Portugal (11): Sportfreund Atlantik

(10) -> 3.8.2013

Die Badekultur am Atlantik unterschiedet sich durchaus erheblich von der zum Beispiel an der Ostsee. Geht man in der Ostsee baden, dann läuft man halt rein, schwimmt ein bisschen oder spielt – wenn man in der Gruppe dort ist – ein bisschen Ball oder lässt sich auf der Luftmatratze treiben.
Am Atlantik geht das nicht. Da sind die wellen zu hoch.

Am Strand von Odeceixe weisen mehrere Schilder darauf hin, dass an diesem Strandabschnitt das Baden verboten sei, dass man vorsichtig sein solle oder dass Baden nur rechts von der Begrenzung möglich sei.
Ein Bademeister steht permanent am Ufer und pfeift vor sich hin, wenn er was sieht, was gefährlich sein könnte.

Nicht nur an der Nordsee gibt es Ebbe und Flut, auch am Atlantik. Deshalb gibt es auch eine recht ausgedehnte flache Zone mit ersten warmen Wasserpfützen. Aber da hinten, da rauscht es gewaltig.
In der Badezone laufen die Leute bis zu den Oberschenkeln ins Wasser und schauen, was da auf sie zukommt. Das ist mitunter ordentlich. Kommt so eine Welle auf mich zu, ist sie schon mal größer als ich. Entweder überschlägt sie sich weit vor mir, direkt vor mir oder live an meiner Brust. Je näher sie es in meine Richtung schafft, umso mehr Wucht hat sie.

Kraft haben die Wellen so oder so. Es ist schwierig, sich gegen sie zu stellen, sie kann einem die Beine wegreißen. Sie wirbelt Sand auf und rollt dann in Richtung Strand aus. Viele schwimmen einfach drunter durch.
Die Atlantikbaderei ist dadurch fast schon echter Sport, denn es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sie zu bewegen.

„Hallo Atlantik!“ – mit dem Spruch setzte sich ein Handyfoto auf meine Facebookseite. Mein Handy hat das leider ein bisschen zu wörtlich genommen. Als ich einmal vom Baden wiederkam, bemerkte ich, dass da noch was in meiner Hose war. Mein Handy hat den Atlantik leider nicht überlebt.
Es ist durchaus eine Erfahrung heutzutage: kein Handy und damit kein Internet, keine Anrufe, SMSen und keine Uhr. Außerdem keine Nachrichten, denn wir hatten auch nur vier portugiesische Fernsehsender. Nur eine „Bild“-Zeitung einen Tag nach der Erscheinung in Deutschland.
Irgendjemand muss mitbekommen haben, dass ich nun handylos im Urlaub war. Als ich am Abend vom Dorf den langen Berg hoch in die Siedlung lief (keuchte), kamen mir gleich mehrere Männer entgegen, die bergab schawenzelten und mit dem Handy telefonierten. Wie in einer billigen Schmierenkomödie.

Ist er es? Das fragte mich mich eines Tages an unserem Strand. Der Typ, der da mit mehreren anderen Leuten auf einer Decke lag, sah aus wie Sänger Peter von den Sportfreunden Stillern. Ich war mir ziemlich sicher, dass er es war.
Spätetens als ich bei meiner Rückkehr zu unserem Handtuch voll klischeemäßig auf einem Felsvorsprung saß und gedankenverloren auf seiner Gitarre spielte, war klar: er ist es tatsächlich. Nun hätte ich im Vorbeigehen ja „Applaus, Applaus“ sagen können, aber nee: Das wäre mir zu blöd gewesen.


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