemacht – oder eher kaputtgespart – hat.

In Pankow bekommen wir mit, dass auch die S8 ausfällt. Es scheint, dass die S1 – unser Zug – der einzige ist, der auf der Strecke überhaupt noch fährt. Oder besser: schleicht.
Auf dem Bahnhof Pankow-Heinersdorf machen wir wieder eine längere Rast. Auf den Anzeigetafeln auf dem Bahnsteig steht nur noch „Ansage beachten“. Eine Frau ruft durchs Handy, sie würde sich verspäten und „keine Ahnung“, wann sie denn ankommt.
Langsam zuckeln wir weiter bis Blankenburg, irgendwo tuckern wir dann offenbar auch am kaputten Signal vorbei.

Zu dem Zeitpunkt, als unsere Bahn hätte in Oranienburg ankommen sollen, erreichen wir gerade mal Mühlenbeck-Mönchmühle. Mit 25 Minuten kommen wir an der Endstation an. Wobei wir froh sind, dass wir überhaupt angekommen sind.


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