Casablanca in der Provinz

Fast 800 Rollenwechsel: Andreas Büttner spielte den ganzen Film nach


MAZ Oranienburg, 22.5.2006

KREMMEN

Erst vor gut zwei Wochen gastierte in Berlin zum wiederholten Male das „Vollplaybacktheater“. Die Schauspielgruppe bewegt nur die Lippen zum Stück, das vom Band kommt. Mit riesigem Erfolg touren sie durch Deutschland.
Die Methode von Andreas Büttner ist im Grunde die gleiche. Aus den Bühnenlautsprechern hören die Zuschauer den Filmklassiker „Casa-blanca“. Der Unterschied zur Vollplaybacktheatergruppe: Büttner spielt sämtliche Rollen des Stückes (des Filmes) selbst. Am Freitagabend konnten sich die Gäste des erst vor kurzem eröffneten Theaters „Tiefste Provinz“ in Kremmen ein Bild davon machen.
Auftritt Andreas Büttner. Zu den Klängen des Films erscheint er als Humphrey-Bogardt-Rick auf der Bühne. Auf dem Kopf hat er einen Hut, lässig hängt die Zigarette aus seinem Mund. Dann: Innerhalb von Sekunden gleich mehrere Rollenwechsel. Büttner reißt sich den Hut vom Kopf und setzt sich eine blond gelockte Perücke auf. Aus Rick wird Ilsa. Gleich danach – wieder der Hut. Aus Ilsa wird Rick. Und die nächste Perücke. Aus Rick wird Victor. Aus Victor wird Captain Renault. Und so weiter.
Großes „Aaaah!“ vom Publikum, als die Worte „Ich seh dir in die Augen, Kleines!“ aus den Lautsprechern erklingen.
Mitunter gibt es zehn Rollenwechsel in nur 30 Sekunden. Zeitweise hantiert Büttner mit drei verschiedenen Haarprachten gleichzeitig in den Händen und auf dem Kopf. Das Problem: Nach spätestens einer halben Stunde ist dieser Gag verpufft. Eine Idee, die überstrapaziert wird, ist irgendwann nicht mehr komisch. Andreas Büttner bezeichnet sein Theaterstück auch als Parodie. Doch nur die sehr vielen Rollenwechsel, es sind mehr als 750 im Laufe der 75 Minuten, machen noch keine echte Parodie aus. Nur selten arbeitet der Schauspieler mit wirklichen Überzeichnungen der Charaktere. „Casablanca“, der Kultfilm aus den 40er-Jahren, bietet ganz sicher viel mehr Angriffsflächen für eine Parodie, als sie Andreas Büttner auf der Bühne zeigt. Er spielt meistens einfach nur den Film nach – mit jenen fliegenden Rollenwechseln.
Das Publikum der fast ausverkauften „Tiefsten Provinz“ sah das jedoch nicht so kritisch. Am Ende der Aufführung spendete es kräftigen Applaus. Andreas Büttner brachte es auf sechs Vorhänge – wenn es denn in dem Theater einen geben würde.

Eine zweite Aufführung von „Casablanca“ gibt es am Freitag, 26.Mai, ab 19.30Uhr in der „Tiefsten Provinz“ im Kremmener Scheunenviertel. Eintritt: 10Euro (ermäßigt: 8 Euro).


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