Rügen 2011 (1): Leise rieselt der Sand

2010 -> 11.7.2010

Eine Premiere: das erste Mal überhaupt reiste ich mit dem Zug auf die Insel Rügen. Die Bahn hat sich für den besonderen Tag für einen besonders alten Rumpelzug entschieden. Fast drei Stunden braucht der Refionalexpress von Oranienburg bis Stralsund, das ist fast ein Drittel länger als mit dem Auto. Mit „Express“ hat das wenig zu tun, vor allem, weil der Ding in Mecklenburg-Vorpommern zum Bummelzug wird, der an jedem Dorfbahnhof hält.
In Neubrandenburg zucken die wenigen Neujahrspassagiere zusammen. Als der Waggon am Hauptbahnhof über eine weiche fährt, ruckelt es heftig, dazu unangehme Geräusche. Ein Wunder, dass wir nicht entgleist sind.
Trotz 10 Minuten Verspätung in Oranienburg kommen wir pünktlich in Stralsund an, dort geht’s mit einem weiteren RE nach Binz.
Herrliches Winterwetter herrscht, als der Zug über den Rügendamm rollt, der Strelasund ist fast zugefroren. Ebenso der kleine und große Jasmunder Bodden bei Lietzow.

Erste Amtshandlung in Binz: eine Waffel kaufen. Natürlich. was auch sonst. Kurz vor der Seebrücke dann die erste Überraschung: Das Strandschloss ist bereits fertig. Zumindest die Fischrestaurantkette Gosch ist bereits aktiv. Ich finde es immer noch befremdlich, den großen Schriftzug „Sylt“ in meinem Lieblingsort auf Rügen zu lesen.

Unser Apartment liegt direkt an der Strandpromenade, von unserem Balkon aus können wir direkt auf die Ostsee schauen. Herrlich!
Zugefroren ist die See nicht, wenn man allerdings Richtung Steilküste spaziert, sind zumindest Teile der Uferzonen leicht vereist.

Ausflug nach Sassnitz. Dort war ich zuletzt vor 21 Jahren. Sassnitz hatte beispielsweise ein Clubkino mit Stühlen und Tischen. Heute ist es dort recht ruhig. Der Hafen macht einen beschaulichen Eindruck. Die großen Fähren legen schon seit längerer Zeit im benachbarten Neu-Mukran ab. Nun ankern dort nur noch einige Fischerboote. Auf der Mole pfiff der eisige Wind um unsere Ohren. Für ein Bismarck-Brötchen ist es allerdings nie zu kalt.
Ein paar hundert Meter weiter beginnt die Steilküste. Der Strand ist steinig. Und so richtig sicher fühlt man sich nicht, wenn man nach oben sieht und schon der Sand an vielen Stellen leise rieselt. Immer wieder kommt es zu Abbrüchen, Reste davon liegen überall am Strand.

Der Stau vor der Rügenbrücke könnte unterdessen zur Tradition werden. Allein 70 Minuten für die wenigen Kilometer zwischen Bergen und Samtens. Ewiger Stillstand, und plötzlich rollte alles. Als ob ein Knoten geplatzt ist.


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Kommentare

10 Antworten zu „Rügen 2011 (1): Leise rieselt der Sand“

  1. Maenne

    Rügen wird langsam zur Warenkette.
    Die Insel ist zwar sehr schön, aber der Komerz wird den Reiz nieder schmeicheln.
    Schade.

  2. RT

    Klar, man kann auch alles immer gleich negativ sehen.
    Woran machst du deinen Kommerzhass gerade fest?

  3. erpick

    Hallo!
    Mir gefällt dieser kurze Text einer Reisebeschreibung.
    Weckt Erinnerungen, die nicht schlecht sind.
    Kommerz? Ja, wenn ich mir die Strände der Nordseeküste im alten Deutschland anschaue, dann gibt es dort Auswüchse, die mir nicht behagen, z.B. gepflasterte Strände und die „Maut“- Gebühren. Das kommt aber an unserer geliebten Ostsee auch immer mehr ans Tageslicht. Es ist die Eigenschaft unserer Gesellschaft, die alles mit Geld bemisst, jedes Teil unseres Lebens da hinein zu dividieren. das hat mit Kommerzhass nichts, aber auch gar nichts zu tun. Es ist eine bedauerliche Eigenschaft, die alles Schöne sukzessive berechenbar macht und damit seiner Ursprünglichkeit beraubt. Man kann sich ein wenig dagegen stemmen, das Tempo verlangsamen und ich würde mich riesig freuen, wenn es noch ein paar Jahre gelingt.
    Rügen ist eine wunderschöne Insel und wird es immer bleiben, so lange es Menschen gibt, die diese Ursprünglichkeit bewahren!
    Gruß

  4. lisa53malen

    einen feinen reisebericht hast du da geschrieben.
    rügen ist immer eine reise wert.
    und wer sich einmal den inselvirus geholt hat, der kommt immer wieder.
    und ich hoffe, ihr hattet eine schöne neujahrsfeier.

    jedes schlechte hat auch etwas gutes.
    rügen wird IMMER schön bleiben, auch wenn gierige menschen fehler machen.
    und ich gebe rainer recht, dass so viele menschen wie möglich versuchen sollten, diesen prozess zu verlangsamen.

    liebe grüße zu dir,
    lisa

  5. froehlich51

    Das ist ein netter Reisebericht !
    – Was den Rückreisestau angeht…es hatte „geknallt“- nach den Aufräumarbeiten lief es dann wieder.
    -Was den Komerz angeht…die erwähnten Ketten müssen eine Genehmigung haben, um bauen zu dürfen. Sie sind also „gewollt“. Aber ich habe da keine Angst. Die wenigen Orte, an denen sich ein Bau für die Ketten lohnt , liegen schon passend neben Supermärkten oder an Durchfahrstrassen… nicht da, wo es wirklich schööön ist. Und ich bin mir sicher, daß sie dort auch gar nicht hin kommen/wollen.
    Wenn alle Rügenliebhaber zusammenhalten, bekommen die Schickimicki-Tempel auch kein Bein an die Erde… (obwohl es bei Gosch schon lecker ist).In Maßen gehalten darf ruhig der eine oder andere „Spezialist“ siedeln, meine ich . – Es geht ja auch um Steuergelder, die wieder für Erneuerungen genommen werden können ! – Sagt der Bürgermeister 😉

  6. RT

    Na ja, im Fall von Gosch ist das schon anders, die haben in Binz den besten Platz im Ort. Mich stört ja auch überhaupt nicht die Ansiedlung eines Fischrestaurants, mich stört der Bezug zu Sylt.

  7. froehlich51

    …leben und leben lassen…Vielleicht sollten wir Herrn Gosch zu seinem guten Geschmack gratulieren !? 😉

  8. lisa53malen

    ich klinke mich mal hier ein.
    mich stört der bezug auch….und alle haben ja inzwischen gemerkt, dass sylt eine starke konkurrenz bekommen hat.

    was soll der arme kerl also machen als schleichwerbung? ;D 🙂

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