Überraschungsevent (2): Im Jüdischen Museum

(1) -> 29.4.2016

Der Startschuss fiel im April: Einmal im Monat wollen wir uns gegenseitig überraschen. Und immer darf der andere nicht wissen, wo genau wir hingehen werden – erst vor Ort wird das Geheimnis gelüftet. Der Termin muss beim anderen natürlich abgefragt werden, alles andere nicht. Die Preisgrenze liegt bei 30 Euro. In diesem Monat durfte sie das Event planen, im Juni bin ich wieder dran.

Diesmal ging es nach Berlin-Kreuzberg – ins Jüdische Museum.
Eine tolle Idee. Berlin hat so viele Museen, aber ich gehe einfach nie hin. Dabei gibt es wirklich interessante Museen – wie ein das Jüdische.
Wer waren dort für eine Führung über den jüdischen Alltag und jüdische Gebräuche angemeldet.
Wer ins Haus will, muss erst mal durch einen Metalldetektor – wie im Flughafen. Schade, dass für so ein Museum immer noch höhere Sicherheitsvorgaben herrschen müssen als anderswo.

Um es vorweg zu nehmen: Der Nachmittag brachte viel Neues. Vieles, das ich zwar schon mal gehört habe, aber worüber ich nichts Genaueres wusste.
Das Jüdische Museum ist schon rein architektonisch spannend. Wobei ich zugeben muss, dass der Neubau von außen nicht besonders hübsch ist, erst wenn man das Modell von oben sieht, merkt man den besonderen Schnitt in Zick-zack-Bauweise, den Daniel Libeskind erschaffen hat.
Es scheint, das alles in diesem Gebäude eine Bedeutung hat. Jede Ecke, jeder Winkel – nichts ist dem Zufall überlassen worden.

Während der Führung erfuhren wir etwas über die Tora, quasi die jüdische Bibel. Sie darf nicht berührt werden, weshalb es sich weniger um ein Buch, sondern um eine Rolle handelt. Mit Griffen und Rollen werden die Seiten weitergerollt. Toras werden handschriftlich verfasst – das dauert Monate.
Wir erfuhren, dass die Beschneidung von Jungen am achten Lebenstag stattfindet. Dass mit 13 Jahren die Bar Mitzwa stattfindet, das jüdische Pendant zur Jugendweihe oder der Konfirmation – der Eintritt ins Erwachsensein. Dass es auch die Bat Mitzwa gibt – für Mädchen.
Dass der „Sonntag“ bei den Juden der Samstag/Sonnabend ist und Sabbat oder Schabbat heißt. Dass an diesem Tag nicht gearbeitet werden darf – auch nicht gekocht, Strom eingeschaltet oder gezockt werden darf. Wobei das clever umgangen wird. Das Licht wird halt vorher eingeschaltet – oder man benutzt eine Zeitschaltanlage. Oder man hat den Fernseher schon laufen oder die Kochplatte schon warm.

Klar, man hätte vieles schon wissen können – aber so im Detail kann man im Jüdischen Museum sehr viel erfahren und sehen. Die Mikwe, also das Tauchbad, das der Reinigung von ritueller Unreinheit durch rituelle Waschungen dient, kannte ich nicht. Und dass es solche Bäder auch in Berlin gibt, wusste keiner der Führungsteilnehmer, die erstaunlicherweise alle aus Berlin kamen – außer mir.
So zog sich das über die Stunden – immer wieder Neuigkeiten, immer wieder was gelernt.
Nach der Führung ging es dann weiter durchs Museum – über die Geschichte, besondere Ereignisse, das Holocaust-Grauen – und über den Hass, dem Juden schon jahrhundertelang ausgesetzt sind.


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