Stefanie Gebauer (Freie Wähler Ortsteile Kremmen) will Bürgermeisterin in Kremmen werden – Gespräch über das, was aus ihrer Sicht läuft und was besser werden muss
MAZ Oberhavel, 11.9.2024
Kremmen.
Stefanie Gebauer (44) aus Kremmen tritt für die „Freien Wähler Ortsteile Kremmen“ zur Bürgermeisterwahl am 22. September 2024 an. Sie wurde in Staaken geboren, lebte als Kind fünf Jahre mit den Eltern in Peking, später in Hennigsdorf. 2002 zog sie nach Kremmen.
Sie studierte Physik, arbeitete am Zentrum für Astronomie und Astrophysik, später im Geoforschungszentrum Potsdam und zuletzt als Referentin für BVB/Freie Wähler im Landtag. Sie ist verwitwet und hat eine Tochter und einen Stiefsohn.
Auf den Plakaten der Freien Wähler haben alle eine Orange in der Hand. Warum ist das auf Ihren Bürgermeister-Wahlplakaten nicht so?
Stefanie Gebauer: Weil ich die Leute nicht verwirren möchte. Wir haben explizit darauf verzichtet, in Kremmen für die Landtagswahl mit meinem Kopf zu werben. Hier hängen nur die Themenplakate, und es gibt einen Großaufsteller. Ansonsten sind die anderen Großaufsteller für mich als Bürgermeisterkandidatin reserviert. Das Layout ist trotzdem so gehalten, ich bin halt nur nicht mit der Orange auf den Bildern zu sehen.
Sie treten für die Landtags- und die Bürgermeisterwahl an. Wo ist Ihre Priorität?
Meine Priorität ist die Bürgermeisterwahl, die ich gewinnen möchte. Ich setze mich aber auch klar für BVB/Freie Wähler auf Landesebene ein, weil ich möchte, dass wir als vernünftige Alternative Chancen haben.
Hubert Aiwanger von den Freien Wählern in Bayern war neulich für den Wahlkampf in Kremmen. Ist das ein Vorbild für Sie?
Es ist eine Kooperation zwischen BVB/Freie Wähler und den Freien Wählern an sich. Es gibt immer mal Kontroversen. Wir lehnen Windkraft hier in Brandenburg ab, weil wir haben schon gefühlt die meisten Anlagen in Deutschland. Herr Aiwanger propagiert sie. Ich habe ihn persönlich kennengelernt. Da ist ein ganz normaler Mensch, er hat eine Meinung, und er sagt sie auch.
Der Entschluss, Bürgermeisterin werden zu wollen, stand schon länger fest, auch wenn Sie es erst im Sommer bekannt gegeben haben.
Der Entschluss stand seit Anfang des Jahres fest. Ich habe gemerkt, dass es nicht richtig läuft in Kremmen. Dass ich es besser machen kann. Aber dadurch, dass wir die Kommunalwahlen hatten, wollte ich die Leute nicht verwirren, deshalb habe ich bis nach der Wahl gewartet, um die Kandidatur offiziell bekannt zu geben.
Was würde mit Ihnen als Bürgermeisterin anders werden?
Ich möchte ein offenes Rathaus, dass es bürgerfreundlich wird und nicht nur im Sinne der Verwaltung funktioniert. Die Öffnungszeiten müssen dramatisch erweitert werden. Es muss eine Bürger-App geben, wir müssen digitaler werden. Im zweiten Quartal 2025 gibt es ein Bürgerforum, um an der Vision, wie Kremmen sein soll, mit den Bürgern zu arbeiten. Man fährt hier durch, und es ist wie vor 20 Jahren. Eigentlich schlimmer: Die Läden sind ja weg. Kremmen ist lebenswert, aber ich möchte es noch lebenswerter gestalten.
Wie kann man da als Bürgermeisterin Einfluss nehmen?
Mit einer Stadtentwicklungsoffensive und einer Wirtschaftsförderung. Da muss man Zeit, Geld und Muße in die Hand nehmen, um konkret die Probleme, die jetzt existieren, anzugehen und nicht auszusitzen.
Die finanzielle Lage von Kremmen ist schwierig.
Das ist noch nett ausgedrückt.
Steckt Kremmen in einer Spirale ohne Ausweg?
Wir haben dem Bürgermeister ins Handbuch geschrieben, einen Plan für sichere Finanzen auszustellen. Bisher habe ich noch nichts davon gesehen. Es muss möglich sein, bevor wir durch den Landkreis fremdbestimmt sind, dass wir selbst agieren und alles aufs Tablett packen. Die Verwaltung hat immer nur Einzelmaßnahmen vorgeschlagen – wie eine Erhöhung des Essengeldes. Das möchte ich nicht. Ich möchte vorher alles auf dem Tisch sehen, um zu sagen: Ist es wirklich das Essengeld, das wir erhöhen müssen, oder gibt es andere Stellschrauben, an denen wir vorher drehen?
Wie kommt Geld nach Kremmen?
Wir müssen abwarten, was mit dem Solar-Euro passiert. Wir haben gewisse Flächen für Freiflächen-Photovoltaik zur Verfügung gestellt. Aber da ist dann auch Ende. Wir können nicht die Landschaft zuknallen, nur weil wir Geld brauchen. Das konsolidiert uns nicht. Wir müssen uns auf die Pflichtaufgaben konzentrieren, dann schauen wir, ob das Geld für die freiwilligen Ausgaben reicht. Eine dieser Ausgabe muss bleiben, die Schulsozialarbeit. Alles andere muss geprüft werden. Wir müssen uns auch mit den Nachbarkommunen vernetzen. Zum Beispiel bei Bürgerenergie-Windparks.
Liegt es nur am Geld, dass Projekte lange dauern, bis sie angeschoben werden?
Es ist die Entscheidungsmentalität nicht nur der Stadtverordneten, sondern auch der Verwaltung. Sie legt uns vor, wir beschließen. Aber wenn sie nicht rigoros einen Weg einschlägt und ihn geht, sondern davon abweicht, dann kann man so was auch in die Länge ziehen. Wir haben letztes Jahr den Beschluss gefasst für die Standortfindung für die Feuerwache Beetz-Sommerfeld. Es sollte zum 31. Mai die erste Kostenschätzung und ein Standortvorschlag gemacht werden. Nichts ist passiert.
Wie sollte die Feuerwache Beetz-Sommerfeld aussehen?
Ich möchte keinen Prunkbau, wie es in Kremmen der Fall ist. Wer auch immer auf die Idee kam, das Objekt so aussehen zu lassen – es waren nicht wir, die Stadtverordneten. Einfach quadratisch, praktisch, gut – dann kann man das in der Hälfte der Zeit schaffen.
Was soll mit dem Klubhaus am Markt passieren?
Der Verkauf wäre die schlimmste Geschichte. Weil das der Bürger definitiv nicht will. Das ist eine Perle an zentralster Position. Klar, dass man da keine großen Partys mehr feiern kann, weil der Schallschutz nicht reicht. Aber so ein Objekt gibt man als Stadt nicht ab. Wir haben die Wohnungsbaugesellschaft, die sich darum kümmern kann, dafür ist sie da. Mehrgenerationenwohnen auf der Fläche dahinter. Wenn hinten die Bebauung fertig ist, kann sich die Woba durch die Einnahmen an das Klubhaus ranmachen – auch mit den Fördermitteln, die seit Jahren geparkt sind.
Windkraft ist ein großes Thema. Aber es gibt das Gefühl, dass man da sowieso nichts ändern kann.
Ich nehme dem Bürgermeister übel, dass er aus dem Vorstand der Planungsgemeinschaft zurückgetreten ist. Weil da hätte er entscheiden und lenken können. Hat er nicht gemacht. Ob man durch Einwände etwas erreicht – es hat schon mal funktioniert. Warum soll es nicht noch mal funktionieren?
Können Sie eigentlich gut mit Menschen?
Ich habe gelernt, gut mit Menschen zu können. Allein durch das Studium bin ich immer mit Männern konfrontiert gewesen. Da ist man nicht unbedingt diejenige, die sich extrovertiert verhält. Aber durch den Einstieg in die Politik, durch den Kontakt mit Menschen, lernt man das. Es ist meine Leidenschaft, mein Wunsch, Kremmen zu entwickeln für die Menschen.
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