Hupen in erster Reihe

Palermo: Kultur, Verkehr und Vagabunden

MAZ Oranienburg, 6.7.2005

Nachdem der Billigflieger auf dem Flughafen von Palermo gelandet ist, bringt uns der Shuttlebus innerhalb von 45 Minuten ins Zentrum der sizilianischen Großstadt. Genug Zeit, um sich auf die dortigen Verkehrsverhältnisse einzustellen. Schnell stellt sich heraus: Die beste Freundin der italienischen Autofahrer ist die Hupe. Sie wird gern und vor allem oft eingesetzt. Sobald auch nur in der Ferne ein Hindernis auftaucht, wird auf die Hupe gedrückt.
Palermo mit seinen 670000 Einwohnern liegt wunderschön in einer Bucht an der Nordküste der Insel Sizilien. Mehrere Strände laden zum Baden im glasklaren Wasser ein. Für Kulturinteressierte gibt es unter anderem den beeindruckenden Dom von Monreale. Dessen Wände erzählen auf großen Mosaiken die Geschichten des Alten und Neuen Testamentes.
Wirklich äußerst lohnenswert ist auch ein Bummel über die vielen Märkte auf den Plätzen und den kleinen Gassen der Stadt. Von frischem Fleisch und Fisch, Obst und Gemüse, Haushaltswaren und Andenken – die Auswahl ist gigantisch.
Wofür Palermo und Sizilien noch bekannt sind – wir wissen es alle. Es heißt, 80 Prozent aller Geschäfte der Stadt stehen unter der „Obhut“ der Vagabunden. Das Wort Mafia nimmt in Palermo niemand gern in den Mund. Wer genauer hinsieht und aufpasst, kann den Vagabunden öfter begegnen. Große Villen und Palästchen, dicke Autos.
Die beste Reisezeit, um nach Sizilien zu fliegen, ist der Frühling. Jetzt, im Sommer kann es dort sehr heiß werden – nichts für schwache Gemüter.
Und wie gesagt: Besonders spannend ist in Palermo der Straßenverkehr. Parken in dritter Reihe ist normal. Möchte jemand aus der ersten Reihe wegfahren, hupt er einfach so lange und ausdauernd, bis die anderen Fahrer ihre Autos wegfahren und der Weg frei ist. Für Fußgänger ist Palermo paradiesisch. Über die viel befahrene Hauptstraße zu laufen ist kein Problem. Ein kurzer Blick vor dem Betreten der Straße genügt. Dann einfach loslaufen, die Autofahrer werden schon auf uns achten. Und tatsächlich – es funktioniert. Merkwürdigerweise wird nicht mal gehupt, stattdessen bremsen die Autofahrer bereitwillig ab und lassen uns durch. Wer mit dem Bus fahren will, muss an der Haltestelle einen Arm heben, wenn der Bus kommt – ansonsten hält er nämlich nicht.
So bietet Palermo eine interessante Mischung aus Hektik und Gelassenheit.


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