Torsten Schmidt bringt Kunden mit dem Auto von Oranienburg zum Flughafen
BER – aber die Großbaustelle auf der Autobahn in Berlin sorgt für Probleme
MAZ Oberhavel, 18.6.2025
Oranienburg.
Einmal pro Woche fährt Karl-Leonhard Zeisberg von Oranienburg aus mit dem Taxi zum Flughafen BER. Er ist Stammkunde beim Oranienburger Unternehmen Taxi-Schmidt. „Ich bin jetzt kein ausgesprochener Fan vom Auto oder der Bahn“, sagt er. „Es ist das, was für mich am praktischsten oder am zuverlässigsten ist.“ Das sei für ihn in den allermeisten Fällen das Taxi. Seitdem 2020 der Flughafen Berlin-Tegel geschlossen worden ist, haben sich die Fahrwege erheblich verlängert, denn der Flughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld liegt auf der anderen Seite Berlins – und da muss man erst mal hinkommen.
Es gibt sogar eine Bahn, die nach Schönefeld fährt, die Regionalbahn RB32. „Aber damit können Sie nur zum alten Flugterminal fahren“, sagt Karl-Leonhard Zeisberg. „Man kommt mit dem Zug nicht zum BER, man muss da umsteigen.
Auch ein Umstieg in Berlin-Ostkreuz sei möglich. „Das funktioniert, es ist aber nicht schön. Wenn man zwei Taschen dabei hat, dann ist es doch recht beschwerlich.“ Mit dem Taxi dagegen fährt er direkt zum Terminal – ohne umzusteigen.
Allerdings ist die Fahrt von Oranienburg zum Flughafen BER auch nicht immer einfach. Staus gab es auf der Berliner Stadtautobahn immer mal. Jetzt aber gibt es am Dreieck Funkturm die Langzeitbaustelle wegen der abgerissenen Autobahnbrücken. Torsten Schmidt aus dem Oranienburger Ortsteil Sachsenhausen kennt das Problem. Seit 33 Jahren fährt er Taxi, gemeinsam mit seinem Bruder Frank hat er das Unternehmen Taxi-Schmidt in Oranienburg. Elf Fahrzeuge sind unterwegs, insgesamt arbeiten dort zwölf Leute. „Nachts ist ja kaum Verkehr“, sagt Torsten Schmidt. Da komme man in gut 50 Minuten von Oranienburg zum BER. Im Berufsverkehr komme man aber schon mal auf zwei Stunden.
Es ist also immer ein gewisser Zeitdruck auf dem Weg zum BER da. Es gibt auch die Möglichkeit, „außenrum“ zu fahren, über den Berliner Ring. „Da entstehen aber Mehrkosten von 55 bis 60 Euro“, sagt Torsten Schmidt. „Die will der Kunde nicht unbedingt zahlen.“
Eine normale Fahrt von Oranienburg zum BER kostet laut Taxitarif zwischen 130 und 140 Euro. Und auch, wenn man im Stau steht, zahlt der Kunde – nämlich 50 Cent pro Minute bei völligem Stillstand.
„Es wäre rechtlich möglich, einen Festpreis zu vereinbaren“, sagt der Taxifahrer. Hieße für ihn aber, dass er die Kosten trage, wenn Stau ist oder er situationsbedingte Umwege fahren muss. Torsten Schmidt sagt, dass die Fahrt nach Süden zum BER noch gehe, da wird auf der A100 die Fahrbahn von drei auf zwei Spuren eingeengt. In Richtung Norden gibt es nur eine Fahrspur, da könne es schon mal länger dauern.
Zudem bemängelt Torsten Schmidt allgemein die Parksituation für Taxen am BER. Bringe er Fahrgäste, dann gehe es noch, weil er zehn Minuten kostenfrei parken könne. Anders jedoch, wenn er Leute abholt, da ja nie ganz klar ist, wann sie am Taxistand sind. Die Landung kann sich verspäten, die Gepäckausgabe kann sich verzögern. „Da muss man dann in der Nähe warten und auf Anruf zum Gate fahren.“
Was aber nicht funktioniert, wenn er zum Beispiel im Auftrag anderer Reiseunternehmen Fahrgäste abholt, von denen er keine Telefonnummer hat. „Und man darf nur dreimal am Tag kostenfrei auf das Gelände fahren.“ Aber was passiert eigentlich, wenn es der Taxikunde nicht mehr rechtzeitig zum Flieger schafft, weil es einen Stau gab? Das sei Risiko des Kunden. „Der Kunde sagt, wann er da sein muss“, erklärt Tosten Schmidt. Er gebe dann eine Empfehlung, wann sie losmüssen.
„Aber das ist am Ende immer die Entscheidung des Kunden, man kann auch viel früher losfahren.“ Dass es seine Kunden nicht mehr zum Flieger geschafft haben, sei so noch nicht vorgekommen – aber es sei auch schon durchaus knapp gewesen. Wie die Lage ist, wenn eines Tages die lange angekündigte Sanierung der A111 beginnt, sei unklar. „Aber in schlechter Lage lohnt sich das kleinste Geschäft“, sagt Torsten Schmidt. „Das Taxigewerbe hängt wahnsinnig in den Seilen.“
Das habe mit Fahrdiensten wie Uber oder Bolt zu tun, die sich an die festgelegten Taxi-Preistarife halten müssen. Torsten Schmidt kritisiert, dass die Politik dies dulde. 25 bis 30 Fahrten pro Monat leistet Taxi-Schmidt derzeit. Die Tendenz sei steigend. In der Regel melden sich die Leute zwei bis drei Tage vorher an. Karl-Leonhard Zeisberg muss vom BER aus regelmäßig zur Arbeit nach Zürich. Der IT-Berater fliegt immer am Sonntagabend und kommt am Donnerstag zurück. „Das passt zeitlich immer ganz gut.“
Aber es gibt eine gute Nachricht für Bahnfahrer. „Die Direktverbindung Oranienburg – Berlin-Ostkreuz – Flughafen BER ist nach aktuellem Planungsstand für Februar 2026 vorgesehen“, sagte ein Bahnsprecher auf Anfrage der MAZ.
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