Zeugen verstricken sich in Widersprüche

Maximilian K. soll in Flatow sechs Brände gelegt haben / Gestern begann in Oranienburg der Prozess

MAZ Oranienburg, 17.9.2013

FLATOW
Zeugen, die sich blamieren. Ein Angeklagter mit großen Erinnerungslücken. Der erste Prozesstag gegen Maximilian K. gestern vor dem Oranienburger Jugendschöffengericht dauerte sechs Stunden und hatte überraschende Momente. Dem 20-Jährigen wird vorgeworfen, in der Zeit vom 15. Oktober bis 20. November 2012 in Flatow sechs Brände gelegt zu haben. Das größte Feuer loderte in einer Scheune nahe des Fußballplatzes. K. streitet die Taten ab, kann sich aber an viele Einzelheiten nicht mehr erinnern.

K. war Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Flatow. Er arbeitete bis zu seiner Festnahme am 21. November in einer Bäckerei. Seit seiner Entlassung aus der U-Haft ist er arbeitslos. Der recht entspannt wirkende Jugendliche, der zwischendurch immer wieder einem Freund zulächelt, kämpft an einer Stelle mit den Tränen: Als sein Ex-Arbeitgeber Karsten G. vermutet, dass immer was an K. haften bleibe, so lange kein Urteil im Prozess gefällt werde.
Die Brandserie hatte in Flatow für Wirbel gesorgt. Zivilpolizei überwachte den Ort, die Bewohner machten Kontrollgänge. Dass K. der Täter sein könnte, sei gemunkelt worden, sagten mehrere Zeugen.

Am 4. November feierte K. mit seiner Familie in Kremmen seinen Geburtstag, die Party in einer Pizzeria dauerte bis 22.30 Uhr. Eine halbe Stunde danach fing ein Holzzaun in der Alten Poststraße in Flatow Feuer. Zwei Tage danach brannte ein Schuppen auf demselben Grundstück. K. bemerkte das Feuer um 2.10 Uhr als erster. Er sei schon wach gewesen, weil er früher als sonst seinen Dienst in der Bäckerei antreten wollte.
An das große Feuer am 20. November konnte sich K. nicht mehr wirklich erinnern. Auf die Fragen von Richterin Katrin Arbandt bekam sie nur ein Kopfschütteln. Sie konfrontierte ihn mit der Vernehmung im November: Demnach sei er an dem Abend mit dem Rad unterwegs gewesen, um einen Freund zu treffen. Der sei nicht erschienen. K. radelte wieder nach Hause, habe jedoch einen Zwischenstopp am Spielplatz eingelegt, um zu urinieren. Eine Zeugin sagte später, sie habe ihn dort gesehen, und K. habe nervös gewirkt.

In seiner Wohnung fand die Polizei dann einen halbgefüllten Zehn-Liter-Benzinkanister, einen leeren 20-Liter-Behälter, eine angefangene Flasche Grillanzünder, Feueranzünder und 24 Feuerzeuge. In der Badewanne entdeckten die Beamten Brandrückstände. Das Benzin im kleinen Kanister war für den inzwischen verkauften Rasenmäher, so K., die 20 Liter für das Auto der Mutter. Sie bestätigte das gestern vor Gericht.

Vier Belastungszeugen präsentierte die Staatsanwaltschaft gestern – und alle vier verstrickten sich in haarsträubende Widersprüche. Ein Zeuge will K. vom Flatower Löschteich aus beobachtet haben – in der Vernehmung im November war vom Löschteich nie die Rede. Innerhalb von drei Minuten sei der Zeuge nach Hause gelaufen, als er K. wieder auf dem Rad gesehen habe. Laut Vernehmungsprotokoll war der Zeuge aber gar nicht am Löschteich gewesen. Das habe er damals in der Aufregung vergessen zu erwähnen, so der 22-Jährige.
In ähnliche Widersprüche verwickelten sich auch die weiteren Zeuginnen. Es stellte sich heraus, dass sie vieles, über das sie erzählt hatten, nur von Dritten gehört haben. Sie alle mussten sich von Richterin Katrin Arbandt deutliche Worte anhören.
Alle vier Belastungszeugen der Staatsanwaltschaft waren an dem gestrigen Gerichtstag ein Totalausfall. Am morgigen Mittwoch werden in dem Fall weitere Zeugen gehört.


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