Bahnbekanntschaften (52): Der Anschlusszug und die scheiß Bahn

(51) -> 4.5.2011

Etwa fünf Minuten später. So steht es auf der Anzeigetafel. Die Leute, die am Bahnsteig in Neustrelitz auf den Regionalexpress in Richtung Berlin warten, nehmen das gelassen hin. Na ja, fast alle.
Als der Zug losfährt, setzen sich ein Mann und seine Frau auf die Plätze neben mir. Alle freuen sich: Ein großer Hund ist auch noch dabei. Er riecht ein bisschen. Aber das ist im vollen, stickigen Zug am Sonntagnachmittag auch egal.

Der Zug fährt in Fürstenberg ein. Die Frau sieht auf die Uhr. Und sie stöhnt. Jetzt sind es schon sieben Minuten Verspätung. „So eine Scheiße“, ätzt sie. Die beiden müssen in Oranienburg in die Regionalbahn umsteigen. „Der scheiß Zug wartet doch, dit kenn ick doch.“ Der Mann macht nur „Mhm.“
Der nächste Halt: Dannenwalde. Sie: „Scheiße, wieso hält der denn in Dannenwalde? Der hält doch nie in Dannenwalde!“ Sie sieht wieder auf die Uhr. „Scheiße! Den Zug in Oranienburg kriegen wir nie!“ Und er: „Mhm.“

Dass der Zug in Oranienburg in der Regel immer auf den Regionalexpress wartet – ich beschließe, das für mich zu behalten.
Der Regionalexpress rollt weiter, hält noch in Gransee und rast dann über die Dörfer. Wir haben gerade Grüneberg passiert, als die Frau aufspringt. „Ick stell mich schon mal an die Tür, sonst kommen wir in ja in Oranienburg nie raus.“ Und er: „Mhm.“ Sie macht es dann aber doch nicht.

Als der Zug in Oranienburg einrollt, sagt die Frau gar nichts mehr. Der Zug nach Berlin-Lichtenberg steht noch da. Und unser Regionalexpress ist gerade mal eine Minute zu spät angekommen. Sie schweigt, sie sie aussteigen. Und er auch.


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