Wo geht’s hin mit der Tageszeitung?

In diesen Tagen wird viel darüber diskutiert, was eigentlich aus der guten alten Tageszeitung wird. Die Auflagen der allermeisten Blätter sinken, niemand weiß genau, wie man den Schwund stoppen kann, ob nicht bereits der sichere Tod eingesetzt hat.

In Frankfurt/Main trafen wir einen Kollegen, der bei einer kostenlosen Anzeigenzeitung arbeitet. Auflage: eine gute Million. Das Konzept: Mehr bieten als nur Anzeigen. Eine Redaktion kümmert sich darum, dass es drumherum auch Aktuelles aus der Region zu lesen gibt. Von einer Zeitungskrise merken diese Kollegen im Rhein-Main-Gebiet natürlich (noch?) nichts. Bei einer so hohen Auflage kann auch erst mal wenig passieren. Allerdings lautet die Frage: Wie viele der Leute, die das Blatt in den Briefkasten bekommen, ohne es zu wollen, lesen es auch?
Andererseits: Diese Art der Zeitungen werden wohl am längsten existieren, für die dort arbeitenden Journalisten ist der Job wohl am ehesten gesichert. Vermutlich wird es in zehn oder 15 Jahren so sein, dass die Lokalzeitungen mit ihren Anzeigenblättern verschmelzen und nur noch ein- bis zweimal pro Woche erscheinen. Dazu müssen aber jetzt schon mal die Anzeigenblätter auf Vordermann gebracht werden. Da liegt noch vieles im Argen.

Die Abo- und Kaufzeitungen haben es jedenfalls schwieriger. Wer zahlt 25 Euro oder mehr im Monat dafür, um dann die drei Texte rauszufiltern, die ihn interessieren? Muss die Lokalberichterstattung gestärkt werden? Oder interessieren sich die Leute gar nicht mehr für Lokales? Ist die Zeitung so oder so out?
In Binz hatte ich kostenlos eine Ausgabe von „Die Welt“ täglich vor meinem Hotelzimmer zu liegen. In dieser Zeitung liegt jedenfalls kene Zukunft, weil sie nichts, aber auch gar nichts bietet, was nicht am Abend davor schon zu sehen oder im Netz zu lesen war. Ein Blatt wie „Die Welt“ ist schrecklich überflüssig. Jetzt schon.
Lokalzeitungen bieten da schon mehr exklusive Geschichten. Nur leider höre ich von immer mehr Leuten, die es gar nicht interessiert, was in ihrem Umfeld passiert. Und die paar Infos, die wichtig sind, bekommen sie auch so irgendwie mit.
Was also tun? Fragen über Fragen – und leider keine Antworten.

Das ist für mich das eigentlich Erschreckende: Selbst die oberen Geschäftsetagen, selbst die Entscheidungsträger in den Redaktionen – niemand hat die geringste Ahnung davon, wie (und ob) es denn weitergehen kann. Stattdessen wird immer nur Schöngeredet. Es gibt ein paar E-Paper im Internet, wenige Bezahlseiten – aber ist das die Zukunft? Setzt sich das durch? Wo es doch das Meiste kostenlos gibt und der Mehrwert der bezahlten Infos eher gering ist.

Dieser Text wird keine Antworten liefern. Er läuft nun völlig ins Leere. Ich bin einigermaßen ratlos, wie die allermeisten in meiner Zunft.


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