Heiligabend

Heiligabend beginnt bei mir immer gegen 15 Uhr. Christvesper in der Dorfkirche in Schmachtenhagen. Tradition seit 1998. Damals fragte mich die Mutter von Marcel, ob ich nicht Lust hätte, mit in die Kirche zu kommen. Hatte ich. Und so läuft das noch heute.
In der Christvesper singt der Männerchor aus Sachenhausen u.a. „Stille Nacht“ in einer echten Gänsehautversion. Nun gut, die kann auch dadurch kommen, dass es in der Kirche nicht gerade warm ist. Natürlich wird die Weihnachtsgeschichte verlesen. Und natürlich singen wir auch.
Nicht ganz so schön wie immer war es heute trotzdem. Hinter uns saß eine junge Familie. Ich glaube, es hat auch etwas mit Erziehung zu tun, wenn es Kinder von gut 10 Jahren nicht schaffen, mal längere Zeit den Mund zu halten. Und nicht ständig fragen, wann es denn endlich die Geschenke gäbe. Papi machte unterdessen ständig doofe Witze. Ich frage mich ernsthaft, warum die in dir Kirche gehen? Nur aus reinem Entertainment? Was gesagt und gesungen wurde – dafür haben sie ich jedenfalls nicht interessiert.

Für mich ist Weihnachten auch immer ein Stück Nostalgie. Weihnachten ist für mich mit bestimmten Gerüchen im Haus verbunden. Gerüche, die es nicht mehr gibt. Weil zum Beispiel meine Oma tot ist, und dementsprechend niemand mehr bei uns in der Veranda raucht…
Ich habe zum Beispiel eine von meinem Vater aufgenommene Kassette, auf der die Bescherung 1981 drauf ist. Mit Weihnachtsmann (ich hab erst Jahre später rausgefunden, dass unser Nachbar Herr Zimmermann der Weihnachtsmann war) und Geschenkeinferno. Mit allen Omas und Opas drauf. Nostalgie pur.
Jetzt ist natürlich einiges anders. Mein Bruder und ich sind erwachsen geworden. Natürlich kommt mein Weihnachtsmann mehr. Die Aufregung ist nicht mehr da.
Ich sehe heute dem Weihnachtsfest recht gelassen entgegen. Wenn ich wenig erwarte, werd ich auch nicht enttäuscht. Ein paar feste Säulen gibt es ja. Der Vorweihnachtsvideoabend. Das Abendessen zu Heiligabend – Frikassee und Obstsalat. Danach wird meist Mau-Mau gespielt. Zwischendurch werden die Geschenke ausgepackt. Und – doch, ja, eigentlich ist das immer noch ganz nett. Nicht mehr so wie früher, aber nichts lässt sich zurückholen.


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