München (8): Tagliatelle von Melmac

(7) -> 16.6.2009

München zeigt sich heute von seiner besten Seite. Das Wetter ist herrlich. Gestern hatten wir zum ersten Mal die Gelegenheit, uns in der Innenstadt umzusehen. Am späten Nachmittag war sie dicht bevölkert von Menschen, die sich in Cafés unterhielten oder gemütlich in den Straßen umherspazierten. Wenn man Glück hat, sieht man auch die Herren und Pferde der berittenenen Polizei an sich vorbeitrippeln.

In einer Art Imbissrestaurant namens Vapiano. Ich kannte das Wort bisher nur im Zusammenhang mit Alf: Das Thanks-Giving auf Melmac hieß Vapiano. Mit dem Außerirdischen hatte das aber wenig zu tun. Stattdessen gibt es hinter einer langen Theke verschiedene Bereiche, bei denen man Pizzen, Nudeln oder Salate bestellen konnte. Alles wird dann frisch zubereitet. Meine Tagliatelle mit Bolognese waren jedenfalls ganz anständig. In Berlin soll es einen solchen Laden auch geben. Vielleicht sollte ich da auch mal hin, zumal mir hier in München ein Getränk gratis überlassen wurde – aber sicherlich eher aus Versehen.

Danach wandten wir uns der Hochkultur. In den Kammerspielen besuchten wir die Vorstellung „Rechnitz (Die Würgeengel)“ von Elfriede Jelinek. Das Stück hat einen sehr ernsten Hintergrund, es geht um eine Massenerschießung 1945 im österreichischen Ort Rechnitz. Im Stück, bei dem permanent fünf Leute auf der Bühne standen und erzählten, kam das allerdings nur im gesprochenen Wort rüber. Zumindest mich hat die Geschichte nicht so ganz erreicht, und hätten wir nicht vorher eine Einführung bekommen, hätte ich gar nicht kapiert, worum es überhaupt ging. Anderen scheint das auch so gegangen zu sein, denn der Apllaus kann nuir als höflich bezeichnet werden – frenetischer Beifall hört sich anders an. Ich habe gehört (vielleicht ist es auch eine Ente), dass einige Leute, darunter unser Dozent kurz eingenickt sein sollen. So weit kam es bei mir nicht, und völlig uninteressant war es ja auch nicht.
Bis Sonntag müssen wir eine Kritik zu dem Stück verfassen, und ich Streber habe die Rohfassung gestern noch auf dem Laptop geschrieben – auf meinem Bett in meinem Zimmer liegend.

Apropos Zimmer: Dass das Internet letztens nicht funktionierte, hat dann doch nichts mit unserem Hotel zu tun. In einigen Teilen Münchens fiel das Netz wohl komplett aus.
Ich genieße übrigens sehr meine Aussicht aus meinem Zimmer: Ich sehe genau auf die Ecke eines riesigen, grauen Betonklotzes. Echt malerisch. Links und rechts daneben befinden sich Werkstatthöfe. Irgendwie macht das depressiv.
Im Prospekt des Hotels steht der Spruch: Sie werden es lieben.
Ich glaube nicht.


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Kommentare

4 Antworten zu „München (8): Tagliatelle von Melmac“

  1. tomtesk

    Wie geht das? Also das nicht-Prokrastinieren?

  2. RT

    Ach na ja, wenn man tagesaktuell bloggt, dann gewöhnt man sich dran. Sehe ich einen Kinofilm, schreibe ich ja auch zeitnah drüber.

  3. tomtesk

    Jaaa … das ist was Anderes. Es geht mir primär um das Prokrastinieren von Dingen, die nicht primär aus einem Eigenantrieb heraus realisiert werden wollen/sollen.

  4. RT

    In dem Fall habe ich den Eigennutz einfach mal simuliert. Außerdem müsste ich mich ja sonst am Wochenende hinsetzen. Und da will ich ja frei haben…

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