Volojahre (2): Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs

(1) -> 2.1.2009

So ein Autogau hat ja auch seine gute Seite: Ich habe bereits Menschen im Verlag näher kennengelernt, die ich sonst wahrscheinlich gar nicht wirklich wahrgenommen hätte.
Aber ganz von vorn.
Mein Auto streikt. Seit Dienstag steht es in Potsdam und gibt keinen Mucks von sich. Ich nahm stattdessen die Bahn.
Und schon den ganzen Mittwoch stand die Frage im Raum: Hat irgendjemand ein Starterkabel? Bei meinen direkten Kollegen hatte ich kein Glück. Auch mein Chef schüttelte nur den Kopf.

Am Nachmittag, nach Feierabend, begann dann die wirkliche Suche.
Nachfrage beim Pförtner. Haben Sie ein Startkabel? Oder gibt es eins bei den Techikern rund um die Druckerei und den Vertrieb? Er selbst hatte keins, aber bei der Technik könnte ich ja mal fragen.
Da traf es sich gut, dass wir gerade eben die Zeitungsherstellung beobachtet hatten und mit dem technischen Leiter des Hauses zusammentrafen. Also ging ich zurück in dessen Sekretariat.

Die Sekretärin war zwar schon auf dem Sprung, half aber trotzdem. Sie selbst hatte natürlich auch kein Starterkabel. Also rief sie bei den Technikern an.
Man will mal rumfragen und im eigenen Auto nachsehen, ob eins da sei.
Also: warten. Wir warteten gemeinsam. Die Sekretärin meinte, dass sie nun Angst bekomme: Nicht, dass auch ihr Auto nicht mehr anspringt.
Anruf: Kein Starterkabel da. Eigentlich wäre eins da, aber der Gesprächspartner war mit dem Wagen seiner Frau da.
Nächster Anruf, oben in im Sekretariat der Chefredaktion. Mein Problem zog weite Kreise.
Man wolle oben mal rumfragen, vielleicht auch beim Autoredakteur.
Wieder: warten. Wir warteten weiterhin gemeinsam.
Anruf: Kein Starterkabel da. Allerdings soll unten einer der Pförtner eins haben. Offenbar kam noch jemand dazu, denn ich hatte da ja vorher schon nachgefragt.
So gingen wir gemeinsam. Die Sekretärin in den Feierabend und ich… noch nicht.

Beim Pförtner. Inzwischen waren sie tatsächlich zu zweit, und es war nun auch tatsächlich ein Starterkabel da.
Gut! Und nun brauchen wir noch ein zweites Auto.
Oh.
Ich solle mal kurz warten, es sei grad einiges zu tun, aber gleich komme er raus, dann komme er mit seinem Auto zu meinem.
Dann die Wende: Ein Verlagsauto fährt draußen auf den Parkplatz. Laufen Sie schnell dorthin, der wird Ihnen helfen!

Draußen, auf dem Parkplatz. Der Mann vom hauseigenen Postunternehmen deckt gerade seine Frontscheibe zu. Aber einmal gefragt, schon wird Hilfe geleistet.
Zumindest ist der Wille da.
Er fährt seinen Wagen neben meinen. Und dann beginnt die Fummelei. Er bekommt seine Motorhaube nicht auf. Sie ist dicht. Wohl auch vereist. Er schimpft auf den Fiat.
Also Plan B: Glücklicherweise steht ein zweites Postauto da.
Autowechsel. Diesmal geht auch die Motorhaube auf.
Nur leider passt das Starterkabel nicht an die Batterie des Fiat. Warum auch immer. Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Einer der Pförtner kommt. Ungläubig nimmt er zur Kenntnis, dass der Postmann nicht helfen konnte. Also muss er doch ran. Er läuft zum Hofparkplatz und holt seinen eigenen Wagen.
Wir rollen mein Auto aus der Parklücke, so dass sie sich gegenüber stehen.
Eine große Fummelei. Er muss noch mal los, eine Taschenlampe holen.
Dann sind die Kabel endlich verlegt und angesteckt. Ich steige in mein Auto, er startet seinen Wagen und ich … hätte es auch gern getan. Aber es tut sich gar nichts.
Alles umsonst. Die gesamte Verlagskennenlernaktion war zwar nett, hat aber leider nicht das gewünschte Ergebnis gebracht.
Es ist vielleicht der Anlasser, meinte der Pförtner. Der Postmann war inzwischen schon weg.
Das Zurückschieben meines Autos in die Parklücke war dann die letzte große Hürde. Der vereiste Parkplatz war da nicht sehr hilfreich. Und wieder: Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ein dritter Herr, der gerade sein Auto abstellte, musste mit anpacken.
Dann war alles wie vorher, ich habe ein paar Leute mehr kennengelernt und lief ein zweites Mal zum Potsdamer Hauptbahnhof…


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4 Antworten zu „Volojahre (2): Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs“

  1. […] Zwei Wochen stand mein Auto ganz ohne mich am Straßenrand herum, ohne dass es auch nur einen Kilometer gefahren ist. Von Sabi hörte ich zumindest immer mal wieder, dass es noch da ist. Dennoch habe ich mir die Wiedersehensfreude ein wenig anders vorgestellt. Sie bestand gestern Abend nämlich aus – schweigen. Völlige Stille. Das totale Blackout. Tot. Es ging gar nichts mehr, und das war somit noch weniger als vor ein paar Wochen in Potsdam. […]

  2. […] Zwei Wochen stand mein Auto ganz ohne mich am Straßenrand herum, ohne dass es auch nur einen Kilometer gefahren ist. Von Sabi hörte ich zumindest immer mal wieder, dass es noch da ist. Dennoch habe ich mir die Wiedersehensfreude ein wenig anders vorgestellt. Sie bestand gestern Abend nämlich aus – schweigen. Völlige Stille. Das totale Blackout. Tot. Es ging gar nichts mehr, und das war somit noch weniger als vor ein paar Wochen in Potsdam. […]

  3. […] liegenblieb. Was mir aber nichts nutzte, weil der ADAC für mich keine Zeit hatte, wir mussten selbst anpacken. Vielleicht habe ich ja beim nächsten Mal […]

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