Island (3): Momente der Ödnis

(2) -> 2.9.2015

In einer Raststätte an einer der isländischen Fernstraßen entdecke ich ein Buch mit den „22 Places you absolutely must see in Iceland“.
Seltsam. Berlin hat schon protzig zweimal 111 Plätze, die man in gesehen haben muss, hervorgebracht – und ganz Island hat gerade mal poplige 22?
Es sind bestimmt mehr, da bin ich mir sicher. Vermutlich hatten die Macher des Buches keine Lust auf weitere Recherchen. Oder zu wenige Buchseiten. Was weiß ich…

Island ist momentan total in. Ich weiß nicht, wie viele Leute mir vor Reiseantritt erzählt haben, dass sie jemanden kennen, der ja auch gerade auf Island und total begeistert war. Und, ja, Island ist auch toll. Dazu kommen wir in den folgenden Kapiteln.
Ein Tag aber, nun ja, der war… wie soll ich es sagen… ein bisschen öde.

Wer auf der Halbinsel Snæfellsnes unterwegs ist, wird so gut wie keine Menschen treffen. Auf der relativ schmalen Straße ist ab und zu nur mal ein Touristenbus zu sehen. In der Ferne blicken wir auf den Snæfellsjökull, einem 1446 Meter hohen Gletscher. Es heißt, dass wir ihn in dieser Form nicht mehr lange sehen werden. Er schmilzt.
In einem Örtchen namens Búðir kommen wir erstmals mit einer Vulkanlandschaft in Berührung. Das heißt, eher mit den Rückständen eines Ausbruchs. Wir laufen über ein Feld, eine Wiese. Sie ist übersät mit riesigen, dunklen Brocken. Beeindruckend!

Bis hierhin schien die Sonne, als wir aber Snæfellsnes verließen, kamen wir in den Regen, der bislang von den Bergen festgehalten worden ist.
Aber nicht nur das: War die Gegend bislang recht interessant, sehen wir nun: nichts. Plattes Land. Ohne irgendwas, was es zu sehen gäbe. Ewige Ödnis. Schlimm, irgendwie. Die Busfahrt wollte einfach kein Ende finden.

In Reykholt wandelten wir auf den Spuren von Snorri Sturluson. Er lebte von 1179 bis 1241 war gilt als einer der größten Dichter und bedeutendsten Politiker im mittelalterlichen Island. An diesem Ort gibt es nicht nur ein Museum über ihn, sondern auch ein Bad, das er wohl damals gebaut hat. Ein Loch mit Wasser. Es heißt, er habe das Wasserbaden in Island erfunden. Oder so. Es sind so diese Momente, in dem einige Leute um ein Wasserloch stehen und staunen. Außer mir. Ich kann solchen Sehenswürdigkeiten wenig abgewinnen. Es sei denn, man darf auch drin baden. Darf man aber nicht.

Eigentlich hätte alles wieder gut werden können: Wir waren an einem tollen Wasserfall. Auf der Rücktour fuhren wir am Walfjord entlang, entlang des Ufer, über einen Bergpass – aber es regnete, es stürmte, es war äußerst ungemütlich.
Vermutlich – nein, ganz sicher – wäre das eine grandiose Fahrt gewesen. So war sie aber nur grandios verregnet.


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