Da! Ein Storch!

Ich bin müde und matt. Meine Füße tun mir weh. Der Summter Storchenlauf liegt hinter mir.
Beim Storchenlauf kann jeder Läufer, Walker, Nordic Walker und Wanderer teilnehmen. Außerdem kann sich jeder entscheiden, ob man 17 oder 24,5 Kilometer laufen möchte. Sabrina und ich entschieden uns spontan für die kürzere Version.
Dass ich einen so langen Marsch vor mir habe – das ist schon gut 9 Jahre her (-> 16.9.1998).
Der Lauf führt durch die Ortsteile des Mühlenbecker Landes. Zühlsdorf bekamen wir uns durch unsere Streckenkürzung leider nicht zu Gesicht.
9 Uhr in Summt. Die Läufer warten bereits am „Summter Storch“, an der Anmeldung bekommen wir unsere Unterlagen. Schnell noch ein Foto mit den Kollegen, und dann beginnt auch schon die Erwärmung.
Da wir ja nur wandern, verzichten wir auf die Erwärmung. Ich ziehe es vor, frühstückend zuzusehen. „Stand up, stand up for the champions!“ Der Song wird uns die ersten Kilometer als Ohrwurm begleiten. Er wird während der Erwärmung gespielt.
9.35 Uhr. Der Lauf beginnt. Einen schmalen Waldweg entlang. Links von uns der Summter See.
Offenbar gibt es neben uns nur noch zwei Wanderer. Zwei ältere Frauen folgen uns mit einigen Abstand. Nun ja, nach der ersten Kreuzung waren sie plötzlich verschwunden – und nie wieder gesehen…
Wichtig für uns waren die Schilder mit dem Storch drauf. Sie wiesen uns den Weg. Von Summt aus ging es dann über weite Felder zum Zehnrutenweg. Hier überholte uns ein Paar mit einem Hund.
Hinter der Autobahnbrücke war die erste Raststelle. Die wir natürlich an sich gar nicht nötig hatten. Da aber dort die Bürgerinitiative „A-10-Ausbau Mühlenbecker Land“ Unterschriften sammelte und ich auch nicht wirklich für den Ausbau der A 10 bin, setzte ich meine Unterschrift auf die Petition. Den Kuchen verschmähten wir. Ich hatte schließlich noch ein Brötchen dabei.
Weiter nach Mühlenbeck. Kurz vor dem S-Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle erschien Kollege Helge am Horizont. Er gehörte zu den Läufern, die die volle Distanz über Zühlsdorf rannten. Jetzt holte er uns ein. Ebenso übrigens das Paar mit dem Hund. Das zweite Mal also. Wo wir sie allerdings überholt haben könnten, blieb uns schleierhaft. Sehr mysteriös.
Wir erreichten Schildow und den nächsten Verschnaufpunkt. Den nutzten wir allerdings, um uns mal einen Moment hinzusetzen. Mein linker Fuß begann, weh zu tun. Schuh aus, Strumpf zurecht gezogen, Wasser getrunken – und weiter.
Ich merkte: Jetzt wurde es problematisch. Aber es ging noch. Wir hatten noch etwa 11 Kilometer vor uns. Von Schildow nach Schönfließ liefen wir einen asphaltierten Weg neben der B96a entlang. Nicht unbedingt ein Höehpunkt.
Letzte offizielle Pause an der Feuerwehr in Schönfließ. Zwei junge Damen, die nicht unbedingt den Eindruck machten, als mache ihnen das Herumsitzen wahnsinnigen Spaß. Wir tranken wieder einen Becher Wasser – und weiter ging’s. Mit Startschwierigkeiten. Nach einer Pause mit leicht schmerzendem Fuß (inzwischen eher der rechte), kommt man nicht so leicht wieder los.
Am Ortsausgang von Schönfließ sieht man mitten im Nichts den S-Bahnhof Schönfließ. Ruhig und beschaulich liegt er da. Als Bahnfahrer habe ich mich schon immer gefragt, wo eigentlich der Ort zum Bahnhof liegt. Man muss schon ein bisschen laufen. Als wir den Bahnübergang passierten, ging auch schon wieder die Schranke zu. So schnell konnten wir die Schienen gar nicht verlassen, so schnell fiel die Schranke runter.
Ein paar Kilometer weiter eine kleine Überraschung: das Ortsschild von Bergfelde. Bergfelde? Der Ort gehört doch gar nicht zum Mühlenbecker Land, sondern zu Hohen Neuendorf! Und weil das so ist, haben die Organisatoren den Ort glatt mal verschwiegen. Bergfelde hätte es, trotz kurzer Passierstrecke, auch verdient, erwähnt zu werden!
Letzte Etappe: Durch den Wald zurück nach Summt. Immer auf der Suche, nach den Storchenschildern. (Ich: „Da! Ein Storch!“) Und wir merken: Wir sind nicht die Letzten. Nach uns kommen noch Läufer und Walker. Sabrina hat sogar noch Zeit, im Wald Himbeeren zu naschen. Meine Füße zwingen mich inzwischen, den Gang ein wenig zu verlangsamen.
Summt. Ein Obsthändler verführt mich zum Kauf eines Apfels. Die mutmaßlich letzten Nordic Walker hinter uns nutzen dies, und überholen uns. Fassungslos waren wir allerdings, als die Walker auf den letzen Metern plötzlich samt Workingstöcke begannen, zu joggen. Um uns zu demütigen. Na toll.
Vier Stunden waren wir unterwegs. Lohn waren eine Urkunde ohne persönliche Widmung und eine kostenlose Bratwurst mit Kartoffelsalat. Warum allerdings im Hinterhof des „Summter Storches“ getragene Klassikmusik von Radio Kultur zu hören war, hat sich uns nicht erschlossen. Klang wie Beerdigung. Dabei waren wir froh, es geschafft zu haben. Und die vier Stunden vergingen schnell. Und dass es anstrengend war, bemerkte ich erst mit der Zeit.
17 Kilometer wandern. Was habe ich daraus (fürs nächste Mal?) gelernt? Vernünftige Wanderschuhe! Socken ohne Naht! Keine scheuernden Shorts!
Fortsetzung? Mal sehen!


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