China (12): Hello Again!

-> 5.9.2007

Der Wecker klingelt um 5.46 Uhr, 23.46 Uhr deutscher Zeit. Bald werden wir aufbrechen, um zurück nach Deutschland zu reisen. Das wird rund 22 Stunden dauern.
6.50 Uhr. Unser Bus bringt uns vom Hotel zum Bahnhof von Chongqing. Wie sollte es anders sein – ein sehr moderner Bau mit eigener Tiefgarage. Auch der Zug ist für chinesische Verhältnisse modern. In etwas mehr als drei Stunden fahren wir von Chongqing nach Chengdu. Bei uns würde man ihn vielleicht mit einem IC vergleichen, der von Hannover nach Berlin durchfährt, ohne zwischendurch anzuhalten.
Die Chinesen haben offenbar einen anderen Lärmbegriff. Der Waggon wird mit Musik beschallt. Die schönsten Hits aus aller Welt. Von Folkore über Klassik bis Pop ist alles dabei. Ich will nicht sagen, dass das nervt, aber daran muss sich die Deutsche Bahn nicht unbedingt ein Beispiel nehmen.
Der nette Chinese, der uns gegenüber und neben Florian saß – nun ja. Dass er leise war, kann man nicht gerade sagen. Von seinem Handyspiel haben wir zumindest akustisch sehr viel mitbekommen. Auch das Handyklingeln der anderen Passagieren erinnerte eher an eine Disco als an ein Telefonat.
Günter, der neben mir saß, erfreute mich unterdessen mit seinen Songs von seinem MP3-Player. Ganz leise hörte ich mit, was aus den Kopfhörern zu mir drang: „Hello Again!“ von Howie – sehr geil! Oder „Country Roads“ in der Ur-Version. Unschlagbar!

Chengdu. Als wir aus dem Bahnhof kommen, voll bepackt mit Taschen und Koffern, konnte man den Eindruck gewinnen, der Papst kommt nach Chengdu. Ein riesiger Menschenauflauf vor der Sperren am Bahnhofsgebäude. Mittags um 11.15 Uhr ist dort offenbar die Hölle los.
Der Bus, der uns zum Flughagen bringen sollte, war ein wenig entfernt vom Bahnhof geparkt. So erlebten wir eine wahre Odyssee durch Chengdu.
Die Bettlerin, die uns nicht von der Seite wich, sollte den Leuten vielleicht nicht ganz so sehr auf die pelle rücken, vielleicht springt so eher ein Geldschein raus, als auf diese Tour. Spätestens beim Anfassen hört der Spaß auf. Glücklicherweise ging der Kelch an mir vorüber.
Weiter ging es über die verstaute Straße, durch eine Unterführung, in der sich diverse Läden befinden. Und das mit einem Affenzahn. Eine wahres Gehetze. Da hätte sich uns besser niemand in den Weg stellen sollen. Und wenn doch – der wurde von Markus‘ schweren Koffer überrollt. Eine Frau musste dran glauben. Obwohl ihr Gesicht schmerzverzerrt war – ich musste mir ein Lachen verkneifen. Dass dann auch noch der Fuß eines Mannes dran glauben musste, das hat Markus dann schon gar nicht mehr mitbekommen.

Weiter mit dem Bus aus Chengdu zum Flughafen. Der Rückflug dauert länger als der Hinflug. Mit 10 3/4 Stunden ist man dabei.

Hurra! Diesmal funktionierte im Flugzeug auch das Bordentertainment-System. Die KLM machte uns diesmal fast nur Freude. Aus unzähligen Filmen, Dokus, Musikclips und Serien konnte man auswählen. Selbst SMSen und E-Mails konnte man (bis Oktober kostenlos) verschicken. Uwe hat es probiert. Es ist zwar Kleinstarbeit, aber es funktionierte wohl.
Ich sah mir Cartoons an (Roadrunner, Tom & Jerry, Simpsons) sowie zwei Filme je zur Hälfte – für etwas längeres war ich zu müde.

18.55 Uhr europäische Sommerzeit. Ankunft in Amsterdam. Zeit für uns, voneinander Abschied zu nehmen.
Florian hatte als unser Reiseleiter den Vorteil, zumindest unsere Passbilder schon kennen. Bis auf kleine Ausnahmen kannten wir zehn uns ansonsten nicht. Aber es hat sehr gut funktioniert.
Florian, Anita, Karin, Sven, Thomas, Uwe, Ulrike, Markus, Günter – es war mir eine große Freude, mit euch einen kleinen Teil Chinas erkunden zu dürfen. Auf die Radioreportagen von Sven freuen wir uns alle wahrscheinlich am meisten. Mit seinem Mikro hat er auf alle Fälle die beste, die – ja, coolste Figur von uns allen gemacht. Vielleicht gibt es ja durch ihn ein Wiederhören mit Sandy im deutschen Radio?

Die letzte Etappe. Doch bevor Markus und ich den Flieger nach Berlin besteigen konnte, mussten wir zunächst durch die Sicherheitskontrollen von Amsterdam. Die sind echt scharf. Wie üblich, wird der ganze Kram – Rucksack und Hosentascheninhalt – auf ein Band gelegt. Und zusätzlich die Schuhe. Ich hoffe, die Holländer haben sich das gut überlegt. Ich hatte die heute schon ziemlich lange an. Dann ging es weiter in so ein Röntgengerät. Da stellt man sich rein, hebt die Arme. Und hofft, dass man nichts findet.
Mensch, Mensch – dabei wollen wir doch nur nach Hause.

Der Flug von Amsterdam nach Berlin dauerte nur etwas mehr als eine Stunde. Und dennoch: Wir waren fertig. Ich versuchte noch ein bisschen, in meinem Harald-Schmidt-Buch zu lesen. Aber als erst die Buchstaben verschwammen und dann auch noch die Buchseiten eine Farbe annahmen, die sie in Wirklichkeit nicht hatten, gab ich es auf. Ich starrte nur so vor mich hin. Schlafen war trotz der unfassbaren Müdigkeit nicht drin.

21.35 Uhr. Landung in Berlin-Tegel. Wieder daheim. Das Abenteuer China ist endgültig vorbei. Markus und ich sind uns einig: Wir pfeifen auf dem letzten Loch. Nur noch nach Hause und schlafen. Nach 22 Stunden Reisezeit.

China. Die Reise ist zu Ende. Und es hat sich gelohnt. In jeder Hinsicht. Eine tolle Organisation (nochmaliges Lob an Florian), bewegende Eindrücke, leckeres Essen, gemütliche Hotelzimmer und nicht zuletzt eine entspannte Schiffstour.
Das bleibt haften.


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Kommentare

4 Antworten zu „China (12): Hello Again!“

  1. Twin Li

    Mehr zum KLM-Bordunterhaltungssystem mit SMS und E-Mail gibt es hier:
    http://www.4spoerl.de/uw092007.htm#klm

  2. RT

    Ich fand es ja erstaunlich, dass du so viel Geduld hattest. Das wäre nix für mich. Ich würde bei so einer Fummelei wahnsinnig werden…

  3. RT

    Am 7.10.07 erschien in der BZ am Sonntag der Bericht über die Yangzi-Flusskreuzfahrt.
    Bei mir wird es voraussichtlich am 10.11.07 soweit sein.

  4. […] Große Aufregung heute in den Nachrichten: Die EU-Kommission hat nämlich ein Votum für Ganzkörper-Scanner abgegeben. Man habe beschlossen, die umstrittenen Geräte auf die Liste der an Flughäfen erlaubten Sicherheitsvorkehrungen zu setzen. SPD-Europaabgeordnete Wolfgang Kreissl-Dörfler: “Die Körper- oder Nacktscanner erstellen mit Hilfe elektromagnetischer Strahlen ein 3D-Bild, auf dem der Fluggast ohne Kleidung erscheint, inklusive der Genitalien.” Unglaublich, aber für mich schon kalter Kaffee. Denn ich habe mich ja quasi schon im September 2007 nackig gemacht, auf dem Flughafen von Amsterdam, nachdem wir aus dem Flugzeug aus dem chinesischen Chengdu ausgestiegen waren. Damals wusste ich allerdings nocht nicht so genau, was das eigentlich für ein Ding ist, habe es hier im Blog harmlos als Röntgengerät bezeichnet. Wir liefen in so ein Gerät, mussten die Arme heben, dann wird man gescannt. Wenn wir gewusst hätten, dass wir uns da völlig nackig gemacht haben – ich hätte damals schon protestiert. Oder so. […]

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