Bahnbekanntschaften (25): Schlafend nicken

Die junge Frau steigt in Berlin-Gesundbrunnen in die S-Bahn, setzt sich mir gegenüber. In der Hand hat sie eine Sonnenblume. Und jetzt ist sie müde. Ihre Augen fallen immer mal wieder zu. Ihr Kopf sackt langsam nach vorn ab. Bis sie kurz aufschreckt und sich wieder geradesetzt. Dann legt sie ihren Ellenbogen auf die schmale Kante des Fensters.
Es beginnt ein minutenlanges Schauspiel, das mich völlig vom Lesen des „sterns“ ablenkt. Ich muss mir hin und wieder ein Lachen verkneifen.
Die Frau schläft wieder. Ihr Ellenbogen rutscht langsam von der Kante. Sie zuckt. Und schiebt ihn wieder auf die Kante. Das dauert eine gute Sekunde. Vielleicht auch zwei. Dann rutscht ihr Ellenbogen wieder langsam von der Kante. Sie zuckt. Und schiebt ihn wieder auf die Kante. Das dauert ann wieder eine gute Sekunde. Vielleicht auch zwei. Dann rutscht ihr Ellenbogen wieder langsam von der Kante. Sie zuckt. Und schiebt…
Nun ja. Da das tatsächlich im Drei-Sekunden-Takt geschieht, sieht es aus, als ob die gute Frau im Schlaf bvor sich hinnickt.
In Borgsdorf (also gut 25 Minuten später) merkt sie dann endlich, dass das irgendwie keinen Sinn hat. Sie legt ihren Kopf direkt an die Scheibe. Und rutscht nicht mehr ab. Und kann schlafen. Glückwunsch.

PS: Und dann war da noch der junge Mann, der in der Oranienburger Straße mit seinen Freunden die S-Bahn verließ. Davor meinte er mit Blick auf den Namen der nächsten Haltestelle, dass ja „Oranienburg“, wenn man einige Buchstaben verändert auch „Onanierburg“ heißen könne.
Tja.


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