Bahnbekanntschaften (69): Die S1 auf Abwegen

(68) -> 28.9.2012

Die S-Bahn fährt gerade in den Bahnhof Bergfelde ein, als die Leute hinter mir nervös auf ihren Fahrplan sehen. Bergfelde? Wieso denn Bergfelde? Die S1 fährt doch gar nicht nach Bergfelde.
Doch, momentan schon. Aber das ist ein Geheimnis.

Wegen Bauarbeiten verlässt die S1 zwischen Hohen Neuendorf und der Bornholmer Straße in Berlin ihre eigentliche Strecke.
In Oranienburg erfährt man das nur am Rande. Schon fünf Tage nach Einrichtung der Umleitung ließ die Bahn ein paar Zettel in den Schaukasten hängen. Über die neuen Abfahrtszeiten lässt man die Oranienburger auf dem bahnsteig aber weiter im Unklaren. Wobei die Zeiten sowieso wurscht wären, denn die Uhren funktionieren seit Wochen nicht – wie übrigens auch die Fahrtzielanzeiger seit Jahren nicht funktionieren und schon seit Ewigkeiten ein falsches Fahrtziel angeben. Das ist nichts anderes als beschämend.

Kurz bevor die S-Bahn Hohen Neuendorf erreicht, informiert der Fahrer über die Umleitung. Oder besser: Er nuschelt irgendwas ins Mikro. Die Leute im Anteil hinter mir hören dementsprechend auch nicht richtig hin.

Für die Umleitung der S1 blieb der Bahn nur wenig Vorbereitungszeit. Dementsprechend hatte in den sieben Wochen auch niemand Zeit, sich um die Anzeigetafeln in den Waggons zu kümmern. Im Zeitalter der Technik ist es offenbar nicht möglich, die veränderte Strecke anzuzeigen und anzusagen. Zwischen Hohen Neuendorf und Bornholmer Straße bleibt das Display aus, die Computerstimme schweigt. Der Fahrer muss die Stationen selber ansagen.
Nicht wirklich professionell. Aber das sind wir ja von der Berliner S-Bahn gewöhnt.

Inzwischen – wir haben Schönfließ erreicht – haben die Leute hinter mir die Strecke gefunden, auf der wir unterwegs sind. Glücklicherweise wollen sie zum Brandenburger Tor und sitzen somit im richtigen Zug.

Auf der Rückfahrt nach Oranienburg hat der Fahrer immerhin noch den Bahnhof Berlin-Pankow angekündigt. Danach hatte er auf die Laberei wohl keine Lust mehr – oder er hat’s schlicht vergessen. So rollte die Bahn minutenlang durch die Dunkelheit, um dann irgendwo plötzlich stehenzubleiben. Und als sich plötzlich der Fahrer meldete – „Oranienburgeinsteigenoranienburgzurückbleiben!“ – war klar: Huch, das war dann wohl Mühlenbeck-Mönchmühle. Konnten wir auf dem dusteren bahnhof leider nicht so richtig erkennen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Eine Antwort zu „Bahnbekanntschaften (69): Die S1 auf Abwegen“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert