Der Pfarrer kommt aufs Dorf

„Kirche mobil“ ist eine neue Aktion – Gemeindemitglieder können donnerstags vor Ort ihre Angelegenheiten klären, doch die Akzeptanz ist noch gering

MAZ Oberhavel, 20.1.2017

Kremmen.
In den evangelischen Kirchen in und um Kremmen findet längst nicht mehr jeden Sonntag ein Gottesdienst statt. So müssten die Beetzer dann schon mal nach Sommerfeld oder Kremmen fahren. Um den Kontakt dennoch aufrecht zu erhalten, will die Gemeinde mit dem Projekt „Kirche mobil“ dagegenhalten. Jeden Donnerstagvormittag kommen Pfarrer Thomas Triebler und Gemeindesekretär Matthias Dill in einen anderen Ort des Pfarrsprengels.

An diesem Donnerstag war Kremmen dran. Doch die beiden warteten im Gemeindehaus umsonst auf interessierte Bürger. Nur der MAZ-Reporter schaute vorbei. „Es wird noch recht wenig genutzt“, sagt Thomas Triebler bedauernd. Am 6. Oktober des vergangenen Jahres begann die Aktion, bei der ersten Runde durch die Orte seien noch mehr Leute da gewesen. „Besonders in Wall und Groß-Ziethen hat es da gut funktioniert.“
Die Kirchenmitglieder können Friedhofssachen klären, ihr Kirchgeld vorbeibringen oder über Dinge sprechen, die sie gerade bewegen. An sich hat Pfarrer Triebler keine festen Sprechstunden mehr. „Aber man kann mir immer eine E-Mail schreiben, die bekomme ich auf mein Handy“, sagt er. Im Beetzer Gemeindebüro könnten Anrufer auch eine Nachricht hinterlassen. Oder eben nun auch die mobile Kirche nutzen.

Es ist ein allgemeines Problem, das die Kirche hat. Momentan hat der Pfarrsprengel in Kremmen 1103 Mitglieder, in den vergangenen zehn Jahren sank die Zahl um gut 400, sagt der Pfarrer. Und das gar nicht mal wegen größerer Zahlen von Kirchenaustritten. „Aber es werden nur noch wenige getauft.“ Er vermutet: „Das ist oft eine familienbezogene Sache. Der Glaube und die Zugehörigkeit zur Kirche haben viel mit der Familie zu tun.“ Seien die Eltern nicht Mitglieder, würden es auch die Kinder meistens nicht mehr werden.
Die Kirche ist in Kremmen Veranstalter vieler Konzerte und sorgte auch für die 800-Jahr-Feier im Juli 2016. „Aber das führt nicht zu vermehrten Kircheneintritten“, sagt Gemeindesekretär Matthias Dill. „Das ist kein speziell Kremmener Problem, sondern ein Generelles.“ Dennoch wolle die Kirche weiter durch kulturelle Höhepunkte ins Leben der Menschen rücken. „Ich habe immer öfter den Eindruck, dass die Kirche nicht mehr auf einem anderen Planeten ist, sondern zum Ort dazu gehört“, sagt Thomas Triebler. Das sei auch daran zu merken, dass für die Restaurierung der Bilder in der Nicolaikirche viele Spenden eingegangen seien.

Da auch die Gottesdienste am Sonntag nicht mehr so gut besucht sind, gibt es auch da Überlegungen in der Gemeinde, wie dem entgegengesteuert werden kann. So gibt es hin und wieder einen Gottesdienst am Freitagabend. Es ist allerdings nicht einer in der klassischen Art und Weise. Vielmehr ist es eine Art Treffen zu einem bestimmten Thema. Ein Referent spricht, danach kann darüber diskutiert werden. „Haben wir ein gutes Thema, dann kommen die Leute auch“, sagt Matthias Dill. So geht es am 17. März um das Reformationsjubiläum als Medienereignis.

Aber auch an der „Kirche mobil“ soll erst mal festgehalten werden – zumal es zum Beispiel in Groß-Ziethen dadurch schon neue Impulse gegeben habe. Pfarrer Triebler besucht nach der Sprechstunde noch im Dorf lebende Mitglieder. Die Groß-Ziethener überlegen sich im Vorfeld, wen der Pfarrer mal besuchen sollte – und es muss auch kein spezieller Geburtstag sein. „Wenn sich so etwas dadurch entwickelt, ist unsere Aktion schon ein Erfolg“, sagt Thomas Triebler.


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