Wegbegleiter (13): Ist das neue Mosaik schon da?

(12) -> 14.4.2015

Wir waren zusammen im alten Griechenland. In Frankreich. In Spanien. In Asien. In Australien. Wir waren mit dem Schiff unterwegs, auf Elefanten, mit dem Orient Express. Im Mittelalter. Bei den Dinosauriern. Im 20. Jahrhundert, im 19., 18. und so weiter.
Ich habe schon wahnsinnig viel erlebt mit Abrax, Brabax und Califax – mit den Abrafaxen.
In diesem Jahr sind es 30 Jahre, das mich das „Mosaik“ begleitet.

Irgendwann Ende August 1985. Meine Mutter hat mir etwas mitgebracht: das „Mosaik“. In der DDR gab es keine Comics, das Mosaik war eine Bilderzeitschrift. Herausgeber war der Zentralrat der FDJ, ein Heft kostete 60 DDR-Pfennig. Zu haben war es allerdings kaum.
Mein erstes Heft, die Nummer 8/1985 hieß „List und Gegenlist“ und spielte in Indien. Es ging um einen bösen Maharadscha, der die liebe Roxane entführt. Ihr Liebster, Alexander Papatentos und natürlich die Abrafaxe sind ihnen auf den Fersen.

Ich war sieben Jahre alt, als ich das Heft bekam, ich war in der 1. Klasse. Zwar konnte ich schon einigermaßen lesen, aber wirklich verstanden habe ich noch nicht, worum es da eigentlich ging. Aber ich war neugierig. Ich fand die Bilder toll.
Es heißt ja immer, man könne Kinder auch mal überfordern. Und ohne es zu wissen, war ich das auch. Ich wusste viele Zusammenhänge nicht, vieles erschloss sich mir noch nicht. Aber ich arbeitete damit. Erst nach und nach kapierte ich, worum es ging.
Und ich wollte mehr.

Das Mosaik jedoch war Bückware. Zum Glück hatte ich jemanden, der sich für mich bückte. Am Oranienburger Krankenhaus gab es einen Kiosk, in dem es auch Zeitschriften gab. Immer zum Monatende schaute ich jeden Tag rein (man wusste nie genau, wann die Hefte erscheinen) und fragte: „Ist das neue Mosaik schon da?“
Im Regal lag es nie, sondern immer unterm Ladentisch, und ich durfte eins haben. An ein Abo war schon gar nicht zu denken. Heute sind die Verlage gierig nach neuen Abonnenten. In der DDR mussten sie abwinken, weil nicht genug Papier da war, um alle Wünsche zu befriedigen.

Ich blieb dem Comic treu. Ich kaufte jeden Monat das neue Heft, irgendwann rund um das Jahr 2000 abonnierte ich es.
1993, von einem Teil meines Jugendweihegeldes, kaufte ich viele Hefte nach, die vor dem August 1985 erschienen waren. Einige hatte ich schon einem Freund abgeluchst. Inzwischen habe ich alle Abrafaxe-Hefte seit dem ersten Heft im Januar 1976.
Auch von der Vorgängerreihe, den Digedags, habe ich Hefte, die von Nummer 199 bis 229, dem letzten. Von 1973 an habe ich also alle Hefte. Fast. Ein einziges fehlt mir, das vom September 1991, das wegen der Verlagsumbrüche nach der Wende nur in extrem kleiner Auflage erschienen war.

Ich lese das Heft nicht monatlich. Das Jüngste ist die Nummer 472 vom April 2015 mit dem Titel „Alle Wege führen nach Rom“.
Ich sammele, bis eine Serie, also eine Reise, also eine Geschichte zu Ende ist und lese dann am Stück. Und ich denke, das geht auch noch eine Weile so weiter.


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Kommentare

3 Antworten zu „Wegbegleiter (13): Ist das neue Mosaik schon da?“

  1. ThomasS

    Bei uns im Westen gab es „Fix und Foxi“, von „drüben“ bekam ich „Fix und Fax“.
    Ich fand beides gut.
    Als Kind machst du da keinen Unterschied.
    Und du machst dir auch keine Gedanken, warum beides einen ähnlichen Namen hat.
    Ich glaube, im Westen gab es zu meiner Zeit einen Comic namens „Bussy Bär“.
    Im Osten hieß das, glaube ich, „Bummy Bär“.

    Deine Sammel-Leidenschaft kann ich gut nachvollziehen.
    Als Jugendlicher hatte eine nahezu vollständige Sammlung sämtlicher Bände von Walt Disneys „Lustigen Tachenbüchern“. Davon sind mir gerade mal 3 Exemplare geblieben. Die jüngere Generaton unserer Ost-Verwandtschaft war nach der Wende ganz wild auf die Dinger! Und ich war eh aus dem Alter raus, wo man Comics liest.

    Einen West-Comic namens „Tom Berry“ habe ich erst bei einem Besuch im Osten kennen gelernt. Da ging es um so einen blonden Cowboy. Es gab einen alten und einen neuen Tom Berry, weil zwischendrin der Zeichner gewechselt hatte. Der Mann meiner Schwester war ein begeisterterter Sammler dieser Heftchen, die auch ich als Comic-Liebhaber gern konsomiert habe. Immerhin eine Gemeinsamkeit.

    Wie gut, dass die Stasi das nicht rausgekriegt hat … nach heutigem Kenntnisstand wäre der dafür wohl glatt im Knast gelandet.

    Ansonsten habe ich von den Horror-Gechichten nicht wirklich was mitbekommen, die seit der Wende so über die DDR berichtet werden. Keiner von meinen Verwandten ist jemals im Knast gelandet. Als ich mit 15 dort zu Besuch war, hatten die zwar nur einen Schwarzweiß-Fernseher, aber als ich eintraf, lief da wie selbstverständlich das Westfernsehen. Damals hat eine Verwandte ihre Jugendweihe gefeiert. Die Rede von dem Funktionär war übelst. Eine einzige Hetze gegen den Westen. Auch wenn ich politisch nicht unbedingt gewieft war, habe ich doch gemerkt, dass es da auch gegen mich ging. Die Rede war ja auf junge Leute zugeschnitten. Ich könnte mich heute noch in den Hintern beißen, dass ich nicht demonstrativ sitzen geblieben bin, als anschließend die Nationalhymne des „Klassenfeindes“ gespielt wurde. Ein aufrechter Kommunist hätte den Deibel getan, um sich bei einer Veranstaltung des KLassenfeindes zu erheben, wenn dort die Nationalhymne gespielt wird. Allerdings war das bei meiner Konfirmation auch nicht der Fall. Und es wurde auch nicht gegen den Osten gehetzt. Eigentlich war der Osten da überhaupt kein Thema.

    Andererseits wahrscheinlich auch besser so. Nach meiner Ausreise hätten nur die Verwandten Nackenschläge gehabt, wenn ich mich renitent verhalten hätte. Also habe ich dem Staat meinen Respekt erwiesen, der mich und meine Landsleute soeben aufs übelste beschimpft hatte. Bemerkenswert fand ich schon damals, dass aus der Schar der Gäste später ein älterer Herr auf mich zukam und mich ermunterte, mir den Inhalt der Schmährede zu eigen zu machen. Glücklicherweise war ich zu gut erzogen, um überhaupt daran zu denken, mich auf eine Diskussion einzulassen. U.a. berief der ältere Herr sich darauf, dass auch mein Vater diesen sozialistischen Staat mit aufgebaut habe. Wie man meinen Vater als „Republikflüchtigen“ an der Zonengrenze behandelt hatte, als wir Jahre zuvor zum 1. Mal in den Osten reisten, um die Familie zu sehen, davon hatte ich damals natürlich noch keine Ahnung. Und das war wahrscheinlich auch gut so!

  2. RT

    Ja, und ich glaube, „Bummi“ gibt es sogar noch. Bin mir aber nicht sicher.
    Zu Ostzeiten gab es auch „Atze“, die Zeitschrift, wo immer mehrere Comics und Geschichten drinstanden, wurde dann aber eingestellt. Da müssten auch „Fix & Fax“ dringewesen sein.
    Nach der Wende habe ich ab und zu „Micky Maus“ gelesen, fand ich aber nicht sooo reizvoll, ab und zu mal ein Lustiges Taschenbuch.

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