Wo der Bürgermeister geflirtet hat

(7) -> 3.8.2023

Kremmener Lieblingsorte, Teil 8: Sebastian Busse und seine Erinnerungen an den Pilz am Anglerheim

MAZ Oberhavel, 4.8.2023

Kremmen.
In unserer Serie über Kremmener Lieblingsorte zeigen neun Menschen aus der Stadt, wo sie sich gern aufhalten. Dort kommen sie dann mit MAZ-Reporter Robert Tiesler ins Gespräch. Sebastian Busse, der Bürgermeister in Kremmen, lädt zum Pilz am Kremmener Anglerheim.

Wir sitzen hier unter einer Art Konstruktion, im Hintergrund ist Wasser, auf der anderen Seite ein flaches Gebäude. Wo sind wir hier und warum sind wir hier?
Sebastian Busse : Wir sind hier direkt am Anfang des Kremmener Sees, direkt neben uns ist das Anglerheim, vor uns, durch die Büsche, sieht man die Seelodge, rechts von uns ist der im Moment umstrittene Parkplatz. Und wir sind hier, weil das für mich einer meiner Lieblingsorte ist, an dem ich mich 1999 mit meiner jetzigen Frau sehr regelmäßig getroffen habe. Hier haben wir geklönt und geflirtet, hier sind wir zum Spazieren hergekommen. Wir sind von der Altstadt hierhergelaufen oder haben das Auto hier abgestellt und sind losgelaufen. Hier war immer so ein Mittelpunkt von uns.

Also ganz konkret dieser Pilz.
Ja. Das war unser Mittelpunkt am Anfang unseres Wiedersehens.

Der Pilz, wie man ihn nennt, hat die Form eben eines Pilzes. Das Dach ist, so sieht es aus, aus Stroh. Und man kann darunter, etwas erhöht vom Boden, sitzen. Wie ist der Pilz entstanden?
Vermutlich in den 70ern ist das wohl in Eigenregie entstanden. Nur so kann ich mir das vorstellen. Ich kenne ihn als Kind, da war er schon da. Für uns war als Kind immer Treffpunkt am Pilz. Deshalb ist das für mich einer der sehr einprägenden Orte in Kremmen. Er sieht sauber aus, ist ordentlich. Ich gehe davon aus, dass die Mitglieder des Anglervereins sich darum kümmern.

Was sind in Kremmen darüber hinaus Orte, wo Sie gern sind?
Ich bin absolut gern im Rathaus, wo auch mein Arbeitsplatz ist, mit dem Blick auf den Marktplatz. Ich gehe gern mit meinem Hund in Staffelde durch die Wälder, die alte Poststraße in Richtung Flatow entlang. Auch da hätten wir uns treffen können. Man hat da einen schönen Blick, man sieht Staffelde, man sieht den Kirchturm von Flatow. Ich bin aber auch sehr gerne am Beetzer See. Das ist einfach eine tolle Idylle. Das sind gute Orte, wo man einfach mal runterfahren kann. Im Scheunenviertel kann man sich auch gut aufhalten. Ich war 1997 eigentlich einer der Jüngeren, die nicht verstanden haben, was die Stadtväter da vorhaben, und inzwischen bin ich schon lange sehr dankbar, dass dieser Weg der Sanierung gewählt worden ist.

Dieses Areal, wo wir hier sind, ist ja eines der meistdiskutierten. Ich stehe hier auf dem Parkplatz, ich habe keinen Parkschein gezogen. Muss ich Ihnen jetzt die 3 Euro bezahlen?
Die Situation ist so, dass wir als Stadt dafür Tagestickets verteilen. Anlieger und Mitglieder des Anglervereins oder des Bootshausvereins können sich kostenfrei ihr Jahresticket holen. Alle anderen müssen für das Tagesticket 3 Euro zahlen. Aktuell hätten Sie sich ein Ticket im Ordnungsamt holen können. Aber um diesem Verwaltungsprozess aus dem Weg zu gehen, war es uns wichtig, hier mit einem Parkscheinautomaten zu arbeiten. Wir werden einen Parkscheinautomaten-Betreiber damit beauftragen, über den werden wir das dann auch abrechnen.

In Sachen Seelodge und Weg zur Badewiese gibt es demnächst eine Gerichtsverhandlung.
Im Erbbaupachtvertrag ist der Weg bis zur Badewiese nicht enthalten. Der Besitzer der Seelodge vereinnahmt ihn aber zu 100 Prozent. Der Aufforderung der Stadtverwaltung, die Zaunanlage zurückzubauen und den Weg freizuhalten, ist er nicht nachgekommen. Ich kann den Zaun aber nicht einfach abreißen lassen, dann mache ich mich strafbar. Also sind wir ins Klageverfahren gegangen. Das ruhte einige Zeit, weil wir eine Nutzungsvereinbarung mit dem Seelodge-Besitzer schaffen wollten. Diese wurde von den Stadtverordneten am Ende abgelehnt, stattdessen sollten wir den Klageweg weiter gehen. Beim Termin Anfang September geht es hauptsächlich darum, ob diese Toreinfahrt zurückgebaut werden muss, so dass der Weg öffentlich zu nutzen ist.

Wenn man den Weg nutzen kann, darf man dann auf die Badewiese?
Wenn man den Weg nutzen kann, dann kann man bis an die Badewiese gehen und gucken. Und die Badewiese selbst gehört ganz klar zum Erbbaupachtvertrag. Da haben wir keine Chance, das gehört dem Eigentümer.

Als Außenstehender frage ich mich, ob es da nur ums Prinzip geht. Es bringt ja den Kremmenern nichts, sie dürfen auch weiterhin nicht auf die Wiese. Warum macht man das also? Warum braucht man diesen Weg, wenn es dahinter eh nicht weitergeht?
Zum Thema Baden habe ich schon immer gesagt, dass es die Gesetzeslage einfach nicht hergibt, den Betreiber dazu zu verdonnern, dass er hier das Baden anbietet. Da gibt es einfach Vorschriften, und da reicht nicht nur ein Bademeister. Da müssen Grund und Wasser untersucht werden. Das wurde beim vorherigen Betreiber immer geduldet. Es war immer ein gewisses Risiko, was niemandem bewusst war, auch nicht den Eigentümern. Im Endeffekt geht es immer um Verhandlungsspielräume. Du gibst uns den Weg, du bekommst den Parkplatz, und dafür wollen wir auf die Wiese. Mehr stand in der Nutzungsvereinbarung nicht drin. Aber wenn es dann Abgeordnete gibt, die nicht den kleinen Finger, sondern die ganze Hand nehmen wollen – das geht einfach nicht. Wir müssen kompromissbereit sein. Ich war es, andere waren es nicht. Und wenn jemand der Meinung ist, ich soll irgendwo einen neuen Badebetrieb herrichten, dann sollen sie einfach mal gucken. Das hier ist Naturschutzgebiet. Hier darf nicht gebadet werden, ich darf hier nichts anderes ausbaggern. Hinten am Kanal darf ich nicht baden, da ist eine Fahrrinne.

Ganz anderes Thema: Der Bau der neuen Kremmener Feuerwache. Momentan passiert da nichts.
Wir sind voll im Plan. Wir haben das Los 1, den Bodenaustausch, ausgeschrieben, bevor die Baugenehmigung da war. Das Los 2, das über eine Million Euro beinhaltet, haben wir erst ausgeschrieben, als wir auch die Baugenehmigung hatten. Wir haben drei Firmen gehabt, die ein Angebot abgegeben haben. Das Bauwasser und der Baustrom werden demnächst gelegt.

Auch die Feuerwehr Beetz-Sommerfeld braucht eine neue Wache. Wie ist das zu stemmen angesichts der knappen Kremmener Kasse?
Ich bin absoluter Realist und sage, dass wir dafür sicherlich zehn Jahre brauchen. Es ist richtig, jetzt ein Grundstück zu organisieren, und auch darüber nachzudenken, wie groß es sein muss. Das werden wir tun. Die weitere Planung passiert wohl nicht vor 2026. Wir brauchen auch die Möglichkeit, Fördermittel zu bekommen.

Im September ist in Kremmen das Landeserntefest. Was wollen Sie den Gästen mitgeben?
Wir hoffen auf sehr viele Besucher. Wir rechnen mit 15.000 bis 20.000. Sie sollen es genießen, den Umzug zu besäumen und den Marktplatz zu besuchen, wo eine Art Mittelaltermarkt stattfinden wird. Sie können sich die Altstadt angucken. Kremmen bietet ein supergutes Programm. Mein Highlight ist das Brandenburger Polizeiorchester. Das ist schön, dass es Kremmen besucht.

Anfang 2025 ist in Kremmen wieder Bürgermeisterwahl. Treten Sie wieder an?
Ja, ich stelle mich wieder zur Wahl. Die Projekte sind ja noch lange nicht beendet. Und ich bin jung, ich bin 43, warum sollte ich das nicht weitermachen?


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