Inge (Ursula Werner) ist im siebten Himmel. Sie hat Schmetterlinge im Bauch, kann nichts anderes mehr denken: Sie ist unsterblich verliebt. Als sie bei Karl (Horst Westphal) zu Besuch ist, funkt es endgültig. Sie haben schnellen, heftigen Sex.
Nur: Inge ist verheiratet. Mit Werner (Horst Rehberg), seit 30 Jahren schon.
Inge ist fast 70. Karl ist 76. Aber es ist Liebe. Wie beim ersten Mal.
In seinem Film „Wolke 9“ zeigt Andreas Dresen auf sehr eindrucksvolle Art und Weise, dass es Liebe auch noch im Alter gibt. Und nicht nur die Liebe, sondern auch das Verliebtsein. Das Gefühl, noch mal 16 zu sein, sich Hals über Kopf zu verlieben. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Inge weiß, dass sie Mist gebaut hat. Sie weiß, dass sie ihren Karl auf Tiefste verletzt, wenn sie ihm von der neuen Liebe erzählt. Aber sie kann nicht anders. Jetzt ist sie dran – zu leben, zu lieben, egoistisch zu sein.
Dresen zeigt dem Zuschauer Sexszenen, die es so wahrscheinlich noch nicht gegeben hat. Ziemlich hautnah, aber dennoch nicht voyeuristisch zeigt er den Sex, die Zärtlichkeiten, die Liebe zwischen den alten Leuten. Ihre Ängste, ihre Nöte, aber auch ihre Triebe, ihre Lust.
Das ist oftmals sogar ganz rührend, irgendwie erstaunlich – was ganz anderes sowieso. Dass die Probleme, die aus einer Affäre entstehen, die gleichen sind wie unter 20- oder 40-Jährigen, überrascht nicht. Dennoch scheint es alles ein wenig anders – in dem Alter liegt schließlich schon einiges hinter ihnen.
„Wolke 9“ ist ein Film für alle die, die Rentner die keusch halten und denken, dass sie keinen Sex mehr haben und haben wollen. Auch Oma und Opa haben noch Lust.
8/10
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