Böse Wölfe

Über Pfingsten war Oranienburg in der Hand von einem Rudel Wölfen. Sie hatten sich auf dem Schlossplatz versammelt – in merkwürdigen Posen. Drohend, brüllend, in eine Richtung zeigend – oder sogar mit einer Pistole in der Hand.

Die Wölfe gehörten zu einer Ausstellung mit dem Titel „Die Wölfe sind zurück? – Kunst gegen Hass und Gewalt“.
Die Wölfe symbolisierten das Böse – auf verschiedene Art und Weise. Man könnte auch sagen: Sie zeigten die dunkle Seite unserer Gesellschaft.
Die Wolfsskulpturen stellten dar: den Blind Soldier, den Mitläufer, den blinden Hasser, den NSU-Mann, den Kraftprotz, Attac und den Anführer.

Interessant: Die Wölfe zeigten in gewisser Hinsicht, was in unserer Gesellschaft zu sehen ist – und auch in den 1930ern schon mal zu sehen war. Einerseits die Leute, die anführen, die das Sagen haben, die die Reden schwingen. Die, die mitlaufen, zu allem Ja sagen und selbst nicht mehr nachdenken. Den, der einfach nur hasst, der sich immer und überall auskotzt. Und so weiter.
Neonazis, ihre blinden Mitläufer, die willigen Helfer.

Könnte imposant sein. Aber ich hatte Schwierigkeiten mit dieser Art von Kunst. Sicherlich gehört es dazu, sich durchzulesen, was der Künstler – hier Rainer Opolka – uns mit seiner Kunst sagen will. Aber wer das nicht tut, wird damit wenig anfangen können. Und ich muss gestehen, ich konnte auch mit dem Wissen, was die Skulpturen bedeuten, wenig damit anfangen.
Wölfe stellen also das Böse dar. Das wäre dann wohl wieder mal ein Beispiel des märchenhaften, bösen Wolfes. Dabei ist der Wolf ja eher ein scheues Tier, der, weil er Hunger hat, auch Tiere reißt. Aber sich vom Menschen in der Regel fern hält, wenn man ihn nicht anlockt.
Nun kann natürlich auch hier der Künstler mit dem miesen Image des Wolfes spielen – es ist aber leider auch nur das sehr, sehr altes Klischee. Und Kunst sollte doch ein bisschen mehr sein als ein Klischee.


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