Radtour (10): Schäferstündchen am Lehnitzsee

(9) -> 19.9.2011

Dieses Wetter! Unfassbar! Ewig haben wir auf den Sommer gewartet. Und jetzt ist Herbst, und der Sommer gibt ein verspätetes Gastspiel.

Diesmal ging es mit Rad wieder nach Sachsenhausen. Entlang der Granseer Straße, der ehemaligen B96, ist der Radweg in einem erbärmlichen Zustand. Der Ortskern scheint sowieso ziemlich vernachlässigt zu werden. Das sieht alles relativ runtergekommen aus. Sachsenhausen ist als Ortsteil von Oranienburg wohl in Vergessenheit geraten.

Am Ortsausgang von Sachsenhausen wird der Weg schlagartig besser. Glatter Asphalt. Wenn man mal von den Blättern und Ästen absieht. Mit denen muss man als Radler leben. Die großen Straßen werden immer mal wieder gesäubert. Radwege nicht. Muss man eben aufpassen.
Am B-96-Knotenpunkt namens „Oranienburg-Nord“ (blödsinniger Name – warum nicht „Sachsenhausen“?) lässt sich die alte Streckenführung nur noch erahnen. Sie ist noch an der Baumschneise zu sehen, allerdings ist sie begrünt worden. Irgendwann sind diese Spuren verwischt.

Ich erreiche Nassenheide. An der Liebenwalder Chaussee bietet sich ein Bild des Jammerns. Auf einem Feld stehen Sonnenblumen. Allerdings sind sie nicht gelb, sondern schwarz. Schwarz und vertrocknet. Sieht aus wie nach einem verheerenden Brand.
Am Bahnübergang ist der Radweg unterbrochen. Wahrscheinlich hat die Bahn einfach keine Lust, da mal die Lücke im vorhandenen Weg auf beiden Seiten des Übergangs zu schließen.

Kurz vor Freienhagen zeigt sich die Natur von der wunderlichen Seite. Aus einem Baumstamm wächst ein ganzer Strauß heller Pilze.
Freienhagen hat leider keinen Platz für einen Radweg. Das heißt: Es gibt Wege neben der Straße. Die sind aber so eng und so dicht an den Häusern, dass das nicht ganz ungefährlich ist. Da hat man wohl vor Jahrzehnten sind mit dem Verkehr im 21. Jahrhundert gerechnet.
An der Feuerwehr biege ich in den Malzer Weg. Er führt in den Wald und fällt erst durch sein mieses Kopfsteinpflaster, dann durch seinen löchrigen Asphalt auf. Stellenweise ist die Strecke mehr Loch als Straße. Selbst als Radler muss man höllisch aufpassen. Weder die Stadt Liebenwalde noch Oranienburg scheinen an der straße größeres Interesse zu haben. Andererseits: Die Idylle im Wald zwischen Freienhagen und Malz ist herrlich!

Am Ende des Waldes liegt also Malz. Rechts der Straße sind Grundstücke, auf denen wohl Ausflügler aus Berlin wohnen – zumindest laut der Autokennzeichen. Ist ja auch ein lauschiges Plätzchen.
Im Dorfkern steht eine ganze Gruppe Kinder mit ihren Fahrrädern. Hängen die Kleinen also doch nicht nur vorm Fernseher und dem Computer.
In der Nähe der Malzer Werft wird der Kanal zu einem reißenden Gewässer. An der Schleuse ist ein richtiger, kleiner Wasserfall zu sehen. und es sieht aus, als ob das Wasser auf der anderen Seite fast über die Ufer tritt.

In Friedrichsthal erreiche ich den Radweg Berlin-Kopenhagen. Auf halber Strecke zwischen Friedrichsthal und der Lehnitzschleuse gibt’s für Radler eine Überraschung. Im Bereich der Rastanlage ist ein Spielfeld auf den Asphalt gemalt. Es sind zahlen von 1 bis 52 mit diversen Pfeilen. Da braucht man nur noch einen Würfel. Vielleicht sollte ich mir nächstes Mal Begleiter mit auf die Tour nehmen.

Als ich an der Lehnitzschleuse in Oranienburg vorbeifahre, ist die gerade in Betrieb. Am Ufer des Kanals sitzen ein Vater und ein kleiner Junge. Beide staunen. Ich radele weiter über die B273 hinweg ans Lehnitzsee-Ufer. Auf der andere Seeseite scheint eine Disco zu sein, laute Musik schallt übers Wasser hinweg.
Ich stoppe an einem Schild mit der Aufschrift „Rastplatz“. Der schmale Weg führt vom eigentlich Rundweg weg, auf eine Landzunge. Dort gibt es eine echte Überraschung: ein Schäferstündchen. Auf dem dortigen Tisch liegt ein Mann, auf ihr sitzt eine Frau. Beide sind angezogen, aber wie weit sie trotzdem schon sind, kann ich nicht abschätzen. Sie haben mich auch bemerkt, denn sie verharren in der Stellung. So einfach wollte ich es ihnen aber nicht machen: Ich bleib an dem Platz stehen, sah mich noch ein wenig in der Gegend um, sah zur anderen Seeseite mit der Disco. Ich wartete eine gute Minute, bis ich umdrehte. Ich konnte mir gerade noch verkneifen, zu sagen: „Weitermachen.“


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

5 Antworten zu „Radtour (10): Schäferstündchen am Lehnitzsee“

  1. Dort halten aber viele Radler an und wirklich versteckt ist der Platz nicht. Schon gar nicht vor Sportbootbesitzern… dem Paar ist wohl eine exibitionistische Ader zu unterstellen 😀

  2. RT

    Kann sein. 🙂 Ds heißt, ich hätte noch bleiben können/sollen/dürfen/müssen?

  3. Jutta

    Na klar 😉

  4. RT

    Beim nächsten Mal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert