Autobrücke über den Kanal?

Nicht nur in Friedrichsthal scheiden sich an dieser Frage die Geister

MAZ Oranienburg, 5.5.2007

Das Wasserstraßen-Neubauamt des Bundes will eine Brücke über den Oder-Havel-Kanal bei Friedrichsthal bauen. Die Geister scheiden sich daran, ob es eine Überführung nur für Fußgänger und Radfahrer wird oder das Bauwerk auch für motorisierte Fahrzeuge gebaut werden soll. Nachdem der Bauausschuss für eine kleine Brücke, die Ortsbeiräte dagegen für eine Kfz-Brücke gestimmt haben, trifft der Hauptausschuss am Montagabend eine Entscheidung.

PRO (RT)
Wenn schon, denn schon: Die geplante Brücke zwischen Friedrichsthal und Grabowsee sollte auch für den Autoverkehr freigegeben werden. Als Außenstehender ist ein spannender Zweikampf zu beobachten: die immer wieder eintreffenden Meldungen über die Anzahl der Unterschriften für oder gegen eine Kfz-Brücke. Gegner sprechen über den Wald und die Natur, die durch den Verkehr geschädigt würden. Dabei mute ich ihnen schon mehr als genug zu, wenn ich von Oranienburg aus erst nach Schmachtenhagen und dann durch den gesamten Wald wieder zurück zum Grabowsee fahre. Zwei (mit dem Rückweg sogar vier) Fahrten durch dieses Naturgebiet würden durch die neue Brücke komplett wegfallen. So schlecht für die Umwelt kann das auch nicht sein. Zumal durch die Havel und den wenigen Brücken, die darüber führen, die Wege sowieso gegrenzt sind. Auch Oranienburg könnte eine weitere Brücke über die Havel gut und gerne vertragen. Eine Kfz-Brücke in Friedrichsthal würde nicht zwingend bedeuten, dass sich in Zukunft lange Fahrzeugkolonnen durch das Gebiet schlängeln. Hier ist keine Bundesstraße geplant! Vielmehr würde die Anfahrt zum Grabowsee sehr vereinfacht werden. Und auch der Bauernmarkt und seine Kunden hätten sicherlich etwas von dieser Brücke. Übrigens: Durch die aktuelle Verkehrssituation wissen viele Leute gar nicht, dass der Grabowsee nicht in Schmachtenhagen, sondern in Friedrichsthal liegt.

KONTRA (HEIKO HOHENHAUS)
Wer A sagt muss auch B sagen. Eine Autobrücke über den Oder-Havel-Kanal ohne den Ausbau der zu ihr führenden Straßen wäre eine Investruine. Schon für die Erneuerung des völlig maroden Malzer Weges am Grabowsee vorbei nach Schmachtenhagen hätte die Stadt aber nahezu eine Million Euro zu zahlen. Die Frage muss erlaubt sein, ob der Ausbau der kilometerlangen Straße durch den Wald, an der es kaum Anlieger gibt, wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll ist. Zumal sehr viele Oranienburger noch an unbefestigten oder durchlöcherten Straßen wohnen und seit Jahren vertröstet werden.
Die Enttäuschung von Befürwortern der Autobrücke ist verständlich. Hatte der Bund doch ursprünglich die Komplettfinanzierung des Bauwerks zugesagt. Nach Beschwerden beim Bundesrechnungshof und Klagedrohungen der Anlieger zog die Wasserstraßenbehörde dieses Versprechen jedoch zurück. Nun will der Bund auch die Kommune an den Kosten beteiligen. Eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke (frei auch für Rettungsfahrzeuge) würde das Wasserstraßen-Neubauamt dagegen vollständig bezahlen.
Das kompromisslose Festhalten an der Straßenbrücke bedeutet einen jahrelangen Rechtsstreit mit den Anliegern, die dieses Bauwerk verhindern wollen, und auch eine juristische Auseinandersetzung mit dem Bund wegen der Finanzierung. Am Ende stehen Friedrichsthal, Malz und Schmachtenhagen mit leeren Händen da.


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