„Wenn ich tot bin, brauche ich die Organe nicht mehr“

Wir wollten von euch wissen, was ihr vom Spenderausweis haltet

MAZ Oranienburg, 2.5.2013

„Das ist doch saueinfach!“, sagt Elisabeth aus Schildow. Trotzdem geht die Spendenbereitschaft zurück.

OBERHAVEL
Philip Miran will bald seinen Motorradführerschein machen. Für den 19-Jährigen aus Glienicke ist es völlig klar, dass er dann auch einen Organspendeausweis haben wird. „Als Motorradfahrer ist es fast schon eine Pflicht“, sagt er. Was er im Todesfall spendet, ist ihm egal.

Im Laufe des Jahres verschicken die Krankenkassen an ihre Kunden Organspendeausweise. Ziel: das Thema in die Diskussion bringen, die Leute dazu zu bringen, darüber nachzudenken, ob sie Organspender sein wollen.
Nach Angaben der Krankenkasse Salus-BKK sterben pro Tag durchschnittlich 21 Menschen, weil kein passender Organspender für sie gefunden wurde. Etwa 12 000 Menschen warten auf so ein lebensrettendes Organ. Der Skandal um Manipulationen dieser Wartelisten lassen jedoch die Spendenbereitschaft in Deutschland zurückgehen. Im ersten Quartal 2013 sank laut der Stiftung Organtransplantation die Zahl der Organspender um 18 Prozent auf 230. Vergangenes Jahr stellten 1046 Leute Organe nach ihrem Tod zur Verfügung, 2007 waren es deutschlandweit noch 1313.

„Ich habe da noch nie drüber nachgedacht“, sagt Benjamin Grätsch (16) aus Vehlefanz. „In absehbarer Zeit kommt das auch nicht infrage, vielleicht mal, wenn ich älter bin.“
Die 18-jährige Jenny Möring aus Gransee hat über die Anschaffung eines Organspendeausweises hingegen schon mal nachgedacht. „Mit meiner Familie und meinem Freund habe ich schon mal drüber gesprochen.“ Momentan will sie sich aber noch nicht dazu entschließen. „Vielleicht später mal.“ Nur eines möchte sie auf keinen Fall spenden: „Das Herz. Das ist irgendwie so was Spezielles.“

Mit dem Ausweis kann jeder ab 16 Jahren, der es möchte, seine Erklärung zur Spende für den Fall des Todes schriftlich dokumentieren. Wer ihn ausfüllt, kann auch „Nein“ ankreuzen oder bestimmte Organe von der Spende ausschließen. Möglich ist es auch, die Entscheidung auf eine andere Person zu übertragen. Alles das kann darauf vermerkt werden.

„Das ist doch saueinfach“, sagt Elisabeth Baum (18) aus Schildow. „Die Ausweise gibt es zum Beispiel beim DRK.“ Auch in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen gibt es sie, falls die Krankenkassen ihn nicht zuschicken. „Ich gehe da ganz rational ran. Wenn ich tot bin, brauche ich die Organe nicht mehr.“
Theo Martens aus Hohen Neuendorf hatte in den USA schon mal so einen Ausweis. „Dort gehört er zum Führerschein“, erzählt der 19-Jährige. Auch hierzulande möchte er sich demnächst wieder einen zulegen. „Gute Aktion“, sagt er noch.


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