Was wurde aus den Jungs vom Jazzkomplott? Hannes Rössler, Oskar Alpen und Christian Lippert sind jetzt 39, machen alle ihr Ding – am 20. Juni geben sie ein Konzert in Oranienburg
MAZ Oberhavel, 29.4.2025
Oranienburg.
Das Jazzkomplott – vielen Oranienburgern wird diese Band noch ein Begriff sein. Es ist 20 Jahre her, 2005, da trafen sich die Musiker in der Oranienburger Musikschule, und ein erstes Album war fertig. Hannes Rössler war damals 19, Christian Lippert war 18. Sie waren Teil einer Gruppe von jungen Leuten, die im Laufe der Jahre in verschiedenen Formationen Musik gemacht haben. Auch Oskar Alpen gehörte dazu.
Heute sind sie alle 39 Jahre alt, und inzwischen machen sie alle ihr eigenes Ding. Einerseits. Aber andererseits war der Kontakt nie abgerissen. „Immer mal wieder zum Abendessen in Berlin“, erzählt Christian. Und da war auch der Wunsch: wieder mehr zu spielen. 2024 trafen sie sich dann erstmals in der alten Garage von Oskars Großmutter in Oranienburg-Süd. Seitdem wieder öfter.
Denn sie haben ein Ziel – oder genauer gesagt: einen Termin. Am 20. Juni treten sie im Kulturkonsum in Oranienburg auf. „Wir brauchen mal wieder einen Gig“, erzählt Hannes. Ein Abend mit guter Musik, viel Spaß – und vor allem ein Heimspiel. Sie haben sogar wieder einen Namen: „TheSixfoursixfive“.
Das steht für die Jahreszahlen „64“ und „65“, Hannes‘ Saxofon stammt aus dem Jahr 1964, die anderen Instrumente sind von 1965, wie die drei erzählen. „Wir hatten schon immer gute Instrumente“, erzählt Hannes. „Jetzt schätzt man das aber noch ganz anders, wir sind ja auch reifer geworden.“
Bei dem Konzert im Kulturkonsum wollen sie Jazz-Standards spielen, aber auch eigene Stücke. „Wir sind jetzt deutlich entspannter als früher“, sagt Christian. „Es müssen nicht nur Jazzstücke sein, es ist auch Pop dabei.“ Das Programm zusammenzustellen sei fix gegangen, sagt Oskar. Von Hannes gebe es schon fünf Eigenkompositionen und zwei von Chris. „Wir sind jetzt ein Trio, und das ist eine schöne Herausforderung“, sagt Hannes Rössler. Sie haben keinen Bass, wollen teilweise eher akustischer werden.
Blickt man auf das Trio, dann fallen einem diverse Bandnamen aus den vergangenen 20 Jahren ein: die Schülerband French Quarter, später das Jazzkomplott, Panda und The Toulouse.
French Quarter war die erste Band, das war bereits Mitte der 90er-Jahre. Oskar war gerade mal acht. Später spielten sie im Landesjugendjazzorchester, Hannes Rössler stieß 2001 dazu. Die weiteren Bands folgten. Mit Panda haben Christian Lippert und Oskar Alpen vermutlich die größten Kreise gezogen. Mit der Frontfrau, der Schauspielerin Anna Fischer, traten sie auch in Shows wie „Inas Nacht“ auf.
Vor gut zehn Jahren hatte sich das Jazzkomplott aufgelöst. „Ab und zu haben wir noch Dinner-Gigs gespielt“, erinnert sich Christian.
Inzwischen haben sie alle verschiedene Jobs. Hannes Rössler lebt jetzt in Hohen Neuendorf. Er hat Medizin studiert und arbeitet für eine Wissensplattform für Ärzte und Studenten. „Ich helfe da im Produktmanagement.“
Oskar Alpen lebt in Berlin, er ist seit 15 Jahren Projektmanager im IT-Bereich in verschiedenen Unternehmen. Mit seiner Freundin will er demnächst nach Bayreuth ziehen.
Christian Lipperts Leben dreht sich noch am allermeisten um die Musik – und das auch sehr prominent. Er kümmert sich um das Marketing für „Die Ärzte“ und das Management von Bela B. Für ein Farin-Urlaub-Album steuerte er das Artwork bei. Er stand als Musiker bei Matthias Schweighöfer, Lukas Rieger und Jeannette Biedermann auf der Bühne. Erstmals in der MAZ tauchte er 2004 auf, als er Mitglied bei der Band „Blaumond“ wurde, eine vom Jugendradio Fritz gecastete Gruppe.
Außerdem schreibt und fotografiert Christian Lippert zum Thema Essen und Sterne-Restaurants in aller Welt.
Alle zwei bis drei Wochen treffen sie sich im Proberaum. Aber allgemein habe sich das Musikmachen sehr verändert. „In welchen geilen Zeiten wir jetzt leben“, sagt Christian. Man könne schnell was auf dem Handy aufnehmen, es gebe Dropboxen, über die Demoversionen fix mal verschickt werden können. Christian Lippert hat auch den Eindruck, dass wieder mehr Kinder Instrumente lernen wollen. Plattformen wie TikTok würden das verstärken. Im Gegensatz dazu stünden aber schwindende Förderangebote.
„Das war früher anders, wir haben damals eine tolle Förderung bekommen“, erinnert sich Hannes. „Musik war und ist ein elementarer Bestandteil in unserem Leben.“
Sie hatten viele Auftritte, konnten reisen, durften auf Festivals spielen. Christian ergänzt: „Heute gibt es größere Hürden, um solche Förderangebote zu finden.“
Die Möglichkeiten seien nicht mehr so groß, und überhaupt seien die Perspektiven für den Musiknachwuchs schwierig, wenn sie denn Geld damit verdienen wollten. „Eine Plattform wie Spotify zahlt ja kaum was“, sagt er. Jetzt aber ist erst mal die Vorfreude auf den Auftritt im Oranienburger Kulturkonsum groß. „Das wird total schön“, sagt Oskar. Freunde und Familie werden kommen, und sie hoffen, dass der Laden voll wird.
„A Night in Kulturkonsum“ – so soll das Motto des Abends lauten. „Wir halten es bewusst konzeptfrei“, sagt Christian. Moderner Jazz, Funk, Standards. „Wir wollen einfach Spaß.“
Das Konzert beginnt am Freitag, 20. Juni, um 20 Uhr im Kulturkonsum, Heidelberger Straße 22 in Oranienburg. Eintritt: 15 Euro, für einen guten Zweck. Infos und Tickets auf http://www.kulturkonsum-ev.de.
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