Oranienburg, Kremmen und zurück

Auf der Liste mit Dingen, die ich gern mal machen möchte, standen auch zwei Vorhaben. Ich wollte immer mal mit einem Boot auf der Oranienburger Havel, auf dem Oder-Havel-Kanal und auf dem Oranienburger Kanal unterwegs sein. Und einmal von Kremmen auf dem Ruppiner Kanal bis Sachsenhausen fahren.
Beides konnte ich mir nun erfüllen – und das gleich in einem Rutsch.

Die MS Pirol startete am Freitag eine Testfahrt – vom Oranienburger Bollwerk zum Kremmener See und zurück. Ob das Schiff dort ankommen würde, war nicht klar. Denn es ging auch darum, ob die Pirol durch alle Brücken kommt und vor allem, ob genug Wasser im Kanal ist.
Von 9 bis 19 Uhr war die Fahrt angesetzt – ohne Pause.

Eigentlich würde die Fahrt zum Kremmener See nicht fünf Stunden dauern. Aber weil die Friedenthaler Schleuse in Sachsenhausen gerade im Bau ist, müssen Schiff einen riesigen Umweg fahren.
Und deshalb machte sich die Pirol erst mal auf den Weg zum Oder-Havel-Kanal.

Es ist schön zu sehen, wie grün Oranienburg ist. Entlang der Havel stehen viele Bäume, viele Büsche, es sind viele Wiesen zu sehen. Als wir die Gabelung zum Oder-Havel-Kanal erreichen, erinnere ich mich an den Winter 1996 – da war alles zugefroren, und wir waren genau dort auf dem Eis unterwegs.
Hier ist die Strecke am breitesten. Wir erreichen Oranienburg-Süd, auf der rechten Seite ist der Weiße Strand zu sehen, der seit den 90ern leider nicht mehr als solcher nutzbar ist.

Es geht über Havelhausen nach Borgsdorf, dort gabeln sich der Oder-Havel-Kanal und der Oranienburger Kanal.
Ein Knackpunkt bei unserer Reise sind drei Schleusen, und ob wir da zügig durchkommen. Die erste ist die Schleuse Pinnow. Nach kurzem Warten werden wir durchgeschleust. Wir erreichen wieder Oranienburg. Wieder eine Naturidylle. Immer wieder sind Wasservögel zu sehen. Ab und zu sehen wir Angler.

In Sachsenhausen kommen wir an eine Wasserstraßenkreuzung. Nach rechts geht es zur gesperrten Schleuse Friedenthal, wir biegen nach links auf den Ruppiner Kanal in Richtung Kremmen.
Die Fahrt durch die Tiergartenschleuse geht ebenfalls zügig. Alle wissen sie Bescheid, dass heute ein Passagierschiff unterwegs ist.
Es wird gebaut. Hinter der Schleuse umfahren wir einige Baustellenschiffe. Überhaupt wird es nun merklich enger. Besonders in Kuhbrücke mit der besonders schmalen und niedrigen Brücke. Die Antennen schaben oben am Beton, und man kann erkennen, wie marode die Brücke ist.

Der Kanal wird ausgebaut, an einigen Stellen ist das Ufer schon begradigt und befestigt, die Wassertiefe wurde auf 2,40 Meter ausgebaggert. Das bleibt aber nicht so. Vor der Schleuse Hohenbruch wird es wieder enger, und dahinter fahren wir durch die pure Natur. Viel Schilf am Rand, die Fahrrinne ist eng. Viel Platz ist unter uns auch nicht. Die Schiffsleute wissen schon jetzt: Viel trockener darf es nicht sein. Bei niedrigerem Wasserstand kommt man nicht mehr nach Kremmen durch.

Hat man den Wald bei Verlorenort verlassen, kommt eine ziemliche Durchstrecke, denn es geht ein paar Kilometer geradeaus, rechts und links sind Felder, und es passiert nicht viel. Das ist nicht so schlimm, denn davor gab es viele Wasservögel zu sehen und zu hören, die Bäume rauschten – wahnsinnig schön.

Vor der Kanalbrücke am Kremmener Ortsausgang kommen wir am Bollwerk vorbei. Wenn dort Schiffe halten könnten, wäre das ein nettes Ausflugsziel, denn auf der anderen Uferseite ist der Hof „Kultur & Beeren“. Wir aber fahren weiter, am Rand von Kremmen entlang bis zum Kremmener See. Dort befindet sich das Wald- und Seegut mit der Beton-Seebrücke und die Seelodge. Anlegen können wir dort nicht.
Vier Stunden und knapp 50 Minuten haben wir vom Oranienburger Bollwerk bis zum Kremmener See gebraucht. Zurück waren wir etwas langsamer, da fuhren wir knapp unter fünf Stunden.

Für die Rücktour hatte ich mir etwas zum Lesen mitgenommen, denn man muss durchaus sagen, dass die Zeit dann ein bisschen lang wird.
Die Schiffsleute überlegen, ob man eine solche Tour nicht lieber am Oranienburger Kanal starten sollte – dann würde man gut zweieinhalb Stunden sparen. Das wären zwar immer noch mehr als sieben Stunden – aber vielleicht kann man ja wirklich irgendwo eine Pause einlegen.

Wenn die Schleuse Friedenthal fertig ist, soll allerdings die Pinnower Schleuse dichtgemacht werden, und damit die Durchfahrt über den Oranienburger Kanal. Das wäre schade, und ich halte das für falsch. Bei Autostraßen würde man so was auch nicht machen. Der Weg um Oranienburg herum wird weiterhin wichtig sein, und für den Wassertourismus könnte eine Oranienburg-Rundfahrt auf dem Wasser auch reizvoll sein.

Mir hat diese Testfahrt großen Spaß gemacht. Es war eine Reise durch die Natur, eine spannende Kanalschau, und ob und wann es eine Wiederholung gibt, steht längst noch nicht fest.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert