Während der Endbahnhof der künftigen RB28 noch dieses Jahr fertig werden soll, herrscht für die eigentliche Strecke über Mühlenbeck weiterhin Unklarheit, wann dort der erste Zug rollt
MAZ Oberhavel, 5.8.2025
Berlin.
Im Herbst 2025 könnte der Regionalbahnhof Berlin-Wilhelmsruh bereits fertiggestellt sein. Die Frage ist nur: Wann hält dort mal eine Regionalbahn? Denn das ist alles andere als geklärt. Am Berliner Mauerweg, auf der Grenze zwischen Pankow und Reinickendorf, direkt neben dem S-Bahnhof Wilhelmsruh wird derzeit gebaut.
Dort soll künftig die Regionalbahn RB28 fahren – besser bekannt als Heidekrautbahn. Hinter dem Projekt verbirgt sich die lange geplante Reaktivierung der Stammstrecke zwischen Wilhelmsruh, Mühlenbeck und Basdorf. In Basdorf soll die RB28 enden und Anschlüsse an die RB27-Züge nach Groß Schönebeck und Wensickendorf bieten. Riesige Sandberge sind momentan am künftigen Regionalbahnhof Wilhelmsruh aufgeschüttet, Spundwände wurden in die Erde gerammt. Der künftige Bahnsteig ist noch nicht zu sehen, allerdings schon eine Treppenanlage, die mal zum Bahnsteig führt.
Seit April sind die konkreten Bautätigkeiten neben dem S-Bahnhof zu beobachten. Ein paar wenige Bauarbeiter und Bagger waren am Freitag auf dem Areal unterwegs. Wie ein Sprecher der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) mitteilt, seien 96 Spundwände, bestehend aus 1,40 Meter breiten Stahlbohlen, bis zu drei Meter tief in den Boden gesetzt worden. Der Spundwandkasten ist mit etwa 40.000 Tonnen Erdmaterial aufgefüllt und mit 92 Ankern stabilisiert worden.
Bis zu 1000 Tonnen Erde wurden täglich verarbeitet. Geplant ist ein 2,50 Meter breiter Bahnsteig – aber nicht ebenerdig, sondern auf einem erhöhten Bahndamm. Der Bahnsteig wird 145 Meter lang und bekommt einen Treppenabgang sowie eine barrierefreie Rampe zur Kopenhagener Straße. Über diese Rampe muss auch jeder, der dort in die S-Bahn umsteigen will. Die NEB gibt als Fertigstellungstermin den Herbst 2025 an – der Bahnhof hat dann aber noch keinen Anschluss an die eigentliche Strecke.
Dazu müsse die gesamte, rund 14 Kilometer lange Strecke bis Schönwalde in Barnim erneuert werden. Wie der langjährige NEB-Geschäftsführer Detlef Bröker sagte, gebe es bislang dafür noch kein Baurecht. Nach seinen Worten soll die nach einer ersten Auslegung überarbeiteten Pläne für den auf dem Gebiet des Landes Berlin gelegenen Abschnitt bis Ende 2025 erarbeitet sein und Anfang 2026 veröffentlicht werden.
Irgendwann 2026 sollen auch die überarbeiteten Planfeststellungsunterlagen für den Bauabschnitt auf Brandenburger Gebiet vorliegen, so Detlef Bröker weiter. Dann müssten die Einwendungen und die weiteren Schritte in Berlin und Brandenburg abgewartet werden.
Bislang gab diverse natur- und lärmschutzrechtliche Bedenken. Bereits 2020 erfolgte der symbolische erste Spatenstich für den Bahnhof Wilhelmsruh und damit für die Reaktivierung der Strecke. Damals war davon die Rede, dass 2023 auf der Strecke Züge fahren. Aber daran ist selbst 2025 noch nicht zu denken.
„Ich hoffe, dass entlang der Strecke ab 2026 gebaut werden kann“, erklärte Detlef Bröker im vergangenen Jahr bei einer Pressekonferenz zur Zukunft der Heidekrautbahn. Aber selbst das ist längst nicht sicher, und ein Termin, wann die ersten Züge rollen, wird erst gar nicht mehr genannt.
Wenn die Züge denn mal rollen, dann ist laut NEB ein Stundentakt zwischen Berlin-Wilhelmsruh und Basdorf geplant – als RB28. In Basdorf besteht dann Anschluss an die bestehende RB27. Langfristig sollen die Bahnen alle halbe Stunde auf der reaktivierten Strecke fahren.
Haltepunkte soll die Regionalbahn dann in Pankow Park, Berlin-Rosenthal, Berlin-Blankenfelde, Schildow, Schildow-Mönchmühle, Mühlenbeck und Schönwalde West bekommen.
Aber die NEB hat mit der Heidekrautbahn nicht nur ein bürokratisches und finanzielles Problem – bei den ursprünglich geplanten 46 Millionen Euro Baukosten wird es wohl nicht bleiben –, sondern auch ein strukturelles und ein kommunikatives Problem.
Das Strukturelle: Ob die Regionalbahn von Wilhelmsruh aus wirklich mal bis Berlin-Gesundbrunnen, wo es dann viele Umsteigemöglichkeiten gäbe, fahren kann, ist derzeit offen. Das Umsteigen in Wilhelmsruh zur S-Bahn ist mit langen Wegen verbunden.
Das Kommunikative: Vielen Menschen, gerade in Bereich Wensickendorf, ist gar nicht klar, dass die Reaktivierung der Heidekrautbahn-Strecke für die Züge aus Wensickendorf nicht direkt etwas bringt. Denn die Züge aus Wensickendorf (und auch Groß Schönebeck/Wandlitz) werden nicht auf die neue Strecke abbiegen, sondern weiterhin nach Berlin-Karow fahren.
Am Rande eines Pressegespräches in Schmachtenhagen sagte der stellvertretende Ortsvorsteher Ulf Azone (CDU) zu den Streckenplänen der NEB und den Umstand, dass die Züge aus Wensickendorf ihre bisherige Strecke behalten: „Das wusste ich nicht.“ Dass die Heidekrautbahn im Bereich Zühlsdorf und Wensickendorf ab Dezember 2025 seltener und am Wochenende gar nicht mehr fährt und damit in Schmachtenhagen überhaupt kein Zugverkehr mehr stattfindet, ist für die NEB in dem Zusammenhang auch ein Rückschlag.
Wenn also der Bahnhof in Berlin-Wilhelmsruh fertig ist, muss sich zeigen, wie lange das neue Bauwerk ein Geisterbahnhof sein wird.
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