„Keine Panik!“: Radiopilot widmet Union einen Song

Spezielle Aktion für Bundesliga-Fußballer – Band mit Wurzeln in Hohen Neuendorf meldet sich zurück – Lied auf Streamingplattformen veröffentlicht

MAZ Oberhavel, 14.11.2023

Oberhavel.
Wieder nichts zu holen: 0:4 gegen Leverkusen. In der Fußball-Bundesliga hat Union Berlin derzeit eine anhaltende Pechphase, die Eisernen sind auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Das veranlasst die Musiker der Band Radiopilot zu einem besonderen Geschenk. Sie widmen den Köpenicker Fußballern einen Song. Er heißt „Keine Panik“ und soll trotz allem Mut machen.

Aber ganz von vorn. Nachdem sich Radiopilot 2012 aufgelöst hatte, gab es in der vergangenen Woche ein überraschendes Lebenszeichen. Radiopilot verkündete die Wiederveröffentlichung von „Keine Panik“. Der Song erschien 2010 mit einem entsprechenden Musikvideo auf Youtube, konnte aber bislang nicht gestreamt werden. Seit Freitag ist das Lied auf Spotify, Amazon Music und anderen Musik-Streamingplattformen erstmals verfügbar.

Aber wie kommt es mehr als zehn Jahre nach der Trennung zu diesem kleinen Comeback? „Wir kommen alle aus der Gegend, und Teile der Band verfolgen zähneknirschend die Niederlagenserie von Eisern Union“, erzählt Benjamin Steinke. Er lebt in Birkenwerder und spielte in der Band den Bass. „Einer Freundin fiel plötzlich auf, wie gut das Lied ,Keine Panik’ nicht nur auf das Ende der Band Radiopilot passt, sondern auch auf die Situation des Vereins. So entstand die Idee, ein Lied rauszubringen, was wir zum einen schon länger aufgrund von Nachfragen veröffentlichen wollten und zum anderen dem 1. FC Union widmen wollten“, erzählt er.

Der damalige Frontmann Lukas Pizon schrieb „Keine Panik“ im Jahr 2010 als Reaktion auf die nicht erfüllten Erwartungen des Debutalbums „Leben Passiert“, wie Benjamin Steinke weiter erklärt.

Die Wurzeln von Radiopilot liegen in Hohen Neuendorf. 1999 wurde die Band unter dem Namen Greensession gegründet, geprobt wurde im Keller des Schlagzeugers Christoph Hengelhaupt. Es gab viele Auftritte in Berlin, aber auch im Hohen Neuendorfer Wasserwerk, im Jugendclub Corn in Birkenwerder, an der Waldschule in Briese oder auf dem Kremmener Schulhof. Die Band gewann den Schooljam-Wettbewerb, den John-Lennon-Talent-Award und durfte in dem Zuge auf dem Taubertal-Festival spielen.
2005 erfolgte zunächst die Umbenennung in Kimono, dann in Radiopilot. Eine große Plattenfirma nahm die Band unter Vertrag, 2008 veröffentlichte Radiopilot mit „Leben passiert“ ein Album, tourte unter anderem mit Juli und Ich & Ich. 2010 wurden, wieder unter Eigenregie, weitere Lieder veröffentlicht.

2012 kam dann die Auflösung. Aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung? „Ich glaube, es gab damals keine andere Option für uns“, sagt Benjamin Steinke. „Wir hätten es nicht weiter fortsetzen können, da die Erwartungen an einen Erfolg schon vor der Veröffentlichung des Albums viel zu groß waren.“ Das ist jetzt 15 Jahre her. „Es war ein schönes Album, was auf viel Resonanz stieß, aber den Erwartungen einer großen Plattenfirma konnte es nicht standhalten. Von diesem Level wieder runterzukommen war für uns nicht möglich.“

Die Bandmitglieder widmeten sich eigenen Projekten, studierten und haben nun ihre eigenen Berufe. „Wir sind in ganz unterschiedlichen Branchen gelandet“, sagt Benjamin Steinke.
Er selbst ist mit Technik für Funk und Fernsehen beschäftigt. Der damalige Pianist Florian Büttner ist in der Lebensmittelbranche tätig. Christoph Hengelhaupt ist Schlagzeuglehrer an der Musikschule Hennigsdorf und Schlagzeuger, Frontmann Lukas Pizon veröffentlicht eigene Musik und produziert andere Bands wie Liedfett unter dem Namen „Fred Slacker“. Gitarrist und Sänger Rafael Triebel veröffentlichte 2022 unter dem Namen „CoppiCat“ sein Soloalbum „Widerstände“ und macht Filmmusik für Dokumentationen und Filme (“Notes of Berlin“).

Wie geht es weiter mit Radiopilot? Geht es überhaupt weiter? „Wir saßen seit vielen Jahren am Freitag, am Releasetag, wieder zusammen und freuen uns ehrlich gesagt vor allem über die Veröffentlichung von ,Keine Panik’“, sagt Benjamin Steinke.
„Wir wissen selber noch nicht, was es bedeutet und machen uns keinen Druck, sondern schauen wie es sich entwickelt.“ Neue Songs würden sowieso die ganze Zeit entstehen, „ob in den Soloprojekten von Lukas und Rafi oder für andere.“ Ob es Neues von Radiopilot geben wird, „wollen wir heute nicht beantworten, weil wir es selber noch nicht wissen“, so der damalige Bassist. Jetzt bleibt abzuwarten, ob es eine Reaktion von Union Berlin gibt. „Wieder mal verlorn – keine Panik! Tausend Wege führn nach Rom, nur dieser nicht. Kapitulation, nein, ohne mich!“, heißt es in dem Lied. Und Kapitulation ist sicher auch für die Eisernen keine Option.


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