Wegen Bauarbeiten darf in Teilen der Schönfließer Straße in Hohen Neuendorf
nicht geparkt werden – nun werden große Umsatzeinbrüche befürchtet
MAZ Oberhavel, 24.9.2025
Hohen Neuendorf.
Voller Sorge blickt Bärbel Frank aus ihrem Laden auf die Schönfließer Straße. Die Chefin der „Boutique Cinderella“ am S-Bahnhof Hohen Neuendorf hat seit ein paar Tagen viel weniger Kunden als sonst.
„Hier kann kein Mensch mehr parken“, sagte sie am Mittwoch. Normalerweise gibt es vor ihrem Geschäft auf zwei Stunden begrenzte Parkplätze. Diese Schilder sind aber zur Seite gedreht, stattdessen gilt seit dem 8. September ein Halteverbot.
Der Grund: In der Schönfließer Straße finden noch bis voraussichtlich Ende November zwischen der Einmündung Friedrichstraße und Wilhelm-Külz-Straße am Bahnhof Bauarbeiten statt.
Es geht dabei um die Südseite der Einkaufsmeile. Es solle „eine bauliche und gestalterische Aufwertung des Gehweges“ erreicht werden. Er solle damit mehr den Charakter einer Flaniermeile erhalten.
In einer Mitteilung der Stadtverwaltung wird erklärt, was dort geplant ist. Die bisherigen separaten Verkehrsflächen für Fußgänger und Radfahrer werden zugunsten einer Mischverkehrsfläche aufgelöst, heißt es dort. So sei es vor einigen Jahren schon auf der Nordseite umgesetzt worden.
Auf dem Abschnitt werden drei neue Bäume gepflanzt und neun Pflanzbehälter platziert, von denen vier eine Sitzgelegenheit bieten werden.
Außerdem sollen einige „Vorgartenflächen“, die sich im privaten Besitz befinden, umgestaltet und verschönert werden. Die Grünfläche vor der Hausnummer 13 werde durch eine kleine Mauer eingefasst, die sich ebenfalls als Sitzmöglichkeit eignen werde.
Den betroffenen Händlern, mit denen die MAZ am Mittwoch gesprochen hat, geht es auch nicht um die Baumaßnahme selbst, sondern um die Umsetzung, insbesondere um das flächendeckende Halteverbot.
„Stammkunden sagen uns, sie haben zehn Minuten nach einer Parkmöglichkeit im Ort gesucht“, erzählte Boutique-Chefin Bärbel Frank. „Wir haben einen einzigen Parkplatz“, sagt sie. Der liege in der Seitenstraße am Bahnhof. „Aber auch der war jetzt regelmäßig mit Baufahrzeugen zugestellt.“
Eine Kundin habe neulich auf dem Kaufland-Parkplatz geparkt. „Das war eine ältere Frau, und es ist ihr schwergefallen, dann zu uns zu laufen.“ Die jetzige Situation sei geschäftsschädigend.
„Wir haben teilweise sehr alte Kunden, die drauf angewiesen sind, zu parken“, sagte Undine Kühne von der Augenoptik Ahrens. „Wir merken momentan, dass es sehr ruhig bei uns ist.“
Knackpunkt offenbar: Die Händler auf der Nordseite der Schönfließer Straße seien über die Bauarbeiten nicht informiert worden. „Wir wussten vorher gar nichts“, so Undine Kühne. „Keinen Zettel, nichts. Wir dachten erst, das sei eine Sperrung für das Herbstfest.“
Das Verständnis, dass gebaut werden müsse, sei groß. „Wir sehen ein, dass, wo gebaut wird, Halteverbot herrschen muss. Aber dann soll man wirklich nur da ein Halteverbot einrichten, wo auch wirklich gebaut wird. Wir haben ja auch Zulieferer, die halten jetzt irgendwo, wo sie das eigentlich nicht dürfen“, so die Optikerin weiter.
„Es ist sehr ruhig seit letzter Woche“, sagt auch Yvonne Zenner vom Reisebüro Böhnke. Auch sie sagt, es habe vorher keine konkrete Information zum Halteverbot gegeben.
Der Kundenrückgang sei „gravierend“, sagte Christine Paeschke von der Bäckerei Heide. „Nachmittags ist jetzt fast gar nichts mehr los und morgens kommen vielleicht die Hälfte der Leute, die sonst kommen.“
Auch sie hofft, dass das Halteverbot in der Schönfließer Straße abschnittsweise eingerichtet werde. „Und es ist ja für uns kein Ende in Sicht“, ergänzt sie.
Kirsten Zieske vom Café „Kunst & Filterkaffee“ hat ihr Geschäft auf der Südseite der Schönfließer Straße. Da sie direkt von den Bauarbeiten betroffen ist, wurde sie auch ausführlich vorher informiert, erzählte sie.
Dass auf dem gesamten Abschnitt Halteverbote gelten, habe aber auch sie überrascht. „Wir waren konsterniert, weil die ganze Fläche für das Parken gesperrt wurde“, sagte sie am Mittwoch. „Obwohl ja erst an der Apotheke gebaut wird.“
Es werde nun schwerer für die Gewerbetreibenden auf beiden Seiten der Schönfließer Straße, vermutet sie. „Wenn die Leute nicht parken können, dann fahren sie weiter.“
Sie befürchtet, dass am Ende zwar der Gehweg hübsch sei, „aber es dann weniger zu kaufen. Wir müssen ja alle Miete zahlen.“ Auch sie würde es besser finden, wenn die Halteverbote nur dort gelten würden, wo auch wirklich gebaut werde. Skepsis herrscht auch wegen der Bauzeit. „Wenn man überlegt, wie lange schon an der Brücke in der Karl-Marx-Straße gebaut wird, da gehen wir jetzt ins fünfte Jahr“, sagt Bärbel Frank von der „Boutique Cinderella“.
So lange wird es sicherlich nicht dauern. Aber klar ist, dass 2026 der Gehweg-Abschnitt zwischen Friedrichstraße und Kaufland-Kreuzung dran ist.
In der Stadtverwaltung solle das Thema noch mal erörtert werden, sagte Verwaltungssprecher Daniel Dinse am Mittwoch auf MAZ-Nachfrage.
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