Wegbegleiter (20): Hier kommt Alex!

(19) -> 4.6.2015

In der DDR gab es zwei Buchreihen für Kinder und Jugendliche. Für die Jüngeren die „Kleinen Trompeterbücher“, für die Älteren „Alex Taschenbücher“. Später stand die Abkürzung ATB für einen DJ, vor der Wende standen die Buchstaben für diese Bücher.

Meine Oma war damals meine wichtigste Bücherlieferantin, sie arbeitete in der Poststelle eines Armee-Stützpunktes, und irgendwie muss es dort einfacher gewesen sein, an all dieser Bücher ranzukommen. Denn ich hatte wirklich viele ATB-Bücher – wobei die Dinger allerdings zu DDR-Zeiten sehr günstig gewesen sein.

Es gab die erziehende Pionier- und FDJ-Literatur, aber auch Witzebücher, Humorromane, Dramen und Klassiker. Ende der 80er wehte auch bei den ATB frischer Wind. Da erschienen zum Beispiel auch „Ronja, die Räubertochter“. Und der Roman des West-Berliner Autors Jochen Ziem: „Boris, Kreuzberg, 12 Jahre“, der aber auch durchaus kritisch gegenüber dem Westen war. Dieses Buch habe ich übrigens während meiner Grundausbildung beim Bund in Havelberg zuletzt gelesen.

Der wirklich echte ATB-Wegbeleiter ist aber Otto Häusers Ottokar. In den Geschichten geht es um den DDR-Schüler Ottokar Domma, darüber wie er den Schulalltag erlebt und überhaupt. Aus heutiger Sicht immer noch lesenswert, weil es zwischen den Zeilen hier und dort tatsächlich immer mal leise Kritik am Staat gibt. Im vergangenen Jahr hatte ich jedenfalls zum x-ten Spaß Spaß daran. Eines der wenigen Bücher, das ich bisher drei- oder viermal gelesen habe.


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Kommentare

3 Antworten zu „Wegbegleiter (20): Hier kommt Alex!“

  1. ThomasS

    Die Ottokar-Bücher kenne ich auch.
    Die hat mir meine Schwester öfters mitgebracht, wenn sie uns mal besuchen durfte.

    Ganz witzig fand ich immer die sprechenden Namen der Lehrer:
    Herr Burschelmann war hart, aber gerecht.
    Herr Luschmil war der, den die Schüßler nicht mochten.
    Bis ihnen Burschelmann dann eine Geschichte von früher erzählt hat. 🙂
    Wen gab’s da sonst noch?

    Die Bücher sind zwar in der Ich-Form geschrieben.
    Man hat aber doch an manchen Stellen gemerkt, dass da ein Erwachsener schreibt.

    Da sieht man mal die Unterschiede.
    Du hast die Kritik am real existierenden Sozialismus wahrgenommen.
    Mir als West-Kind war da zu viel von Marx die Rede und von der Freundschaft zur Sowijetunion.

    Da hat mir „Alfons Zitterbacke“ besser gefallen.

  2. RT

    Richtig, aber selbst die Freundschaft zur Sowjetunion wird ja in den Büchern sanft durch den Kakao gezogen.

    Alfons Zitterbacke mochte ich auch, Ottokar war aber lustiger.

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