Die vier Café-Grazien

Sie haben sich schick gemacht. Sie haben ihre besten Klamotten aus dem Schrank geholt. Sie waren wahrscheinlich vorher noch mal beim Friseur. Und geschminkt haben sie sich auch.
Nun sitzen die vier Grazien im Restaurant Kröpcke im Zentrum von Hannover und schlürfen ihr Käffchen.
Es ist eine illustre Runde, die sich da an den kleinen Tischen mit Blick nach draußen auf die Kröpcke-Uhr versammelt hat. Die vier Damen scheinen alle um die 80 zu sein. Und ihr Outfit macht sie nicht zwingend jünger.
Es scheint auch so, dass sie öfter da sind. Und sie haben Zeit.
Sie sprechen nicht miteinander. Sie sind einfach nur da. Die eine liest in der „Bild“-Zeitung, die andere guckt einfach nur so – als ob sie auf ein Date wartet. Und als ob sie das schon sehr, sehr lange macht. Die dritte richtet sich noch einmal ihre Haare, und die vierte setzt sich eine Sonnenbrille auf. Was sie ein wenig außerirdisch aussehen lässt – zumal an diesem Freitagnachmittag in ganz Hannover einfach nicht die Sonne scheinen will.
Das ist der Moment, wo man sich dafür verflucht, keinen Fotoapparat mitzuhaben.

Überall wird immer mal wieder darüber gestritten, dass Kultur bezahlbar sein soll. Hannover macht es vor: Freitags ist der Eintritt zum Sprengel-Museum frei. Für alle. Ob das überall so ist, weiß ich allerdings nicht.
Aber der Besuch in dem Museum lohnt sich. Eine der Ausstellungen heißt „Nachtblüten. Bilder der Natur aus dem Sprengel Museum Hannover“. Etwa 70 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien sind dort zu sehen. Seltsames, Nachdenkliches, Wunderschönes, Skurriles und Beklopptes. Es ist alles dabei.
Nebenher laufen weitere Schauen: Fotoaustellungen, eine Lichtpräsentation, Videoinstallationen und einiges mehr.
An einem verregneten Tag wie heute durchaus ein sinnvoller Zeitvertreib.


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