Trotz Autobahn ein stiller Ort

(4) -> 28.7.2023

Kremmener Lieblingsorte, Teil 5: Mit Steffanie Marzahn vom Groß-Ziethener Ortsbeirat am Pumpwerk

MAZ Oberhavel, 29.7.2023

Groß-Ziethen.
In unserer Serie über Kremmener Lieblingsorte zeigen neun Menschen aus der Stadt, wo sie sich gern aufhalten. Dort kommen sie dann mit MAZ-Reporter Robert Tiesler ins Gespräch. Steffanie Marzahn, Mitglied des Groß-Ziethener Ortsbeirates, lädt ein auf’s Feld mit dem Pumpwerk zwischen Groß-Ziethen und der Autobahn.

Dies ist wahrscheinlich der ungewöhnlichste Lieblingsort. Wir stehen hier auf einem mehr oder weniger freien Feld. Neben uns steht ein kleines Gebäude aus Beton, im Hintergrund hört und sieht man die Autobahn. Frau Marzahn, wo sind wir hier?
Steffanie Marzahn : Wir sind am Pumpwerk in Groß-Ziethen. Das liegt zwischen Groß-Ziethen und Schwante, in der Nähe des Hörste-grabens. Hier wird viel Ackerwirtschaft und Heuproduktion betrieben. Hier stehen aber auch viele Tiere und ist insgesamt eigentlich ein sehr ruhiger Ort.

Warum ist das Ihr Lieblingsort?
Ich bin von Kindheit an sehr viel hier hinten. Wir hatten hier früher auch Ländereien und Landwirtschaft, und es ist einfach ein schöner Weg. Man ist auch schnell in Oberkrämer, zu Fuß in Richtung Klein-Ziethen. Trotz Autobahn ist es auch ein stiller Ort. Wir sind hier gerne. Sei es mit dem Fahrrad, zu Fuß mit dem Hund oder als Familie.

Und es ist ja auch dennoch viel zu sehen. Man sieht das Feld, man sieht aber auch die Heuballen. Ich bin vorhin an Feldern vom Spargelhof vorbeigefahren. Also es ist ja auch trotzdem sehr abwechslungsreich, was man hier sieht, oder?
Ja, und oftmals ist man ja auch nicht alleine. Sei es das Wild, das auf dem Feld steht, oder ab und an kommt jemand zu schaut, ob man am Pumpwerk angeln kann oder andere Leute, die mit ihren Hunden hier spazieren gehen.

Was hat es mit dem Pumpwerk auf sich? Was pumpt das Pumpwerk?
So genau habe ich mich damit nie beschäftigt. Das gab es halt einfach immer, aber es steht direkt in Verbindung mit den anderen Gräben.

Die Autobahn – jetzt gerade hört man sie moderat –, ist es unterschiedlich, wie laut man sie hört? Gibt es auch mal Zeiten, wo man sie gar nicht hört?
Ja, definitiv. Es gibt Zeiten, da hört man sie nicht. Und ich finde, wenn der Wind gut steht, hört man sie auch leise, wenn sie sehr voll ist.

Ist es mit dem Ausbau der Autobahn besser oder schlechter geworden?
Vereinzelt schlechter, weil doch der Wall fehlt.

Sie sind schon immer Groß-Ziethenerin oder Kremmenerin?
Schon immer Groß-Ziethenerin.

Was macht das Dorf aus? Warum ist es dort lebenswert? Und liebenswert?
Klein, aber fein. Das würde mir als erstens dazu einfallen. Es ist so typisch brandenburgisch, finde ich. Kleines Dorf, viele alte Menschen. Leute, die doch sehr neugierig sind, aber wiederum auch in sich gekehrt, die gerne informiert sind, aber auch ein Stück zurückhaltend. Und dass man sich untereinander kennt und ab und zu sich untereinander hilft.

Sie sind Mitglied im Ortsbeirat in Groß-Ziethen. Was machen Sie beruflich?
Ich bin Krankenschwester in Neuruppin auf der Intensivstation.

Warum wollten Sie den Beruf ergreifen?
Da bin ich familiär geprägt. Meine Mama war schon in der Pflege tätig. Ich habe es auch als angenehm empfunden, wenn man auch mal in der Woche frei hat. Ich habe damals auch bei der Pflege meiner Oma geholfen. Somit war es einfach für mich zu sagen, es macht mir Spaß, ich kann mir das vorstellen. Und jetzt übe ich den Beruf schon 15 Jahre aus und bin immer noch sehr glücklich damit.

Und sie engagieren sich im Ort. Seit wann sind Sie im Ortsbeirat?
Dreieinhalb Jahre.

Werden Sie sich 2024 wieder zur Wahl stellen?
Ich bin nicht abgeneigt, wieder zu machen.

Wie oft kommt der Ortsbeirat zusammen und was sind die Themen?
Nach Corona, muss ich gestehen, gibt es gar kein festes Schema, wie oft wir zusammensitzen. Das ist eher themenabhängig. Welche Anliegen haben die Anwohner? Wir kommunizieren aber sehr viel im Ortsbeirat, auch zeitnah. Große Treffen gibt es nach Absprache. Wir sind auch immer für Onlinemeetings bereit. Der Solarpark, der nördlich des Dorfes entstehen soll, ist ein großes Thema. Aber auch die Sauberkeit der Straßen und Seitenränder war in den letzten Wochen ein großes Thema, weil doch schnell wieder Unkraut hochstand.

Macht man das, weil es Spaß macht? Weil es interessant ist? Ist es vielleicht auch mal eine Bürde? Weil ich mir vorstellen kann, dass einem in der Funktion auch mal Anwohnerfrust entgegenschlagen kann. Oder ist das nicht so?
Doch, das ist schon so. Weil ja der Ortsbeirat quasi die erste Anlaufstelle ist und jeder ja die Themen anders empfindet. Den einen stört das große Unkraut, der andere findet es gar nicht schlimm, wen es länger steht. Oft ist dann der Ortsbeirat, hauptsächlich die Ortsvorsteherin, der Prellball. Man versucht, gut zu kommunizieren und weiterzuleiten. Aber es macht natürlich auch Spaß. Es ist aber auch so anstrengend.

Wie ist denn der Stand der Dinge beim geplanten Solarpark nördlich des Dorfes?
Unser Arbeitskreis für den Solarpark ist aktiv, sammelt Ideen. Neulich gab es eine Zusammenkunft, um alle über den Stand zu informieren.

Die Art und Weise, wie der Solarpark entsteht, finde ich relativ außergewöhnlich. Also dass da ein Investor kommt und sagt: Das ist der Plan. Aber man ja offenbar doch noch relativ viel Mitspracherecht hat. Oder ist das ein falscher Eindruck?
Nein, das ist ein richtiger Eindruck. Ich finde es auch sehr schön, dass man diesen Weg wählen konnte. Ich hoffe doch, dass wir einen guten Mittelweg finden, damit alle zufrieden sind, ohne Eskalation.

Gibt es ein Thema, das Sie persönlich umtreibt?
Wir sind ja gerade in der Planung für das Dorffest, die ist so gut wie abgeschlossen, aber ist ja immer wieder schwierig. Es ist ein Einschulungswochenende, Wir haben mindestens eine Familie im Dorf, die Einschulung feiert. Ich kann auch nicht anwesend sein, weil ich in der Familie eine Einschulung habe.

Was passiert beim Dorffest?
Ein buntes Treiben mit ein bisschen Live-Programm. Kaffee, Kuchen, Gegrilltes. Kinder können sich schminken lassen. Viele Groß-Ziether freuen sich auf das Zusammentreffen. Zusammensein, mal zusammen sitzen. Wir feiern am 26. August.

Ist es nach Corona schwerer, so ein Fest zu organisieren?
Wer früh organisiert, bekommt auch gute Angebote. Aber viele Schausteller haben nach Corona ihr Handwerk niedergelegt. Die wirtschaftliche Situation spielt auch eine Rolle, dass alles teurer geworden ist und dass man gucken muss, wie man haushaltet.

Sie sind auch im Kirchenbeirat aktiv. Groß-Ziethen hat jetzt endlich seine sanierte Kirche. Ist denn jetzt alles fertig?
Wir brauchen noch ein neues Kreuz. Dafür wird jetzt gespart. Auch dort gibt es den Denkmalschutz, es gibt Auflagen. Man muss sich an die Zeitepoche halten. Das gestaltet sich nicht so einfach, wie manche denken. Aber es ist jetzt sehr schön.

Wir stehen ja jetzt am Pumpwerk. Gibt es darüber hinaus in Kremmen Orte, wo Sie gern sind?
Wir sind auch gern auf dem Spargelhof, weil es durch den Fahrradweg auch für uns sehr einfach zu erreichen ist. Wir waren neulich am Maislabyrinth. Das sind schöne Ausflüge, weil sie auch nicht so zeitintensiv sind. Ansonsten sind wir auch gern im Wald Richtung Staffelde unterwegs.


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