„Man hat es in Flatow schwerer gehabt“

(6) -> 2.8.2023

Kremmener Lieblingsorte, Teil 7: Marieanne Dietrich mag den Dreschplatz mit dem Dorfteich

MAZ Oberhavel, 3.8.2023

Flatow.
In unserer Serie über Kremmener Lieblingsorte zeigen neun Menschen aus der Stadt, wo sie sich gern aufhalten. Dort kommen sie dann mit MAZ-Reporter Robert Tiesler ins Gespräch. Marieanne Dietrich, die Herausgeberin der Chronik von Flatow, lädt zum Dreschplatz mit dem Dorfteich im Ort.

Wir sitzen hier auf einer Parkbank, gucken auf den Dorfteich. Wobei man vom Dorfteich gar nicht so viel sieht, weil das Schilf hoch steht, und das Wasser ist zurückgegangen. Warum ist das einer Ihrer Lieblingsorte?
Marieanne Dietrich : Es war schon vor vielen Jahren mein Lieblingsort. Da war das hier noch nicht so bebaut. Dann ging hier ein Rundweg um den Teich rum. Da sieht man noch Reste davon. Dann wurden hier die Büsche gepflanzt, da standen noch ein paar Bäume. Der Teich war ansehnlich, und wenn man hier so langguckt – diese Allee finde ich auch sehr schön.

Wenn man jetzt hier so auf den Teich guckt, ist es ja eigentlich eher ein trauriges Bild. Oder soll das so sein?
Man jammert so ein bisschen den alten Ansichten hinterher. Aber ich finde es auch sehr schön, dass junge Leute hier gebaut haben. Das sind ja viele Familien mit Kindern, und die Kinder sind die Zukunft des Ortes. Dadurch lebt ja auch unsere Kita und die Schule. Aber man hat ja auch den Restbestand erhalten. Denn hier wurden auch immer unsere Dorffeste gefeiert, als die Häuser noch nicht standen. Hier wurde der Kindertag gefeiert, Halloween, und es war Treffpunkt, bevor man zum Sportplatz gegangen ist.

Ich meine auch den Teich an sich. Der wächst ja auch langsam zu. Man sieht kaum noch was vom Wasser.
Aber wir haben Wasserhühner hier drauf, die hier brüten. Die kann man beobachten. Und kleine Enten.

Wie oft sind Sie hier?
Mein Mann …

… der ehemalige Ortsvorsteher Gert Dietrich…
… täglich. Vormittags und nachmittags mit dem Hund. Das ist seine Lieblingsstelle. Und ich habe eigentlich auch einen Lieblingsweg. Wenn ich eine Rundtour mache – hier lang, den Gartenweg entlang, hinten zur Poststraße und hinter den Häusern wieder zurück

Trifft man da auch Leute und unterhält sich mit ihnen?
Na aber selbstverständlich. Wir sind ein mitteilungsfreudiges Völkchen.

Wie drückt sich das aus?
Weil man freundlich zueinander ist. Man grüßt sich und wechselt ein paar Worte: Wie geht es der Familie und dieses und jenes. Und dann läuft man halt weiter.

Was sind denn gerade so Themen, die hier in Flatow besprochen werden?
Die großen Themen werden diskutiert, und die dörflichen Themen werden besprochen. (lacht) Kennen Sie da den Unterschied?

Ihr Mann war ja lange Bürgermeister und Ortsvorsteher. Hat sich für Sie durch seinen Ruhestand jetzt auch was verändert?
Ja, sehr. Wir haben eigentlich immer im Mittelpunkt gestanden, ganz egal was wir gemacht haben. Die Themen wurden auch auf der Straße abgehandelt oder bei uns zu Hause. Das war das zweite Büro. Bei der Sprechstunde selbst war kaum jemand da. Also immer, wenn wir hier unterwegs waren. Die ersten Jahre habe ich mich mit eingebracht, dass ich ihm ein bisschen helfen konnte. Aber in den letzten Jahren habe ich meine eigenen Aufgaben gehabt.

Zum Beispiel?
Ich war sehr lange im Vorstand der Volkssolidarität, auch im Vorstand vom Sportverein, auch als Kassiererin. Wir haben gekegelt, auch im Wettkampf, das hat sich in den frühen 90ern aber zerschlagen.

Sie waren ja sehr umtriebig.
Na ja, man kann ja nicht zu Hause sitzen und Däumchen drehen und Fernsehen gucken.

Nach der Wende ist in Flatow viel passiert. Gibt es einen Ort im Dorf, wo Sie sagen, da ist die Erneuerung oder Sanierung sehr gut gelungen?
Ja. Der Platz am Kietz wurde neu gestaltet. Das war eigentlich nur ein Schotterweg. In der Mitte war mal eine alte Schmiede. Eigentlich war das so eine Muchti-Ecke. Das wurde nach der Wende richtig schön angelegt. Ringsum gepflanzt, Büsche und Bäume gepflanzt. Genauso hier, das wurde schön angelegt. Aber wenn man es nicht pflegt, dann wächst es zu.

Sie stammen ja aus dem Nachbardorf Staffelde, kamen Anfang der 70er nach Flatow. Was ist denn der Unterschied zwischen Flatow und Staffelde?
Was ich damals erlebt habe: Staffelde war offener gegenüber Fremden. Und in Flatow, da war man – so war mein Gefühl – anerkannt, wenn man was getan hat. Man hat ein Haus gebaut. Man hat sich etabliert in Vereinen. Dann wurde man aufgenommen. Also ich muss sagen: Man hat es in Flatow schwerer gehabt.

Wenn Sie heute durch Staffelde fahren, welche Gefühle haben Sie da?
In Staffelde bin ich ja geboren, da habe ich noch einen Bezug dazu. Wenn ich über den Friedhof dort gehe und mir die alten Namen angucke, dann sehe ich das Gesicht vor mir und auch das Haus, wo sie gewohnt haben. Aber inzwischen bin ich doch längst in Flatow angekommen.

Und wie ist Ihr Bezug zu Kremmen?
Ich freue mich sehr darüber, dass der Stadtkern von Kremmen so schön saniert wurde. Wenn man die Gassen lang geht, die sind so schön gemacht, dass man da gerne spazieren geht. Was ich sehr schade finde, ist, dass der Kremmener See nicht mehr begehbar ist. Ich habe nämlich dort schwimmen gelernt.

Was haben Sie beruflich gemacht?
Ich war die Assistentin der Geschäftsleitung im Schloss Ziethen. 17 Jahre lang.

Und jetzt haben Sie in den vergangenen Monaten an der Chronik von Flatow gearbeitet.
Jahre!

Was kann man denn dort nachlesen?
(beginnt zu blättern) Historische Straßen und Plätze. Alles, was mit der Kirche zu tun hat. Alles über die Bahnstrecke. Vereine, Menschen, Feste und vieles mehr.

Wie lange haben Sie jetzt dafür gebraucht?
Als wir 2005 den ersten Band fertig hatten, da haben wir eigentlich beschlossen, wir arbeiten am zweiten Band. Weil ja im ersten 1948 Schluss war. Dann haben wir gesammelt. Ich hatte zwei, drei Ordner vollgehabt mit Bildern, Zeitungsausschnitten und vieles mehr. Dann waren meine Eltern pflegebedürftig, da habe ich ausgesetzt. Und vor drei Jahren habe ich angefangen, zu ordnen, zusammenzustellen. Am Ende ging es schnell.

Sind Sie glücklich mit dem Ergebnis?
Ich habe mich sehr gefreut über dieses Buch. Endlich fertig! Aber ich wusste nicht, ob es den Flatowern gefällt. Weil es ja ein bisschen eine Hommage an Flatow ist. Dass man die alten Geschichten nicht vergisst. Das ist auch ein Nachschlagewerk.

Wenn man nach so vielen Jahren fertig ist mit einem Projekt: Wie ist das so?
Ein Glücksgefühl!


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