Bürgermeisterwahl Kremmen: Nach Schicksalsschlag – „Jetzt erst recht“

Interview -> 11.9.2024

Bürgermeisterkandidatin Stefanie Gebauer über Erfolge und Tiefschläge in der Politik

MAZ Oberhavel, 11.9.2024

Kremmen.
Dieser Verlust ist vermutlich an keinem Menschen in Kremmen vorüber gegangen: Im Januar ist der Raumausstatter Gordon Gebauer mit nur 51 Jahren gestorben. Die Trauer um ihren Ehemann machte Stefanie Gebauer von Anfang an sehr öffentlich.
Den Todesfall gab sie auf Facebook bekannt, und nur drei Tage später hielt sie auf dem Neujahrsempfang der Stadt Kremmen ihre Rede als Stadtverordnetenvorsteherin – teilweise unter Tränen. „Das war eine bewusste Entscheidung“, sagt die 44-Jährige jetzt. „Gordon war auch eine öffentliche Person. Er war ein Urgestein in Kremmen.“
Es ist auch ein Stück Pflichtbewusstsein, der da eine Rolle gespielt habe, sagt sie. „Für mich war das ganz natürlich, und es war mir auch ein Bedürfnis.“ Er hätte sie bei allem unterstützt, erklärt sie. „Als mein Mann gestorben ist, sagte ich mir: Jetzt erst recht. Er wird mich begleiten und beschützen.“

Ihre Tochter Melina sei drei Jahre alt gewesen, als sie entschieden haben, den Weg in die Politik zu gehen. Sie sagt, gewisse Eigenschaften habe sie immer als Schwäche gesehen. „Das Zickige, das Streiten.“ Das habe sie von ihrem Vater geerbt. „Aber als das für mich zur Stärke wurde, da hat das Spiel begonnen.“

Politik müsse man auch aushalten. „Hier werden ja teilweise Psychospielchen gespielt. Aber ich habe zehn Jahre gelernt, damit umzugehen“, so Stefanie Gebauer. Am Anfang sei sie naiv gewesen. „Ich konnte mir nicht vorstellen, wie gemein Menschen sein können.“ Es habe in der Kremmener Kommunalpolitik mehrere persönliche Enttäuschungen gegeben.

Angefangen hat sie in der CDU. Die habe sich damals, 2016, aber für Sebastian Busse als Bürgermeisterkandidat entschieden. „Das war wie ein Dolch im Rücken.“ Als ihr als Ersatz ein Job in der Verwaltung angeboten worden sei, sei sie aus der CDU ausgetreten.

Sie sei ehrlich, vertrauenswürdig, kämpferisch, mutig, sagt sie. „Ich habe Demut vor dem, was da ist.“ Sie sei auch gläubig. „Da ist was, was mich beschützt.“

Die bundespolitische Bühne betrat sie 2021, als die Freien Wähler sie als Kandidatin zur Bundespräsidentenwahl aufgestellt hatte. „Das war die schöne, geilste Erfahrung meines Lebens.“ Es war vollkommen klar, dass sie gegen Steinmeier keine Chance hatte- „Aber mein Name ist da verewigt. Und man ist da als Frau auch ein Vorbild.“ Sie habe viele Mails und Autogrammwünsche bekommen.

Seit 2002 lebt sie in Kremmen – der Liebe zu Gordon wegen kam sie in die Stadt. „Das ist meine Heimat“, sagt sie. Geboren worden ist sie in Staaken, zwischenzeitlich lebte sie mit ihren Eltern in Peking, später in Hennigsdorf.

Sie studierte Physik, arbeitete am Zentrum für Astronomie und Astrophysik, später im Geoforschungszentrum Potsdam und zuletzt als Referentin für BVB/Freie Wähler im Landtag. Sie tritt für BVB/Freie Wähler im Landtagswahlkampf ein – aber die Bürgermeisterwahl habe Priorität. Sie will mehr Bürgernähe, ein offenes Rathaus, Mehrgenerationenwohnen hinter dem Klubhaus und einiges mehr. Klar sei auch, dass die Finanzen in der Stadt aufgebessert werden müssen. Sie hofft auf eine neue Oberschule in Kremmen, um auch mehr Platz im alten Schulhaus zu haben, zum Beispiel für den Hort. Ganz klar ist sie gegen eine mögliche Schließung der Beetzer Grundschule.

Einen Dämpfer gab es im Juli. Sie verlor die Abstimmung um den Posten des Stadtverordnetenvorstehers. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Stefanie Gebauer. „Dieses Wahlverhalten gab es nur, weil man mir eins auswischen wollte.“ Sie wünsche dem Vorsitzenden Malte Voigts aber „ein gutes Händchen“.

Für die Wahl am 22. September ist sie guter Hoffnung. Wie sie diesen Abend verbringt, steht noch nicht fest, sagt sie.


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