Volojahre (35): Nicht bestanden!

(34) -> 17.9.2009

Zwischen dem Ende der Ausschusssitzung gestern und meiner Abfahrt aus Neuruppin lagen genau 40 Minuten. Die Zeit zwischen 23.35 Uhr und 0.15 Uhr.
Es waren 40 Minuten des Versagens. Für mich und für meinen Volontärskollegen von der befreundeten Konkurrenzzeitung. Und das kam so:

In Neuruppin gibt es einen Mann, der im Grundwasserskandal den Medien viele wertvolle, unverzichtbare Fakten liefert. Ein wirklich wichtiger Mensch. Er hat nur einen kleinen Fehler. Er redet ohne Punkt und Komma. Und genau das wurde uns gestern um 23.35 Uhr zum Verhängnis.
Als wir im Fahrstuhl standen, stieg auch er mit ein. Die Tür öffnete sich, wir drehten uns noch mal um – und tappten in die Falle. Denn dann ging es los.
Und auch nicht mehr zu Ende. Mein Kollege nickte immer wissend, kommentierte ein paar der Vorgänge. Er steht beim Neuruppiner Grundwasser mehr im Stoff als ich. Aber uns beiden gelang es nicht, das Ding zu beenden.
Dabei hatte ich mir den Satz schon überlegt: „Herr X“, wollte ich sagen, „es ist jetzt Mitternacht, und ich muss noch eine Dreiviertelstunde fahren.“ Ja, das wollte ich ihm sagen. Aber ich kam nicht dazu. Ich fand in seinem Redeschwall einfach nicht eine einzige Millisekunde, in der ich meinen phänomenalen Satz hätte sagen können. Komplett versagt.
Inzwischen läuteten die Mitternachtsglocken der Klosterkirche, wir bibberten in der Kälte – wobei der Kollege nur ein T-Shirt an hatte – und hörten zu und überlegten, wie wir da rauskommen.
Und dann, ganz plötzlich sagte der Mann: „Es ist schon spät. Gute Nacht.“
Er beendete das Gespräch. Nein, Entschuldigung, den Monolog. Das war unsere wirkliche Niederlage: Dass wir es nicht gebacken bekamen, einen Schlusspunkt zu setzen. Dass er ihn selbst setzte. Einfach so. Mitten im Gespräch.
Wir haben den Test nicht bestanden.


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