China (10): (Ent)spannend

Und noch eine Premiere: meine erste Bodymassage. Ich wusste schon vorher, dass das spannend sein würde, denn ich bin eigentlich ziemlich kitzlig – und das so ziemlich überall. Schon vorgestern habe ich mir meinen Termin an der Rezeption abgeholt, und jetzt war es soweit.
Mit dem Gesicht nach unten lag ich nun also auf der Liege, als die Masseurin ihr Werk begann.
Sagen wir mal so: Ich könnte aufzählen, wo ich nicht kitzlig bin. Ich war keine Qual, aber entspannend war das Ganze für mich leider nicht. Was wirklich nicht an den Masseurin lag.
Fassen wir zusammen: An der Wirbelsäule entlang war es kritisch, ich musste mir sogar das Lachen verkneifen. Auch an den Oberschenkeln war es kritisch. Ebenso am Bauch und einigen Stellen des Kopfes. Die Schultern nicht zu vergessen.
Besser ging es nur an den Armen und Beinen. Das ist nicht viel.
Am Kopf, an den Schläfen knetete sie so stark herum, dass mir die Schläfen ziemlich weh taten danach…
Massagen sind wohl nichts für mich. Obwohl die Masseurin meinte, dass das alles eine Frage der Gewöhnung sei. Na, ich weiß ja nicht…

Wir schliefen ja schon ziemlich komfortabel in den Junior-Suiten. Kreuzfahrtdirektor Dick zeigte uns die weiteren Suiten. Dabei zeigte sich: Selbst die Standard-Kabinen sind auf einem erstaunlich hohen Niveau. Denn was braucht man im Grunde schon: ein Bett, ein vernünftiges Bad und Schränke. Selbst das Flat-TV-Gerät ist im Standardzimmer zu finden. Es ist jedoch kleiner, das ist wahrscheinlich der größte Unterschied. Außerdem gibt es an Bord der „Anna“ noch vier Deluxe-Suiten, die noch ein bisschen größer als die Junior sind. Richtig komfortabel sind die beiden Shangri-La-Suiten. Sie sind doppelt so groß, bieten eine fantastische Aussicht nach draußen. Man blickt direkt nach vorn raus auf den Yangzi. Es gibt eine zusätzliche Sitzecke und allein schon im Bad kann man Urlaub machen. Wenn man die richtige Kohle hat, kann man sich hier wie der König des Yangzi fühlen.

Der letzte Abend an Bord. Im Dynasty-Speisesaal marschierten wieder Dick und Li ein, begleitet von Riverguide Luther (Daniel Li war sozusagen im Babyurlaub). Die Prozedur ist den Crewmitgliedern bekannt, sie zelebrieren sie in regelmäßigen Abständen. Kein Wunder, dass uns Dick zuzwinkerte und ein wenig mit den Augen rollte, als Käptn Li mit seiner Rede anfing.
Auf dem ZDF-„Traumschiff“ geht am Ende immer das Saallicht aus und die Crew kommt mit Torten und Wunderkerzen. Was für ein Klischee! Um so erstaunter waren wir, als im Saal plötzlich das Licht ausging und ein paar der Kellnerinnen mit Torten ankamen. Natürlich mit Musikuntermalung.

Die älteste Passagierin war übrigens stolze 94 Jahre alt und feierte ihren Geburtstag auf der „Anna“. Sie sah noch ziemlich rüstig aus und machte nicht den Eindruck, als sei sie unter Zwang aufs Schiff gekommen.

Unterdessen gibt die „Anna“ noch mal richtig Gas. In den Kurven neigt sie sich kräftig zur Seite. Wir werden doch nicht am Ende doch noch alle Seekrank? Mit einem Affenzahn bewegen wir uns auf die Metropole Chongqing zu.
Ich schlurfe im Yangtze-Club mein letztes „Slow Boat To China“. Den Cocktail konnte ich inzwischen auch Uwe schmackhaft machen, der den inzwischen auch sehr gern trank. Und auch Karin probierte und fand es lecker.

Gespräch mit Dick Carpentier, Kreuzfahrtdirektor, und Luther Zou, einer der Riverguides. Die Crew an Bord arbeitet 12 bis 16 Stunden am Tag. Die meisten Schiffe sind von März bis Dezember unterwegs, nur eines in der Zeit dazwischen. Die Passagiere kommen zu 90 Prozent aus den USA, 6 Prozent aus Europa, 2 bis 3 Prozent aus Asien. das Durchschnittsalter der Crew liegt bei 23 Jahren, das der Passagiere bei 60+.
Dick arbeitet seit 1969 in seinem Job, heute ist er 66 Jahre jung und hat ganz offensichtlich Spaß an seinem Beruf. Er führe zwei Leben: das an Bord und das zu Hause. Er lebt mit seiner Frau auf den Philippinen. Seine Motivation seien die vielen jungen Leute, er wolle, dass es seiner Crew gut geht.

22.15 Uhr, auf dem Monddeck. Wir haben unser Ziel erreicht. Die „Anna“ fährt auf Yangzi in Chongqing ein. Stundenlang. ja, tagelang fuhren wir durch ein Nichts mit lauter Felsen, Feldern und ein paar Häusern, nur hin und wieder sahen wir Städte. Und jetzt das: eine Skyline wie in New York. Chongqing begrüßte uns mit blinkenden, leuchtenden Hochhäusern. Wobei die Skyline pünktlich um 22.30 Uhr merklich dunkler wurde – eiinige der Lichter wurden abgeschaltet.
Der Yangzi wurde in Chongqing zum reißenden Fluss, eine Strömung wie bei Stromschnellen. Dennoch legte „Anna“ punktgenau an, was eine echte Meisterleistung war.
Jetzt war uns auch klar, warum wir in den letzten Stunden so über den Fluss donnerten. Etwa 80 Prozent der Crew sind in Chongqing zu Hause. Sie wollen die wenigen Stunden nutzen, um von Bord zu gehen, bevor alle am frühen Morgen wieder zurückkommen müssen. Denn die „Anna“ legt schon am nächsten Nachmittag wieder in die Gegenrichtung ab.

Vor der Chongqing-Kulisse verbrachten wir den letzten Abend an Bord. Schnell noch die Koffer gepackt. Nach dem Frühstück müssen wir von Bord, die „Anna“ und die Crew von Victoria Cruises verlassen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert